Neaera - Forging The Eclipse

Review

Im Nachhinein hat sich „Omnicide – Creation Unleashed“ nicht gerade als Publikumsliebling offenbart, zumindest habe ich weit mehr kritische Stimmen als positive vernommen. „Forging The Eclipse“ ist nun eine Gratwanderung, bleiben NEAERA konsequent, oder versuchen sie es einigen verblichenen alten Fans recht zu machen? Eine weitere Frage ist: Wieder mehr Core? Oder mehr Metal? Oder etwas ganz anderes?

Die Fragen lassen sich schnell beantworten, die Platte zu charakterisieren aber weniger. Der frühere Metalcore-Einschlag ist nichts mehr als ein Schimmer fern am Horizont, die Münsteraner sind vollkommen im Metal angekommen. Ganz anders klingen sie natürlich trotzdem nicht, aber konsequent bleiben sie auch nur bedingt. Die Devise der Brutalität ist zu meiner Erleichterung geblieben und „Heavens Descent“ schlägt da als Opener schon mal mächtig ein. Hohes Tempo, NEAERA-typische Melodien und ein Benny, der in allen erdenklichen Tonlagen versucht, das Innere aus dem Körper zu schreien, Grunzen, Fauchen und weiß der Geier was. Damit ist man schon so gut wie drin in „Forging The Eclipse“. Aggression und Eingängigkeit vereinen sich spielerisch und lassen den ein oder anderen Ohrwurm zum Vorschein kommen („Eight Thousands Sorrow Deep“ geht mir z.B. nicht mehr aus dem Kopf). Die fetten Gitarrenwände sind undurchdringlich, massiv und mächtig, und doch schleichen sich immer wieder Melodien in den Sound, und das beinahe dauerhaft hämmernde Schlagzeug tut sein übriges, um „Forging The Eclipse“ zusammenzufassen. Wer noch Zweifel hat, der darf bei „Rubikon“ immerhin mal einen etwas ruhigeren Zwischenpart genießen oder in „The Prophecy“ ein klein wenig Gefrickel lauschen. Es bleibt faszinierend abwechslungsreich, trotz oberflächlichem roten Faden, der da heißt: Härte, Geschwindigkeit, Auf die Fresse!

„Forging The Eclipse“ ist ein feines fünftes Album aus dem Hause NEAERA geworden und bleibt traditionsgemäß auf sehr hohem Niveau. Um noch etwas in den Raum zu werfen, sie gefällt mir tatsächlich einen kleinen Ticken besser als die aktuelle HEAVEN SHALL BURN, aber das nur als Randnotiz. Wer sich nach dem abschließenden „And To Posterity A Plague“ nicht den Schweiß von der Stirn wischt und noch mal auf die Playtaste langt, dem kann als Hörer derartiger Musik nicht mehr geholfen werden! Feines Album extremen, modernen Metals – so muss dat sein!

08.10.2010

Chefredakteur

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