Morbid Angel - Heretic

Review

Ich denke es ging nicht nur mir so, dass es so eine gewisse innere Unruhe gab, was die Zukunft des Death-Urgesteins MORBID ANGEL anging. Lange Zeit war es doch um die Jungs recht nebelig geworden und es war keine klare Richtung zu erkennen, wohin das Ganze gehen sollte. Bedingt wurde diese Phase durch den Ausstieg des zweiten Gitarristen Erik Rutan, sowie der Tatsache, dass Jared Anderson nicht gewillt war den Posten am Mikro bei MORBID ANGEL zu besetzen. Songwriter und Leadgitarrist Trey Azagthoth, Steve Tucker sowie Ausnahmetrommler Pete Sandoval beschlossen kurzer Hand zu dritt, das mittlerweile achte Studioalbum „Heretic“ aufzunehmen, um es auf die gierig wartende Fangemeinde loszulassen. Ich kann nur hoffen, dass MORBID ANGEL noch viele der verbleibenden 16 Buchstaben des Alphabets für ihre Alben verwenden werden, um wenn’s sein muss, auch wieder bei A wie „Altars Of Madness“ zu beginnen. Ihr fragt Euch bestimmt woher diese Euphorie, aber wenn Ihr Euren Player mit diesem superben Teil beglückt, werdet Ihr verstehen, von was ich spreche.

MORBID ANGEL schlagen voll in die Kerbe von „Covenant“ oder auch „Domination“ und rocken mit einer Intensität, die die ganzen Nachahmer pulverisiert. Ziemlich dominierend sind auf „Heretic“ mal wieder die Gitarrenlinien von Mr. Azagthoth ausgefallen, der mit einer gar beängstigenden Präzision ein Killerriff nach dem anderen von Stapel lässt. Selbst nach dem 10ten Durchlauf schießt einem wieder ein Fragment eines Solos durch die Lauscher, das man so im letzten Durchgang nicht empfunden hat und einen als Hobbygitarristen vor die ernsthafte Frage stellt, wie man doch nur so seine Finger verbiegen kann, ohne dauerhafte Schäden davonzutragen. Aber auch Pete Sandoval’s Drumming ist einmal mehr nicht von dieser Welt, was er während des gesamten Albums unter Beweis stellt und in der Zugabe „Drum Check“ auf die Spitze treibt. Auch wenn „Drum Check“ ganz nett geworden ist, nicht zuletzt durch ein paar Verbaleinlagen, stelle ich mir allerdings die Frage ob es MORBID ANGEL wirklich nötig haben so ihr Können zu demonstrieren.

Aber sei’s drum, mit dem Opener „Cleansed In Pestilence“ geht’s gleich richtig zur Sache und MORBID ANGEL dürften wohl damit einen weiteren Hit der Bandgeschichte gelandet haben, nach dem sich die Fans live die Seele aus dem Leib schreien werden. „Curse The Flash“ drück dann ein wenig auf die Bremse aber macht richtig Laune, gleich beim Schreiben die Matte kreisen zu lassen. Mein persönlicher Favorit auf dem Album ist zweifelsohne „God Of Our Own Divinity“, das alle Trademarks der Band, auch aus den Anfangstagen, gekonnt ins Jahr 2003 portiert und einem Hauch Moderne versprüht, ohne jedoch gezwungen zu wirken. Ein Song voller gnadenloser Breaks, Harmonien und Melodien, die man vielleicht nicht gleich wahrnimmt, dann aber immer wertvoller werden.

Gleich im Anschluss knallt „Within Thy Enemy“ ziemlich roh und straight durch die Boxen und unterstreicht einmal mehr die Klasse von Pete Sandoval. Was mir allerdings bei der Scheibe, so eindrucksvoll sie auch geworden ist, etwas negativ aufstößt, sind die zahlreichen Instrumentalstücke, die sich als „eigenständige“ Nummern immer wieder zwischen die Lieder mischen. Wären einige dieser Parts durch passende Arrangements in die eigentlichen Songs eingepasst worden, würde das Album in sich noch geschlossener wirken. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass MORBID ANGEL mit „Heretic“ ein bärenstarkes Album auf die Metalgemeinde losgelassen haben, das noch dazu mit einer, meiner Auffassung nach, astreinen Old-School Produktion glänzt. This Shit Kicks Ass!!!

22.09.2003
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