Mother Of Mercy - IV - Symptoms Of Existence

Review

Vielen Neulingen wird man sicherlich ein völliges Novum offenbaren, wenn man behauptet, es existierten tatsächlich Hardcore-Bands, die sich keineswegs durch besonders fette Breakdowns und durch absolute Sterilität hinsichtlich ihres Sounds auszeichneten. Natürlich kann man das hypothetische an dieser Ausführung herausnehmen, denn es gibt garantiert genug solcher Truppen, doch MOTHER OF MERCY aus Pennsylvania dürfen als Musterbeispiel in diese Richtung gelten. Man sollte sich von der Vier im Albumtitel nicht in die Irre führen lassen, denn mit ihrem zweiten wirklichen Langeisen offenbart der Zusammenschluss aus dem ehemaligen LET DOWN-Lager saftigen Hardcore im Stile der Neunziger.

So arrangieren sich die Amis tatsächlich komplett ohne Breakdowns, dafür mit viel Dynamik, Druck und roher Durchschlagskraft. Die Songs sind allesamt sehr kurz gehalten, versuchen sich sofort auf den wesentlichen Punkt zu zentrieren, um dann direkt zur nächsten Attacke überzuleiten. Robert Taylor Wilson IV am Mikrophon schreit sich dabei praktisch die Seele aus dem Leib, erscheint angepisst und wütend. Im Verhältnis zu so vielen aktuellen Metalcore-Scheiben wirken MOTHER OF MERCY in jedem Fall authentisch. Man vermerkt eine ernsthafte Intention hinter der ganzen Sache und kommt sich nicht so vor, als würde man mit irgendwelchen Hobbymusikanten konfrontiert.

Was allerdings im negativen Sinne deutlich wird, ist der offenbare Hintergrundgedanke mit dem die Band an ihre Sache herangeht, denn “IV – Symptoms Of Existence“ ist lediglich dafür gut, sich mal richtig zu entladen, sich am besten vor den heimischen Boxen auszupowern. Genauso schnell wie man sich die letzte Puste aus dem Körper geschrien, geboxt oder getanzt hat, ist das Beiwerk mit knapp 30 Minuten Spielzeit und keinerlei Höhepunkten auch schon wieder vorbei. Einen interessanten Gegenpol zu den vielen Wischi-Waschi-Metalcore-Geschichten bilden MOTHER OF MERCY dennoch.