Motörhead - Inferno

Review

Ein guter Whiskey wird mit zunehmendem Alter immer besser. Lässt sich diese Tatsache etwa auf MOTÖRHEAD übertragen? Wundern würde es mich nicht bei den Mengen Hartstoff, mit denen Frontwarze Lemmy auch in hohem Alter noch seine Leber malträtiert. Trotzdem hätte wohl niemand erwartet, dass unser liebstes und glaubwürdisgtes Rock-/Metal-Urgestein nach den keinesfalls schlechten, aber immer etwas zahnlosen Veröffentlichungen der letzten zehn Jahre nochmal einen richtigen Dampfhammer raushaut. Natürlich hat sich nicht viel geändert, aber es sind eben immer klitzekleine Feinheiten, die bei dieser Band über die Beurteilungen „richtig gut“ und „nur solider Stoff“ entscheiden.

Schon nach zwei Sekunden des bärenstarken Openers „Terminal Show“ ist klar, dass es sich einzig und allein um MOTÖRHEAD handeln kann (Wer hofft bei dieser Institution noch auf eine Stilkorrektur? Hoffentlich niemand!). Aber irgendetwas auf „Inferno“ ist im Vergleich zum exemplarisch herausgegriffenen „Hammered“-Werk trotzdem anders. Lemmy, Phil und Mickey rocken einfach wieder erdiger, bissiger, dreckiger und härter. Eine dermaßen unaufhaltsam nach vorne treibende Abgehnummer wie „In The Name Of Tragedy“ hat dieses Trio schon ewig nicht mehr geschrieben, genausowenig wie einen Ohrwurm der Marke „Killers“, einen tempomäßig verschärften Faustschlag a la „Fight“ oder einen beinharten Riffkracher vom Kaliber „In The Black“.

Im Prinzip kann man ruhig die Behauptung aufstellen, dass MOTÖRHEAD wieder zurück sind, ohne jemals weg gewesen zu sein. Den Spaß an der Sache kann man den Jungs anno 2004 nämlich wieder mehr anhören als noch vor ein paar Jahren (besonders gut in der dem Leben den Stinkefinger zeigenden Gute-Laune-Hymne „Life’s A Bitch“). Fuck yeah, „Inferno“ rockt von vorne bis hinten ohne Unterbrechung und hat noch dazu ein paar Überraschungen parat. Erst zeigt Gitarrenfrickelkönig Steve Vai, dass er auch bodenständigen, grundehrlichen Rock mit perfekten Soli veredeln kann („Terminal Show“, „Down On Me“), bevor uns MOTÖRHEAD selbst staunen lassen und mit „Whorehouse Blues“ (besonderes Augenmerk bitte auf den arschcoolen Text) einen waschechten Blues samt Mundharmonika zelebrieren. Man wünscht sich direkt eine Zusammenarbeit von Rock-Rentner Lemmy und Blues-Opa B.B. King, solange dieser noch lebt.

Was soll ich noch groß sagen? Wer zu den Klängen von „Inferno“ nicht eine schweinegute Zeit verbringt (ob mit Whiskey oder ohne!), ist selbst Schuld. So kann es gerne noch 20 Jahre weitergehen, Herr Kilmister! Deine Leber hält das garantiert aus.

03.08.2004
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