Mastodon - Cold Dark Place

Review

Auch nach Release von „Emperor Of Sand“ wollten die merkwürdigen Geräusche aus dem Innern des Mondes, wo Brent Hinds bekanntermaßen seine Gitarrensoli für das siebte MASTODON-Opus eingespielt hatte, nicht so ganz verklingen. Zunächst war die Rede von einem Hinds-Soloalbum. Schon bald kursierte ein Titel. Vor wenigen Wochen dann ein Artwork, die offizielle Bestätigung und ein Release-Date. Ein halbes Jahr nach „Emperor Of Sand“ erscheinen unter dem Namen „Cold Dark Place“ vier neue MASTODON-Songs.

Kaum noch Metal

Die Tatsache, dass vor Erscheinen der neuen EP noch recht lange gar nicht sicher war, ob man sie überhaupt unter dem Bandbanner vertreiben solle, zeigt schon, wie anders das neue Material ist. Die von so mancher Genre-Postille reißerisch ausgewalzte und vom Trve-Publikum genüsslich gefressenen Interview-Aussage, er „hasse Heavy Metal“, wird der Komplexität des Hinds’schen Kosmos sicherlich nicht gerecht. Dennoch kommt man nicht umhin zu bemerken, dass das unter der Federführung des Lead-Gitarristen entstandene „Cold Dark Place“ mit Metal rein formal kaum noch etwas zu tun hat.

Es dominieren stattdessen Akustikgitarren, Southern-artige Lead-Läufe, Chöre und so manch verträumtes Blasinstrument auf der einen Seite – und das Gesangsorgan von Mr. Hinds auf der anderen. Spätestens seit die grundverschiedenen Gesangsstimmen bei MASTODON sich auf den letzten Alben vermehrt in den Vordergrund gerückt haben, kann auch Hinds seine Qualitäten abseits des Griffbrettes nicht mehr verstecken. So problematisch das Ganze live noch bisweilen ist, auf Platte hat dieses knarzige Genuschel schon so manchen Song final veredelt. Man stelle sich nur „Oblivion“ so ganz ohne vor.

Die richtige MASTODON-Magie will nicht entstehen

Die nun gesteigerten Gesangsanteile des Hobby-White-Walkers passen gut zum überwiegend ruhigen und melancholischen Material auf „Cold Dark Place“. „Blue Walsh“ vermittelt ein authentisches Gefühl von Leere und Ferne und ist dennoch einfach sehr catchy. Und „Toe To Toes“, mit seinem hektischen Tapping-Vers wohl noch der metallischste Song der EP, transportiert Schmerz, Bitternis und Kampfgeist gleichermaßen in der Hauptsache über diese Stimme, die so viel älter klingt, als sie ist.

So gut das alles gemacht ist, will es sich doch nicht so recht wie MASTODON anfühlen. Die Heaviness ist verschwunden, die Abwechslung, die unerwarteten Wenden sind es zu einem gewissen Grad auch. Die Southern-Noten sind präsenter als je zuvor und die Gesangslinien nicht nur in den Refrains harmonischer denn je. „Cold Dark Place“ hält einige musikalische Facetten bereit, die man sich so oder so ähnlich durchaus für das nächste vollwertige MASTODON-Album wünschen würde. Gleichzeitig wird nach Genuss dieser EP umso deutlicher, dass die Magie bei dem Atlanta-Vierer wirklich im Zusammenspiel mit jedem einzelnen Bandmitglied entsteht.

16.09.2017
Exit mobile version