Ne Obliviscaris - Exul

Review

Neben dem Release ihres vierten Studioalbums „Exul“ feiern NE OBLIVISCARIS dieses Jahr auch ihr zwanzigstes Jubiläum. Dass die beiden Events zusammenfallen, war so aber eigentlich nicht geplant. Der Nachfolger von „Urn“ hätte nämlich bereits viel früher veröffentlicht werden sollen. Die Aufnahmen begannen im März 2020, und mehr muss zu den Gründen der Verzögerung eigentlich nicht gesagt werden. Gerade Australien, die Heimat von NE OBLIVISCARIS, hat die Ein- und Ausreise lange Zeit quasi unmöglich gemacht, weshalb „Exul“ erst jetzt in internationalen Studios fertiggestellt werden konnte. Die Band hat die Chance allerdings genutzt, um eigentlich fertigen Stücken mit etwas zeitlichem Abstand noch den letzten Schliff zu geben.

NE OBLIVISCARIS haben ein starkes Herzstück geschaffen

„Exul“ beginnt mit seinem längsten Stück, dem über zwölfminütigen „Equus“. Reduziert mit Drums und etwas Bass zuerst recht unspektakulär, jedoch nicht lange. Der leicht schwarze Charakter der Instrumentierung in Kombination mit Violine und Klargesang der Marke Tim Charles sorgen für die ersten von vielen Momenten der Dichotomie auf dem Album. Es folgt der Zweiteiler „Misericode I – As The Flesh Falls“ und „Misericode II – Anatomy Of Quiescence“, der knapp 17 Minuten einnimmt und das Herzstück von „Exul“ darstellt. Auch unabhängig voneinander sind die beiden Tracks die stärksten auf diesem Release. In Kombination überschatten sie die anderen vier Songs problemlos und punkten vor allem mit ihrem mehrschichtigen Einsatz der Geige und einer sehr stimmigen Tempo- und Melodieführung.

„Exul“ bleibt knapp hinter „Urn“

„Exul“ ist proggy geworden, ohne jemals sperrig zu werden. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger „Urn“ fällt auf, dass NE OBLIVISCARIS deutlich entspannter an den Drums geworden sind und die damals bemängelte Nähmaschine nur noch dezent und vor allem nachvollziehbarer einsetzen. Hierzu ist allerdings zu sagen, dass Drummer Dan Presland, der auf dem Album noch vertreten ist, die Band mittlerweile im Guten verlassen hat. Der aktuelle Release wirkt insgesamt gesetzter und geplanter, was durchaus an der zusätzlichen Bearbeitungszeit liegen mag. Dem sehr prägnanten Klargesang kann man eventuell etwas ambivalent gegenüberstehen, denn ab und zu ist er schon etwas drüber. Dass er aber ganz gezielt so eingesetzt wird und fest ins Repertoire der Band gehört, steht außer Frage.

Vor allem die unerwarteten Momente und geschickt eingesetzten Dissonanzen an der Geige machen „Exul“ kurzweilig. Zudem reißen dramatisch-melodische Passagen mit, wie schon auf „Urn“. Dort haben NE OBLIVISCARIS dies sogar noch besser umgesetzt, weshalb der aktuelle Release ein wenig hinter seinem Vorgänger zurückbleibt. Eine Acht ist die Scheibe aber trotzdem.

31.03.2023

headbanging herbivore with a camera

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