Night Demon - Year Of The Demon

Review

Seit fünf Jahren warten NIGHT DEMON-Fans nunmehr auf das dritte Album des Heavy-Metal-Gespanns. 2020 gab es zumindest ein paar neue Tracks zu hören, die in physischer Form aber nur als streng limitierte Vinyl-Singles erhältlich waren. Bis jetzt. Mit „Year Of The Demon“ veröffentlicht das Trio eine Compilation ebenjener Single samt aller B-Seiten in diversen physischen Formaten.

„Year Of The Demon“ umfasst bekanntes Material

Technisch gesehen gibt es auf der Platte also nur altbekanntes zu hören. Per Streaming können schließlich auch Fans, die die Vinyl-Singles verpasst haben, seit Release auf die Songs zugreifen. Trotzdem erfreut es alle, die eben keine der Singles abgestaubt haben, ihre NIGHT DEMON-Sammlung zumindest mit „Year Of The Demon“ wieder komplettieren zu können.

Manch einer mag sich vielleicht etwas verschaukelt vorkommen, dass es die Songs jetzt auch in anderer Form physisch zu erwerben gibt. Aber mal ehrlich: Die Erstveröffentlichungen werden auf dem Sammlermarkt wohl kaum an Wert verlieren, nur weil die Songs jetzt als Compilation vorliegen.

Außerdem wäre es angesichts der Qualität der vier auf „Year Of The Demon“ enthaltenen Eigenkompositionen zu schade, wenn diese nie wieder in physischer Form verfügbar gewesen wären. Allein der Opener „Empires Fall“, in dem sich NIGHT DEMON kritisch mit dem Stand der Musikindustrie auseinandersetzen, gehört sicherlich zu den stärksten Tracks der Truppe.

NIGHT DEMON geben sich überraschend ernst

Das melancholische „Kill The Pain“ wiederum zeigt die Band von einer zuvor ungeahnten ernsten Seite. „The pain of existence cuts like a knife/ Continued persistence to end your life“ – das ist selbst für die immerzu düsteren NIGHT DEMON verdammt harter Tobak.

Mit „Are You Out There“ legt die Band einen eingängigen Mid-Tempo-Stampfer vor, der das Zerbrechen am Rock’n’Roll-Lifestyle thematisiert. „Your rock has lost its roll/ The next gig is your funeral/ You’ve gotten out of control/ You won’t live again“, singt Jarvis Leatherby mit voller Inbrunst. Bleibt zu hoffen, dass diesen Worten keine prophetische Wirkung inneliegt und der NIGHT DEMON-Mastermind sich eines Tages an seinem immensen Arbeitspensum verhebt, wie es dem Protagonisten im Song widerfährt.

„Vysteria“ beschließt den eigenkompositorischen Anteil von „Year Of The Demon“. Der Text über ein Virus, dass sich über die Welt ausbreitet, ist wenig subtil von der Corona-Pandemie inspiriert, die sich während der Entstehung der Singles über die Welt legte. Mit Zeilen wie „Destroy the fear inside/ It’s only then you realize/ It’s a war in disguise“ oder „Your freedom dies“ wagt sich Leatherby gefährlich nah an Aluhut-Schwurbelei. Trotz allem Frust, der zur Entstehungszeit bekanntlich bei allen Musikschaffenden besonders hoch war, wirkt so etwas mehr als fragwürdig. Am Hitfaktor des Tracks ändert das allerdings nichts.

Nette Dreingaben

Im Anschluss folgen noch eine Reihe von Coverversionen wie „In Trance“ und „Top Of The Bill“ von den SCORPIONS, beide mit Unterstützung von deren früheren Gitarristen Uli Jon Roth oder CIRITH UNGOLs „100 MPH“ mit deren Sänger Tim Baker. Drei davon sind Liveaufnahmen in guter Qualität, die anderen drei wiederum entstanden im Studio. Das sind nette dreingaben, die aber als Single-B-Seiten besser funktioniert haben.

NIGHT DEMON-Komplettisten, die die hier zusammengetragenen Singles verpasst haben, greifen bei „Year Of The Demon“ ohne zu zögern zu. Wer die 7-Inches im Regal stehen hat, sollte sich allerdings schon fragen, ob die neue Aufmachung allein einen Zweitkauf der Songs wert ist. Aber diese Leute sind ohnehin nicht die Zielgruppe der Compilation. So oder so überzeugt das neue Songmaterial durchweg und macht gespannt auf das nächste vollwertige Album, das diesen November erscheinen soll.

25.03.2022

"Irgendeiner wartet immer."

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