Illum Adora - ...Of Serpentine Forces

Review

Acht Jahre gibt es das Quasi-Soloprojekt des (ehemaligen?) ZARATHUSTRA-Sängers Hurricane Hellfukker schon, bei dem dieser unter dem Banner ILLUM ADORA Black Metal der alten Schule huldigt. „…Of Serpentine Forces“ ist nun nach zwei Demos, einer EP, einer Split mit MORTE INCANDESCENTE und einem Livealbum das erste Studioalbum in voller Länge – und da darf man sich durchaus die Frage stellen, ob Mr. Hellfukker denn den kultigen Old-School-Vibe, der auf den früheren, „kleineren“ Veröffentlichungen sehr schön durchkam, auch auf voller Länge halten kann.

Die einfache Antwort ist: er kann! Die kompliziertere, dass der Mann hinter ILLUM ADORA hier klug zu Werke geht, etwas mehr Abwechslung in den Bandsound bringt, dabei aber nie die Wurzeln des Projekts im Black Metal der alten Schule verleugnet. So ist „…Of Serpentine Forces“ im Laufe seiner gut 40 Minuten Spielzeit so divers wie es manch‘ andere Band in ihrer ganzen Karriere nicht wird, fällt aber nie aus dem Rahmen. Auch wenn Hurricane Hellfukker im Interview mit metal.de (erscheint die Tage) angibt, dass dieses Album kein Konzeptwerk im eigentlichen Sinne sei: Einen roten Faden gibt es musikalisch, der in der ganz eigenen Art von ILLUM ADORA besteht, Riffs zu schreiben und miteinander zu verknüpfen – ganz egal, ob diese nun melodischer oder eher brutaler Natur sind.

„…Of Serpentine Forces“ bewegt sich zwischen zwei Polen

Denn letztlich sind das die beiden Pole, zwischen denen sich „…Of Serpentine Forces“ bewegt: Ungestüm, brutal und im hohen Tempo gehts im Opener „Dominions Of Spheres Beyond“ los, Bands wie zum Beispiel KATHARSIS oder URGEHAL sind nicht ganz weit weg … zumindest so lange, bis im Mittelteil Akustikgitarren dazukommen und der Track eine melodische Wendung nimmt. „Forever Dying But Never Dead“ hingegen ist ein Beispiel für das andere Extrem des Albums, Uptempo gibt es hier nicht, dafür melodische Leads, in denen MOONBLOOD oder frühe ANDRAS grüßen lassen, und ein Mainriff plus Refrain, die beide so schnell nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen sind – Hitpotenzial galore!

Das ist aber noch längst nicht alles, was ILLUM ADORA, für dieses Album übrigens verstärkt um Musiker der niederländischen Kultband COUNTESS, in petto haben. So bewegt sich der Titeltrack von „…Of Serpentine Forces“ in doomigen Gefilden und bedient sich im Riffing ein wenig bei den schwedischen Orthodox-Black-Metal-Bands, während „Slaves To Existence“ rasend, flirrend, aber nicht unmelodisch mit Thrash-Elementen und einer Menge Uffta-uffta überrascht – und dann am Ende eine Spoken-Words-Passage (Auszüge aus Johann Wolfgang Goethes „Prometheus“) über eine emotionale Leadgitarre zum Niederknien bietet. Alleine wegen dieser Passage sollte jeder, der mit Black Metal kann, einmal in das Album reinhören. (Und wer, wie der Verfasser dieser Zeilen, jedes Mal dahinschmelzt, wenn am Ende von GEISTs „Kainsmal“ Klaus Kinski Nietzsches „Vereinsamt“ rezitiert, der kommt um das Ende von „Slaves To Existence“ nicht herum.)

ILLUM ADORA sind weder Post- noch Orthodox noch sonstwas – sondern einfach nur richtig guter Black Metal

Ja, all das bieten Hurricane Hellfukker und seine ILLUM ADORA auf „…Of Serpentine Forces“. Dieses Album hat so viele bestechend gute Momente, dass es schwer fällt, nicht in Superlative und Höchstnotengerede zu verfallen – denn so emotional die Platte über weite Strecken ist, und so klug sie komponiert ist: Mit „Under The Iron Of The Moon“ oder „Clashing Of Swords“ gibt es auch den einen oder anderen Track, der nicht mit der Qualität der genannten Beispiele mithalten kann. Reines Lob und Höchstpunktzahl wäre also doch unangebracht. Trotzdem gilt alles oben gesagte: Wer auf Black Metal vornehmlich der alten Schule kann, der muss „…Of Serpentine Forces“ vielleicht nicht mögen, aber er verpasst was, wenn er nicht zumindest reinhört. Klare Empfehlung für jeden, der schon länger mal nach einem Album gesucht hat, das weder Post- noch Orthodox noch sonstwas ist, sondern einfach „nur“ Black Metal – aber trotzdem richtig, richtig gut.

Hier gehts zur metal.de-Premiere des Videos zum Opener „Dominions Of Spheres Beyond“.

15.02.2019
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