Necrophobic - In The Twilight Grey

Review

Etwa zehn Jahre ist es inzwischen her, als für NECROPHOBIC eine richtungweisende Zeit anbrach. Das Album „Womb Of Lilithu“ musste ohne die beiden etatmäßigen Gitarristen eingespielt werden und erntete mit seiner demzufolge logischerweise etwas veränderten Herangehensweise gemischte Kritiken. Vor dem Nachfolger „Mark Of The Necrogram“ kehrten die beiden Saitenhexer Sebastian Ramstedt und Johan Bergebäck wieder ins Kollektiv zurück und gleichzeitig schwang Anders Strokirk, der bereits das legendäre „The Nocturnal Silence“ eingekrächzt hatte, wieder das Mikrophon. Ab diesem Zeitpunkt ging es für die Schweden qualitativ nur noch bergauf, mit dem bisherigen Höhepunkt der neueren Zeit „Dawn Of The Damned“, das wahnsinnige Gitarrenläufe mit mächtigem Sound und bösartiger Atmosphäre perfekt verbinden konnte.

Vorabsongs stellen Fans auf die Probe

NECROPHOBIC sind üblicherweise nicht die Schnellsten und lassen sich für neue Alben gut und gerne mal vier oder fünf Jahre Zeit. So auch für den neusten Output, der mit dem Titel „In The Twilight Grey“ personell auf dieselbe verschworene Einheit setzt, die zum Eingang ausgeführt wurde. Einen Wechsel gab es lediglich am Bass, der inzwischen von Tobias Cristiansson (DARKENED) bedient wird. „Grace Of The Past“ lässt sämtliche Bedenken, so sie denn vorhanden waren, ansatzlos zu Boden fallen, könnte es doch mit seinem bedingungslosen Vorwärtstrieb und den versierten Gitarrenimpulsen genauso auf dem brachialen Vorgänger stehen.

Diese Stimmung soll in der Nachfolge ein wenig auf die Probe gestellt werden, denn „Clavis Inferni“ ist ein generischer Black-/Death-Abriss, wobei man von NECROPHOBIC etwas mehr Finesse gewohnt ist. Einer der Vorabsongs „As Stars Collide“ dann theatralisch, vielleicht sogar schon ein wenig poppig. Diese Stolpersteine lassen die Skandinavier im weiteren Verlauf aber auch hinter sich. Mit „Mirrors Of A Thousand Lakes“ oder dem Titeltrack spielt das Quintett seine Stärken auch auf „In The Twilight Grey“ hervorragend aus und überzeugt mit mächtiger Dynamik und Riffs, aus denen die verschiedenartigen Einflüsse des Duos Ramstedt & Bergebäck sprechen.

NECROPHOBIC kommen in der zweiten Halbzeit

Eine absolut positive Überraschung haben sich NECROPHOBIC schließlich noch fürs letzte Drittel der Platte aufgehoben, denn „Nordanvind“ ist ein markant düsterer Song als der Rest, und spielt statt klassischen Heavy- und Thrash-Einflüssen mit schwärzeren Karten. Heraus kommt ein fesselndes Stück, das an atmosphärische Songs aus dem schwedischen Schwarzmetall-Dunstkreis erinnert. So verfügt „In The Twilight Grey“ unterm Strich abermals über ausreichend Wiederholungspotential – schließlich klingt das Outro „Ascension (Episode Four)“ fast eher wie eine Einleitung zu neuen Schandtaten.

Vielleicht sogar zum Glück: „In The Twilight Grey“ ist keine 2.0-Version von „Dawn Of The Damned“, denn die Schweden versuchen augenscheinlich auch andere Wege zu beschreiten. Das funktioniert größtenteils, wenngleich nicht immer. Dafür entschädigen NECROPHOBIC erneut mit einigen Melodien zum Niederknien sowie ungewohnt dichter Atmosphäre wie in „Nordanvind“.

07.03.2024
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