Mantar - Ode To The Flame

Review

100 Mann im Hinterhof-Club, obwohl nach Brandschutzauflagen für gerade einmal 50 Personen ausgelegt. Draußen kalt, drinnen Schweiß. Mucke und Sound so dreckig, wie die Haare des stinkenden Typen im Achselshirt vor dir. So sollte jede Erinnerung an eine gute MANTAR-Show aussehen.

Mit ihrem Debütalbum „Death By Burning“ haben die beiden Hanseaten Hanno und Erinc 2014 den Achtungserfolg des Jahres hinlegen konnten. Und sie haben in etwa 2736 Auftritten in zwei Jahren bewiesen, dass sie mit ihrer schmutzigen DIY-Mixtur auch größere Festivalbühnen zum Erbeben bringen können. MANTAR-Shows, ob groß, ob klein, sind und bleiben ein intensives Erlebnis. Frust und Aggression entladen sich, als sollten in 45 Minuten jeweils drei Sätze Saiten und Felle verschlissen werden. MANTAR zelebrieren den Moment – und zwar ohne Rücksicht auf Verluste.

Dementsprechend bohrt sich der akustische Mittelfinger auch auf „Ode To The Flame“ von Song zu Song tiefer in die Gehörgänge. MANTAR bleiben sich auf ihrem Zweitwerk in Sachen Rotz und Groove in jeder Hinsicht treu und setzen im Grunde alles auf die erwiesene Rezeptur. Aufs Maul gibt’s über volle 45 Minuten, dank starker Hookline mausert sich jedoch gerade „Era Borealis“ zum catchy Hit der Platte – und bleibt als einziger Song wirklich im Ohr. „The Hint“ hingegen bietet etwas ausgefeiltere blackige Gitarrenarbeit und lässt im schleppenden Chorus sogar so etwas wie eine Gesangmelodie erahnen. So gut die gelegentliche Wall Of Sound das jedenfalls zulässt, welche die das Duo mit gerade einmal zwei Instrumenten erschafft. Nix Effekthascherei – absolut authentisch spiegelt die Produktion die ins Studio übertragenen Live-Verhältnisse wider.

„Widerspiegeln“ ist das Stichwort. Live lässt der mangelnde Abwechslungsreichtum eine MANTAR-Show zur kultigen Hassorgie mutieren, auf Platte ist er auf Dauer jedoch Auslöser eines faden Beigeschmacks. „Ode To The Flame“ steckt voller guter, kurzweiliger Ideen, die vom Duo mit maximaler Hingabe ausgestaltet werden – doch dauerhaft kann die Platte den Hörer eben nicht bei der Stange halten.

Etwas schade dürfte es im Rahmen des anstehenden Touringmarathons insbesondere um jene Stücke sein, in denen sich MANTAR doch einmal an untrue Overdubs heranwagen und dann vergleichsweise sogar leicht epische Ausmaße annehmen („Schwanenstein“). Dass „Ode To The Flame“ trotzdem wieder reichlich Material für verschwitze Clubkonzerte und internationale Festivalbühnen bietet, steht dabei außer Frage. Denn das Abrisskommando MANTAR ist erst einmal nicht zu stoppen.

10.04.2016
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