Keep Of Kalessin - Armada

Review

Ob es ein geschickter Schachzug von Herrn Obsidian C war, sich für die letzte EP seiner Band KEEP OF KALESSIN mit Frost und Attila zwei große Namen ins Boot zu holen, oder nur das naheliegendste Mittel, der Entvölkerung seiner Reihen Herr zu werden, frage sicher nicht nur ich mich. Aus seiner Zeit als Tourgitarrist bei SATYRICON hat er jedenfalls das beste gemacht, seine Beziehungen spielen lassen und durch dieses illustre Line-Up, das auf „Reclaim“ tätig war, den Namen KEEP OF KALESSIN bis nach Hintertupfingen zu einem Begriff werden lassen. Geographischen Hindernissen ist es anzulasten, dass die Band in dieser Konstellation nur für diesen einen Output Bestand hatte.
Mit „Armada“, dem dritten vollwertigen Album des Norwegers mit der wechselnden Gefolgschaft, belehrt Herr C nun aber alle eines besseren, die meinen, ohne dickes Namedropping sei kein Staat zu machen. Und wie er sie belehrt! „Armada“ ist ein Feuer- und ich behaupte: auch ein Referenzwerk des melodischen Black Metal. Eingängiger, unverbrauchter, scheuklappenfreier und zugleich tighter hat lange keine Veröffentlichung dieser Richtung mehr geklungen. Allen Nimbus‘ der ehemaligen Mitstreiter und ihrer Black Metal-Verwurzelung zum Trotz, bedienen sich KEEP OF KALESSIN anno 2006 bei allem, was geil klingt und klingen damit überraschend schwedisch. Ihren rasenden Black Metal reichern sie in „Many We Are“ und im Titeltrack mit deutlichen, modernen Thrash-Anleihen der Marke SUSPERIA an, strecken „Into The Fire“ oder „Winged Watcher“ mit saftigem Death Metal, ohne die Songs damit zu verwässern, arbeiten aber auch äußerst subtil und mit Liebe zum Detail, indem sie immer wieder akustische Gitarren einsetzen. Zwar dürfen diese gern einmal ein eigenes Break komplett einfärben, hört man jedoch genau hin, fällt auf, dass sie auch zur Verzierung des normalen Riffings dienen. Wenn das mal nicht verschwenderisch ist! Dieser Detailreichtum erstreckt sich nicht nur über die instrumentale Seite, die mit superben, hochmelodischen Soli, unmenschlichem Highspeed Drumming und -Riffing und zahlreichen Überraschungsmomenten Ihresgleichen sucht, sondern macht auch vor der gesanglichen Leistung von Shouter Thebon nicht halt. Der beherrscht vom klassischen Keifen, über Grunzen und semi-cleane Passagen bis zum räudigen Shouten jede Facette. Zumindest ist mir nichts von irgendwelchen Gastsängern bekannt. Respekt!
Mit seinem Detailreichtum, seinen enorm kreativen Breaks, seinen Stil- und Stimmungswechseln, die von manisch-entfesselt bis hymnisch-heroisch reichen, dem verdammt noch mal tightesten Riffing der letzten Jahre und dem schlafwandlerisch sicheren Umgang mit sowohl traditionellen als auch modernen Einflüssen muss „Armada“ teilweise sogar als progressiv gelten. Seit MÖRK GRYNINGs „Maelstrom Chaos“ habe ich nichts derart Geiles mehr erlebt. Ein unausweichlicher Pflichtkauf und die volle Zehn.

01.06.2006
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