Nickelback - Get Rollin'

Review

Keine Rockband ist so leicht zu hassen wie NICKELBACK. Dank ihrer zahlreichen kitschigen Schmachtfetzen, die täglich die Radiostationen dieser Welt heimsuchen, bieten die Mannen um Frontmann Chad Kroeger jede Menge Angriffsfläche. Gleichzeitig sind NICKELBACK die vielleicht letzte verbliebene Arena-Rockband, deren erfolgreichste Zeit nicht in vergangenen Jahrzehnten liegt, sondern im Hier und Jetzt. Mit ihrem zehnten Album „Get Rollin‘“ wollen sie diesen Status weiter zementieren.

NICKELBACK fahren eine fette Produktion auf

Nach dem Schock über das geschmacksverirrte Albumcover muss man sich schon zusammenreißen, um das Album überhaupt in den Player zu schieben. Anschließend kicken die Breitbandriffs von „San Quentin“ rein und drücken alles gegen die Wand, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Und das nicht zuletzt dank der immens fetten Produktion.

„Skinny Little Missy“ schlägt anschließend in eine ähnliche Kerbe. NICKELBACK garnieren ihren Hardrock hier mit einem tanzbaren Groove, der mindestens zum Kopfnicken verleitet. Danach folgt die erste der unvermeidlichen Balladen. Und ja, „Those Days“ dreht den Kitschfaktor so dermaßen hoch, dass es bisweilen unerträglich wird. Gleiches gilt später für „Does Heaven Even Know You’re Missing?“. Da kommt die Skip-Taste schnell zum Einsatz.

„Get Rollin'“ kommt mit einigen Nullnummern daher

Noch mehr schmerzt allerdings der Pseudo-Country in „High Time“. Dagegen ist selbst ein musikalisches Verbrechen wie KID ROCKs „Sweet Home Alabama“ für Arme, „All Summer Long“, fast schon erträglich. Glücklicherweise sorgen die Gitarrenriffs von „Vegas Bomb“ anschließend für Erlösung der Gehörgänge.

Das für NICKELBACK-Verhältnisse ungewohnt sphärische „Tidal Wave“ geht im Rahmen des Bandsounds als kleines Experiment durch. Hier zeigen die Kanadier, dass sie durchaus in der Lage sind, Radiotauglichkeit geschmackvoll zu verpacken. Wenn sie denn wollen.

Durch das ständige Hin und Her zwischen soliden, zumeist poppigen Rocksongs und unerträglichem Schmalz, ist „Get Rollin‘“ ein zweischneidiges Schwer. Genau wie die meisten vorherigen NICKELBACK-Platten. Wer dem Pathos der Band nicht vollkommen abgeneigt ist, kann ein Reinhören riskieren. Mitglieder des NICKELBACK-Hass-Schwadrons hingegen werden in der Platte sowieso nur wieder gefundenes Fressen für ihre Tiraden finden. Chad Kroeger dankt für das Gratis-Marketing.

17.11.2022

"Irgendeiner wartet immer."

Exit mobile version