Hate - Erebos

Review

HATE kommen aus Polen und spielen Death Metal, schon seit 1990. Dass man dabei im Schatten der wenig später gegründeten BEHEMOTH landen kann, bevor man sich versieht, leuchtet angesichts der Konstant anwachsenden Prominenz der Männer um Nergal ein. Warum man dann allerdings, wie HATE Anno 2010 mit „Erebos“ wirklich jedes einzelne Merkmal jener zu kopieren sucht, erschließt sich nicht so wirklich.

Ernsthaft, bis hin zu Artwork und Promofotos Kopieren ATF Sinner und seine Musikerkollegen die aktuellen Entwicklungen im Hause BEHEMOTH peinlich genau. Das macht selbstverständlich auch vor der Musik nicht halt: „Erebos“ eröffnet mit dem orientalisch angehauchten Akustik-Intro „Genesis“, das sofort die Assoziation zu „The Apostasy“ aufleuchten lässt. Auch der Einstieg in das folgende „Lux Aeterna“ offenbart nicht ein einziges Alleinstellungsmerkmal. So geht das auch die komplette Spielzeit der zehn Stücke weiter. Wäre da nicht ein bestechender Unterschied, wäre es kaum möglich zu sagen, mit welcher Band man es hier eigentlich zu tun hat: HATE sind nicht BEHEMOTH. Punkt, aus, Ende.

Auch wenn sich über die technischen Fähigkeiten der Musiker kein böses Wort verlieren lässt, gelingt es ihnen zu keiner Sekunde, den überwältigenden Komplexitätsgrad oder die atmosphärische Dichte von „Evangelion“. Auch wenn Frontmann Sinner routiniert schöne Riffs im Darski-Stil abfeuert und Schlagzeuger Hex wuchtig und tight die Felle bearbeitet, bleiben sie hinter den so unglaublich offensichtlichen Vorbildern immer einige Meter zurück. An wesentlichen Stellen setzen sie weniger auf Technik denn auf mächtige Grooves, die für sich genommen effektiv sind, im Gesamtbild der detailgetreuen Kopie aber als Mangel erscheinen.

Der Vorwurf der dreisten Kopie ist natürlich ein starker, aber es kann schlicht kein Zufall sein, dass HATE Jahr für Jahr um einige Veröffentlichungen hinterher hinken und sich mit jedem neuen Album näher an den Post-„Thelema.6“-Sound heran bewegen. Das kann man bei den Helden der eigenen Jugend machen, das ist im Metal sogar alles andere als unüblich. Aber sich so bemüht in den Schatten anderer zu Stellen und die eigene Nische so bewusst zu verweigern, ist hoch fragwürdig.

„Erebos“ ist musikalisch trotz allem nicht übel. Wer über die dummdreiste Uninspiriertheit hinwegsehen kann, freut sich gewiss über den professionell produzierten Death/Black-Hybriden, der mit seinen melodiösen Momenten und dem wuchtigen Groove zwar sehr gefällig wirkt, aber von jemand anderem bereits vor einigen Jahren besser gemacht wurde.

17.11.2010
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