Myrkur - M

Review

2014 machte das dänische Eine-Frau-Projekt MYRKUR in Form ihrer selbstbetitelten Debüt-EP und einer Reihe anderer Veröffentlichungen erstmals auf sich aufmerksam: Altbackener skandinavischer (vorwiegend norwegischer) Black Metal der alten Schule mit traditionellen Folk-Elementen war darauf zu hören, und das weitestgehend langweilig. Nun veröffentlicht MYRKUR mit dem schlicht „M“ betitelten Album ihr Debüt in voller Spiellänge, und darauf setzt sich der auf der EP eingeschlagene Weg fort. Allerdings wirkt die Musik auf Albumlänge etwas durchdachter und packender wie auf den Releases mit kürzerer Laufzeit … wobei „M“ trotzdem kein großartiges Album ist.

Dabei hat sich MYRKUR für „M“ manchen bekannten Namen ins Boot geholt. Neben der Frontfrau, die für Gesang, Gitarre und Piano verantwortlich zeichnet, wirkten Øyvind Myrvoll von NIDINGR am Schlagzeug und MAYHEMs Teloch an Gitarre und Bass mit, komplettiert wurde das Line-Up durch verschiedene Musiker an den traditionellen skandinavischen Instrumenten. Den wohl größten außenstehenden Einfluss dürfte ULVERs Garm gehabt haben, der MYRKUR nicht nur bei allen möglichen Aufgaben unter die Arme griff, sondern sich obendrein als Produzent des Albums betätigte.

Eine Menge klangvoller Namen also, die in den Credits von „M“ auftauchen. Und musikalisch ist in der Tat alles hervorragend und professionell. Waren die ULVER-Einflüsse bereits auf der EP hörbar, sind sie nun allgegenwärtig – da hat der Herr Garm definitiv ein bisschen mehr seine Finger mit im Spiel gehabt. Neben den frühen ULVER sollten vor allem die frühen BURZUM-Werke als Inspirationsquelle für „M“ gedient haben, und so bewegt sich MYRKUR auf ihrem Full-Length-Debüt permanent zwischen diesen beiden Vorbildern. Allein: Dabei ist wenig Eigenes herumgekommen, das meiste auf dem Album klingt altbekannt.

Das muss nicht zwingend ein Problem sein, schließlich verfügen auch viele andere, gute Old-School-Kapellen über wenig Eigenständigkeit. Aber MYRKUR vermittelt auf „M“ nicht den Eindruck, die Spannung über die volle Spielzeit des Albums aufrechterhalten zu können – dafür haben sich zu wenige zwingende Ideen eingeschlichen. Zwar gibt es einige gute, packende Stellen auf „M“ zu hören, zum Beispiel in „Onde Børn“ oder dem finsteren „Mordet“, aber zu oft findet sich auf dem Album auch Füllmaterial (die reinen Folk-Stücke klingen zum Beispiel meist so, als wären sie aus reinem Selbstzweck auf dem Album gelandet) oder Material, das spätestens 1997 bereits altbacken geklungen hat.

Davon abgesehen ist „M“ kein schlechtes Album, und dass bei der Liste an Mitwirkenden technisch was schlechtes herauskommt, ist sowieso ausgeschlossen. Trotzdem mag MYRKUR für Die-Hard-Fans von norwegisch-melodischem Black Metal interessant sein, alle anderen können aber stattdessen auch nochmal „Bergtatt“ oder „Hvis Lyset Tar Oss“ auflegen.

23.09.2015
Exit mobile version