Madder Mortem - Deadlands

Review

Das inzwischen dritte „Madder Mortem“-Komplettalbum bietet, wie schon auf dem Vorgänger „All Flesh is Grass“ (2001), haufenweise krankes Material! Es ist sicherlich ein einzigartiges Erlebnis, den grabestief gestimmten Gitarren – die oftmals gewollt disharmonisch aufspielen – zu folgen und dazu dem facettenreichen Gesang/Gewimmer/Gebrülle/Geheule/Geflüster etc. von Magierin Agnete Kierkevaag zu lauschen. Dazu gesellt sich ein effektives Rythmusgerüst, das ohne Hast zähflüssige Lava auf die blankgelegten Lauschlappen versprüht. Obwohl die Truppe heuer scheinbar mehr Wert auf nachvollziehbare Strukturen legt, sind diese ansprechend produzierten 57 Minuten Lauschgift für alle oberflächlichen Hörer (sagt also nicht, ich hätte euch nicht gewarnt)… Jener musikalische, undergroundige Seelenstrip verlangt einem alles ab, verlangt ungeteilte Aufmerksamkeit: Süssliche, choralartige Gesänge stürzen von der Spitze einer gotischen Kathedrale und schlagen auf dem Boden eines Schlachtfeldes im 20. Jahrhundert auf. Im nächsten Moment wird man einer Lichtfolter in einer weissen, kahlen Gummizelle unterzogen … Die bildlichen Assoziationen wechseln ständig – Halt und Orientierung werden nicht geboten. Wenn es dann aber erst einmal „Klick“ gemacht hat, dann blockiert der Rundling den CD-Schacht für lange Zeit – believe me ! Die Bedrohlichkeit und Intensität der Songs degradiert zudem die meisten konkurrierenden (??) Gothic-Kapellen zu harmloser Karnevals-Mucke, wobei die Schublade „Gothic Metal“ sowieso nur bedingt auf die fünf norwegischen Verrückten zutrifft. Madder Mortem gehören weder ins Radio noch in die Charts – und das ist auch gut so. Es bleibt ein nihilistisches Gebräu von Ausnahmekünstlern (im wahrsten Wortsinn), dem man nur Bewunderung zollen kann und in dieser musikalischen Diziplin allenthalben nur von „Mr. Doctor“ und seiner obskuren „Devil Doll“ – Kapelle übertroffen wird. Also, allen Mut zusammengerafft und das Ding in den Player gelegt … noch Fragen ? P.S.: Auch hier sind Anspieltipps im übrigen sinnlos – man muss das Werk in seiner Gesamtheit verstehen und begreifen lernen.

10.11.2002
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