



Ob es bei MANTAR so etwas wie eine Albenkonzeption gibt? Wenn ja, dann dürfte es kein Zufall sein, dass der Nachfolger von „Pain Is Forever And This Is The End“ auf den Namen „Post Apocalyptic Depression“ hört. Abgesehen davon kann man sich bei dem Duo wie so oft wieder darauf verlassen, dass es einen dreckigen, schweren Sound irgendwo zwischen Sludge und Punk gibt mit seit dem Vorgänger prominenter gewordenen Grunge-Elementen und dem heiseren, gelegentlich andeutungsweise melodischen Geschimpfe von Hanno Klänhardt. Nahm der Vorredner Oli DiIorio beim Vorgänger poppigere Arrangements wahr, so scheinen Klänhardt und Erinc Sakarya diese auf dem vorliegenden, neuen Werk wieder ein Stück weit zurückgefahren zu haben.
MANTAR ziehen die logische Konsequenz zum Vorgänger
Die Produktion für das Vorgängeralbum war für das Duo ein Alptraum, der die Band offenbar beinahe an den Rand der Auflösung gebracht hat. Konsequenterweise ist an „Post Apocalyptic Depression“ anders herangegangen worden. MANTAR haben das Studio offenbar ohne eigenes Equipment geentert und für die Aufnahmen genutzt, was gerade vor Ort war. Das Ergebnis klingt trotz allem voll und ganz nach dem, was man von den Herren erwarten kann, anno 2025 mit deutlich rotznäsigerer Hardcore Punk-Kante bei gleichbleibender Heaviness. Es gibt nur wenige Cuts, bei denen passagenweise auf Atmosphäre gesetzt wird wie „Dogma Down“ oder der Rausschmeißer „Cosmic Abortion“, denn der Schmutz regiert auf „Post Apocalyptic Depression“ eindeutig das Klangbild.
Das geht hin zum Punkt, dass das Album auf den ersten Hör fast ein bisschen sperrig wirkt, einfach weil die Herren so unverblümt und schnörkellos nach vorne lärmen und kaum Zeit zum Durchatmen lassen. Das spiegelt sich wiederum in der relativ kurzen, durchschnittlichen Trackspielzeit wider. Denn die beiden heizen ein Dutzend Stücke in 35 Minuten durch den Äther, womit „Post Apocalyptic Depression“ das bislang wohl kürzeste Vollzeitalbum der Herren sein dürfte. Kürzere Trackspielzeiten und der sporadische Charakter der Veröffentlichung bedeuten natürlich, dass dramatisch und bedächtig aufgezogene Songbauten á la „White Nights“ auf der neuen Platte nicht wirklich stattfinden können.
Das Duo geht mit „Post Apocalyptic Depression“ richtig beherzt nach vorne
Dafür feuern sie aus allen Rohren und zeigen unter der Oberfläche doch mehr Abwechslung, als der „Quick n‘ Dirty“-Charakter der Platte auf den ersten Hör offenlegt. Der Dosenöffner „Absolute Ghost“ reißt den musikalischen Kern mit seiner No Nonsense-Attitüde programmatisch an und zeigt, wie der Hase auf „Post Apocalyptic Depression“ läuft. Rotzig rockt das Ding drauf los mit leichter Hard Rock-Kante und damit vielleicht einem netten Callback zum Debüt „Death By Burning“ (v. a. dessen eröffnenden Tripel „Spit“, „Cult Witness“ und „Astral Cannibal“). „Morbid Vocation“ wird um etwas herum gesponnen, was im früheren Leben möglicherweise mal ein SOUNDGARDEN-Riff gewesen sein könnte.
In der zweiten Hälfte wird es dann aber richtig interessant. „Pit Of Guilt“, „Church Of Suck“ und „Two Choices Of Eternity“ scheinen allesamt mehr vom Hardcore beeinflusst zu sein und bringen auf Empfängerseite die Schweißdrüsen in Wallung mit markigen Rhythmen, Gangshouts und einer Attitüde, welche die Mülltonnen zum Brennen bringt. „Axe Death Scenario“ biegt nach erwartungsgemäßer Eröffnung passagenweise richtig in Black Metal-Territorium ab mit dem vollen Programm inkl. Tremolo-Riffs und Blastbeats. „Cosmic Abortion“ schließlich kommt als vielleicht archetypischster MANTAR-Track am Schluss noch einmal mit ordentlich Stimmung und Schwärze um die Ecke und nennt nebenher die beste Hook der Platte sein eigen.
Bei allem Punk-Spirit offenbart die Platte dennoch Tiefen, die das Endergebnis ungemein aufwerten
Es verbirgt sich also doch ein bisschen mehr als nur Punk und Rotz hinter „Post Apocalypse Depression“. Natürlich steht „Post Apocalyptic Depression“ in erster Linie für einen direkten, dreckigen Sound, man hört dem Album seine Entstehungsgeschichte definitiv an. Aber es ist erfrischend, zu wissen, dass mehr dahinter steckt, was der Halbwertszeit der Platte ungemein zuträglich ist. MANTAR verstehen es eben, ihrem vermeintlich primitiven Sound mit Tiefen zu versehen, selbst wenn er wie hier vollkommen bewusst auf maximale Geradlinigkeit ausgerichtet worden ist. Entsprechend hört man das Album am besten laut und mit viel Freiraum zur körperlichen Betätigung. Dann funktioniert das Ding am besten.
Hab sie mir gerade mal angehört. Macht schon richtig Bock! Wird wohl nach der Grungetown die zweite Mantar Platte sein, die ich mir kaufen werde! Die tendenziell kürzeren Songs stehen Mantar ziemlich gut zu Gesicht wie ich finde!