Ketzer - Satan's Boundaries Unchained

Review

Debütalbum sind oft ungestüm, wild und roh. „Satan’s Boundaries Unchained“ ist so ein Fall. In den Jahren nach der ersten Platte hat eine Band Zeit zu reifen, entwickelt sich weiter und begeht gerne Mal neue musikalische Pfade, die nicht jedem Fan zusagen. KETZER sind so ein Fall.

War „Endzeit Metropolis“ noch eine logische Fortführung ihres Erstlings, stieß die Band mit ihrem dritten Album „Starless“ so manchem Anhänger vor den Kopf. Nicht nur Optik und Image, sondern auch die Musik war alles andere als der zuvor gewohnte Black-Thrash. Nachdem die Band mit „Cloud Collider“ ein Stück weit zu ihren Wurzeln zurückkehrte, wird es Zeit, das Debüt unter die Lupe zu nehmen.

„Satan’s Boundaries Unchained“ macht keine Kompromisse

Das Intro beschwört mit seinem schleppenden Beat und den Worten „Witchcraft is dead“ Horror-Film-Atmosphäre herauf. Anschließend setzt ein Drumfill im Geiste von „Pleasure To Kill“ ein und es beginnt das absolute Massaker des Titelsongs von „Satan’s Boundaries Unchained“. Doch zwischen den Messerscharfen Riffs, hämmernden Drums und brutalem Gekeife verstecken KETZER geschickt eingängige Melodien, die weder aufgesetzt wirken noch der musikalischen Urgewalt im Weg stehen.

Was schnell auffällt: Die Band reiht auf ihrem Debüt nicht einfach nur ein paar knackige Black-Thrash-Attacken aneinander, sondern verknüpft viele Songs auf geschickte Weise miteinander. Der Anfang von „The Fire To Conquer The World“ fungiert gleichzeitig als Outro zum Album-Opener. Das an den Song anschließende Intro-Riff von „Warlust“ wirkt mehr wie ein Break als ein neuer Song. „Satan’s Boundaries Unchained“ fleißt dahin wie ein stetiger Fluß. Allerdings ist auf diesem Fluß Dauer-Rafting anstatt entspannter Kanufahrt angesagt ist.

KETZER geben sich versiert

Zeit zur Entspannung lassen KETZER dem Zuhörer nämlich nie. Trotzdem wird die Platte im Verlauf der neun Tracks kein bisschen langweilig. Obwohl ausnahmslos jeder Song voll aufs Fressbrett gibt, bringt das Quintett immer wieder überraschende Breaks ein, wechselt von schnellem Geknüppel in einen stampfenden Mitdtempo-Beat und zurück.

Und dann noch die besagten Gitarrenmelodien! Ja, sie sind oft versteckt und nicht immer beim ersten Hören zu erkennen. Doch sie sind da. Unentwegt fressen sie sich mit jedem Hördurchgang mehr und mehr ins Ohr, um schlussendlich nie wieder zu verschwinden.

Aber nicht nur die Gitarrenarbeit auf „Satan’s Boundaries Unchained“ ist fantastisch. KETZER präsentieren sich trotz ihrer noch jungen Jahre als reife Musiker, die technisch ebenso präzise wie virtuos arbeiten. Hier sitzt jeder Schlag und trotzdem fühlt es sich stets authentisch und nie künstlich gepusht an. Gleiches gilt für die Produktion als Ganzes, die durch einen satten Sound überzeugt, der alles andere als glattgebügelt ist. All das macht „Satan’s Boundaries Unchained“ zu einem grandiosen Debütalbum, das sich kein (Black-)Thrasher entgehen lassen darf.

18.09.2019

"Irgendeiner wartet immer."

Exit mobile version