Ne Obliviscaris - Urn

Review

Selten wurde eine Band vom ersten Demo an so sehr gehypet wie NE OBLIVISCARIS. Damit ist nicht gemeint, dass sie sofort im großen Stil gefeiert wurden. Tatsächlich schloss sich ihnen eher nach und nach eine überschaubare Hörerschaft an. Diese war aber dann über alle Maßen hin und weg. Bereits vor zehn Jahren konnten NE OBLIVISCARIS bei uns mit ihrem ersten Demo „The Aurora Veil“ satte neun Punkte abräumen. Seit dem haben sie diese Punktzahl auch nicht mehr unterschritten, ob später bei „Portal Of I“ oder zuletzt mit „Citadel“. Jetzt allerdings schon, aber auch nicht dramatisch.

Der langsame Weg zum Erfolg

Über die Jahre wuchs dann auch die Anhängerschaft. Ihrer Fanbase konnten sich NE OBLIVISCARIS im letzten Jahr dann sogar so sicher sein, dass sie ihre zu der Zeit für reichlich Aufsehen sorgende Patreon-Kampagne starteten. Mehr hierzu und vor allem auch zu „Urn“ erzählt uns Klarsänger und Geiger Tim Charles im Interview. Nachdem es mit einer abgesagten Europatour und einem etwas verzögerten Album erstmal ein paar Rückschläge für die Fans gab, liegt uns „Urn“ jetzt aber endlich vor.

NE OBLIVISCARIS zeigen sich erneut unkonventionell

Wie bereits auf „Citadel“ bedienen sich NE OBLIVISCARIS auch hier wieder einer recht außergewöhnlichen Songstruktur. Die insgesamt sechs Tracks ergeben zusammen nur vier Stücke, denn gleich zwei sind in einen ersten und zweiten Teil zerlegt. „Libera (Part I)“ eröffnet direkt als rund zehnminütiger Songkoloss, der das Repertoire der Band recht allumfassend widerspiegelt. Da wäre natürlich das stimmliche Zusammenspiel von Growls und Klargesang, sowie die auf recht unverkennbare Art gespielte Geige. Was der Musik von NE OBLIVISCARIS aber letztendlich den Stempel aufdrückt, ist die Kombination mit den progressiven Elementen. Vor allem die zahlreichen Tempowechsel sorgen hier immer wieder für Brüche im Fluss. Zudem werden auch gerne mal Blast Beats hinter eigentliche Midtempo-Passagen gelegt. Der darauffolgende zweite Teil des Songs stellt dann direkt einen weiteren Stilbruch dar und fungiert auch eher als eine Art Outro.

Ähnlich abwechslungsreich geht es wie eigentlich schon erwartet weiter. Ein wenig aus der Reihe fällt dabei „Eyrie“. Überdurchschnittlich ruhig fängt diese Nummer an, und baut sich anschließend dementsprechend auf. Der Vibe ist eher Singer-Songwriter als Metalband. Die bekannten Elemente kommen zwar auch hier später wieder hinzu, das Hauptaugenmerk liegt aber ganz klar auf dem Gesang von Tim Charles. Dass dieser Song für ihn auch etwas Besonderes ist, kann man übrigens ebenfalls im Interview nachlesen.

Tack-tack-tack macht die Nähmaschine

Aber wie kommt es denn nun zu der bisher niedrigsten NE OBLIVISCARIS Bewertung auf metal.de (wohl gemerkt mit acht Punkten)? Da wäre zum einen, dass „Urn“ nicht so sehr mitreißt wie seine Vorgänger. Wo einen „Citadel“ schon beim ersten Hören schlichtweg verzückt, braucht „Urn“ deutlich länger, um zu zünden. Und das tut es dann auch nicht in Gänze. Was außerdem ganz einfach stört, ist die Nähmaschine. Die was? Glaubt mir, ihr kennt sie. Diese bestimmte Form der Blast Beats, die monoton tack-tack-tack vor sich hinhämmert und dabei eben wie eine Nähmaschine klingt. Kann mal ganz nett sein, aber NE OBLIVISCARIS übertreiben es damit auf „Urn“ gewaltig. Gerade der Song „Urn (Part I)“ führt einen da an die eigenen Grenzen. Dass das Album trotzdem eine tolle Leistung ist, steht aber außer Frage, weshalb es natürlich trotzdem zum Pflichtprogramm gehört.

20.10.2017

headbanging herbivore with a camera

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