Nailed To Obscurity - Generation Of The Void
Review
Es hätte vermutlich kaum einer erwartet, als das Vorgängeralbum „Black Frost“ erschien, dass es über fünf Jahre brauchen würde, bis das nächste Mal ein vollwertiger Longplayer von NAILED TO OBSCURITY erscheint. Live waren die Norddeutschen natürlich nie weg und auch in Form einiger Standalone Singles – die, so viel sei schon verraten, auch auf der neuen Platte gelandet sind – sendete man immer wieder Lebenszeichen. Ob diese auch bereits den Weg weisen in Richtung des Sounds des nach einer gefühlt endlosen Wartezeit nun endlich erschienenen „Generation Of The Void“? Finden wir es heraus.
NAILED TO OBSCURITY – Falsche Fährte gelegt?
„Glass Bleeding“ legt direkt ordentlich los, Härtegrad und Geschwindigkeit legen aber eigentlich eine falsche Fährte, denn der Song fährt sich schnell zurück und klingt im clean gesungenen, melancholischen Chorus stark nach KATATONIA – ein Vergleich, der im sich im Verlauf der Platte noch häufiger aufdrängt. Natürlich gibt es aber immer wieder Ausbrüche, die man bei den Schweden schon seit vielen Jahren vergeblich sucht und auch MeloDeath-Nummern mit Doom-Schlagseite, wie das bereits 2022 als Single veröffentlichte „Liquid Mourning“, dessen Haupt-Riff bis heute nichts an Faszination eingebüßt hat.
Natürlich haben die vielen Stimmen, die die Band, neben den bereits erwähnten schwedischen Depressive Rockern, vor allem mit DARK TRANQUILLITY und INSOMNIUM vergleichen Recht. Dennoch sind die Herren von der Nordseeküste natürlich keine Tribute-Band, geschweige denn ein Abklatsch. Ja, die Einflüsse sind klar erkennbar, in der aktuell vorliegenden Mischung jedoch mehr oder weniger einzigartig.
Den vordergründig größten Schritt nach vorne hat vermutlich wieder Fronter Raimund Ennenga gemacht. Zeigten wir uns auf „Black Frost“ noch überrascht, über den vermehrten Klargesangeinsatz, wirkt dieser jetzt noch deutlich natürlicher. Man merkt einfach, dass dieser mittlerweile zur Wohlfühlzone des Sängers gehört. So fügen sich eben auch die melancholischen Momente noch natürlicher in die Songs ein.
Sicherlich wird der ein oder andere unken: „Generation Of The Void“ klingt zu poliert, zu glatt, zu modern. Tatsächlich pumpt die Platte ziemlich gewaltig aus den Boxen, hier kann also keineswegs von einer dreckigen Old-School-Produktion gesprochen werden. Dafür wird eines wieder extrem groß geschrieben: Atmosphäre. So klingen die atmosphärischen, ruhigen Passagen eben auch glasklar und zerbrechlich, während die shreddernden Death-Metal-Parts trotzdem genug Druck haben, um ordentlich Arsch zu treten, ohne dabei die düstere, im Vergleich zum Vorgänger um einiges kältere Grundstimmung zu verlieren.
Die Meinungen zur Platte werden sicherlich auseinander gehen, vor allem diejenigen die wieder auf einen höheren Death-Metal-Anteil gehofft hatten, dürften von „Generation Of The Void“ nicht unbedingt abgeholt werden. Tatsächlich schaffen es NAILED TO OBSCURITY vor allem in der ersten Albumhälfte noch besser, den Spagat zwischen ruhigem Rock und skandinavisch geprägtem Todesstahl aufrecht zu halten. In der zweiten Hälfte schlägt das Pendel deutlich in Richtung des ersteren aus, wodurch sich ein paar Abnutzungseffekte einschleichen, ohne dass ein einziger wirklich schwacher Song dabei wäre.
Härte runter, Melancholie hoch – „Generation Of The Void“
Oft attestiert man neuen Platten, dass die Band ihren Weg konsequent weiter gegangen ist. Auch zu NAILED TO OBSCURITY passt das auf „Generation Of The Void“, denn was wir bereits auf „Black Frost“ festgestellt haben, trifft hier erneut zu: Die Härte ist nochmal ein Stück zurück geschraubt worden, während vor allem die dichte, melancholische Atmosphäre erneut deutlich zugelegt hat. Damit machen sich die Niedersachsen vermutlich nicht nur Freunde, aber das ziemlich runde Resultat spricht für sich.
Trotz einiger langer, vertrackterer Songs geht die Scheibe erstaunlich gut ins Ohr, bietet sogar ein paar ohrwurmige Mitsing-Momente („Spirit Corrosion“), bleibt dank des komplexen Songwritings aber lange spannend. Dabei klingt „Generation Of The Void“ einfach fantastisch, es gibt praktisch keine Filler und generell ist die Platte vor allem in ihrer Gesamtheit genossen der perfekte Herbst-Soundtrack. Für Liebhaber von Bands wie INSOMNIUM und KATATONIA letztlich sogar Pflichtprogramm.
Nailed To Obscurity - Generation Of The Void
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Death Doom Metal, Melodic Death Metal, Post-Rock |
| Anzahl Songs | 10 |
| Spieldauer | 57:37 |
| Release | 05.09.2025 |
| Label | Nuclear Blast |
| Trackliste | 1. Glass Bleeding 2. Liquid Mourning 3. Overcast 4. Spirit Corrosion 5. Generation Of The Void 6. Echo Attempt 7. Allure 8. Clouded Frame 9. Misery's Messenger 10. The Ides Of Life |
