Myrkur - Mareridt

Review

Galerie mit 8 Bildern: Myrkur - MetalDays 2018

Zeit ihrer Existenz sieht sich MYRKUR ziemlich kontroversen Diskussionen bis hin zu ziemlich ekelhaften Hasskommentaren ausgesetzt. Um die soll es jetzt aber gar nicht gehen. Zumal die Aufregung gemessen an den bisherigen Veröffentlichungen völlig überzogen wirkt – lässt sich zwar Interessantes erkennen, aber eben kein Explosionsstoff. Die Aufmerksamkeit sollte daher viel eher dem jetzigen Schaffen MYRKURs gelten, denn diese hat „Mareridt“ absolut verdient!

„Mareridt“: Weniger Black Metal, mehr Chelsea Wolfe

Vor allem, weil der Black-Metal-Anteil auf dem Zweitwerk der Dänin deutlich reduziert wurde. Dieser Raum wird viel deutlicher von Post-Rock, Folk und psychedelischen Tönen ausgefüllt. Dass hin und wieder ein paar Blastbeats oder schrammelnde Gitarren eingestreut werden, sollte aber nicht vergessen werden, gerade weil bereits der zweite Song „Måneblôt“ das bisher stärkste Stück mit deutlichen Black-Metal-Anleihen von MYRKUR ist. Der Kontrast aus aggressiver Finsternis und verträumter, dunkler Schönheit spiegelt sich dabei nicht nur in den Instrumenten wider, sondern wird ebenso vom Gesang unterstrichen. Die wüsten Schreie, die neben dem Doublebass-Gewitter die ersten Sekunden dominieren, weichen schnell einem zerbrechlichen, ja entrückt-verträumten Klargesang. Ergänzt um traditionelle Folk-Instrumente, zeigt sich hier Abwechslung auf höchstem Niveau und ist ein kleiner Fingerzeig, was „Mareridt“ zu bieten hat.

Allerdings sind das längst nicht alle Facetten, die MYRKUR heuer zum Vorschein bringt. Schon das folgende „The Serpent“ schlägt mit schweren Gitarren, schleppendem Tempo und verzerrtem Gesang ganz andere Töne an – die in dieser Form erste Erinnerungen an CHELSEA WOLFE oder mit Abstrichen IDES OF GEMINI wecken. Und so darf sich der Hörer auf eine spannende Reise durch die Finsternis begeben. Denn neben zärtlicher Schönheit, gepaart mit packenden Folk-Momenten bis hin zu von Metal getragenem, kraftstrotzendem Material bietet „Mareridt“ viel Entdeckungspotenzial. Trotz der gebotenen Abwechslung lässt sich nahezu durchgehend ein roter Faden erkennen. Imposant dabei: Ein Rädchen greift ins andere und die gesangliche Bandbreite der Multi-Instrumentalistin fügt auch die letzten Mosaiksteinchen zusammen.

So gesehen funktioniert „Mareridt“ im Gesamtbild hervorragend, dennoch stechen neben „Måneblôt“ noch weitere Songs heraus. So vor allem das träge wabernde „Funeral“, bei dem CHELSEA WOLFE als Gast dabei ist. Auch das folkig-metallische „Ulvinde“ bleibt nachhaltig im Gedächtnis und sollte auch einzeln angetestet werden. Dass MYRKUR zudem noch in verschiedenen Sprachen singt, gibt „Mareridt“ zusätzlichen Reiz. Wer jetzt noch nach Kritikpunkten sucht, dem sei gesagt, dass sicherlich nicht jede Sekunde auf dem Zweitwerk absolute Höchstleistungen offenbart. Doch derartige Momente verbergen sich maximal in einzelnen Passagen und schmälern das Gesamterlebnis marginal.

Ob die peinlichen Diskussionen um MYRKUR verstummen werden?

Ob MYRKUR mit diesem Album endlich von all den peinlichen Diskussionen wegkommen, mag ich zwar bezweifeln, doch hoffentlich geht es zeitnahe endlich wieder ums Wesentliche: die Kunst. Und für diese verdient MYRKUR höchste Anerkennung: anmachen, zurücklehnen, versinken!

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01.09.2017

Chefredakteur

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7 Kommentare zu Myrkur - Mareridt

  1. Adzartha sagt:

    Kann mich nur anschließen, extrem dicht und atmosphärisch.

    9/10
  2. Chris sagt:

    stimmt voll und ganz zu!

    9/10
  3. Andreas sagt:

    Fantastisches Album. Bin überhaupt erst jetzt auf Myrkur aufmerksam geworden und habe mir nun auch mal die vorherigen Veröffentlichungen angehört, die mir ebenfalls sehr gefallen.
    Kann irgendwie nicht ganz nachvollziehen, wie schlecht die hier damals auf metal.de bewertet wurden, wenn man die ständigen 10/10 Lobpreisungen für irgendwelche nichtssagenden „Modern Metal“ Alben dagegen sieht. Aber was soll’s, ich find’s großartig. Jedem das seine…

    10/10
  4. nili68 sagt:

    Ob Black Metal hin oder her, enorme Steigerung zu den Frühwerken, die ja auch nicht schlecht waren. Die Kombination Enya trifft rohen nordischen Black Metal, war zumindest mir in der Form noch nicht bekannt.
    Wie im Review bereits angemerkt, ist in dem Zusammenhang die fantastische neue CD „Hiss Spun“ von Chelsea Wolfe hart zu empfehlen!!

    10/10
  5. Ben sagt:

    Ich bin überwältigt…..selten so einen Mix gehört. Und noch weniger hätte ich erwartet, dass es mir so extrem gut gefällt. Hier kann man sich definitiv fallen lassen und abtauchen.

    10/10 – anders kann man diese Platte nicht bewerten!

    10/10
  6. DieBlindeGardine sagt:

    Spät drauf aufmerksam geworden aber verdammt, das ist mal ein echt geiles Album. Dichte Atmosphäre, hoher Gänsehautfaktor und einfach eine geile und ziemlich einzigartige Verschmelzung verschiedener Stile. Die Abwägung von getragener Atmosphäre und kalter Raserei ist hier nahezu perfekt gelungen.
    Das Gejammer der Black-Metal-Hardliner verstehe wer will, die Frau hat mehr Talent im kleinen Finger als der Großteil der Corpsepaint- und Patronengurtfraktion zusammen und dass hier eine große Portion Black Metal mit drin ist steht wohl außer Frage.

    9/10
  7. Michaaa sagt:

    Die Platte kann mich definitiv entzücken, hat es doch eine sehr eigene meditative Stimmung. Wenig Gerumpel, dafür sehr erhabene Vocals, wunderschöne Folk-Anleihen und eine unverwechselbare Verträumtheit. Die Künstlerin kann was!

    9/10