Obscura - A Sonication

Review

Die Diskussionen um die Plagiatsvorwürfe gegen Steffen Kummerer überschatten die Veröffentlichung des neuen OBSCURA-Albums „A Sonication“ natürlich. Die Vorwürfe, die u. a. Max Phelps, Alex Weber und Christian Münzner gegen ihn erhoben haben bezüglich gestohlener Riffs u. a. im Song „Evenfall“ haben im Netz hohe Wellen geschlagen. Das Internet hat in Folge dessen das gemacht, was das Internet immer macht, und die Kommentarspalten der Bandpräsenz gestürmt, entweder mit Memes oder mit expliziten Äußerungen. Die Vorwürfe scheinen überdies gravierend genug zu sein, dass wohl bereits Rufe aus Richtung der Community laut geworden sind, die Veröffentlichung des gesamten Albums zu stoppen.

Wenn Ihr das hier lest, heißt das demnach, dass dies nicht geschehen ist und „A Sonication“ planmäßig in den Läden erscheint.

Wirbel um das neue OBSCURA-Album?

Anno 2025 knüpfen die Landshuter klanglich wieder mehr an „Diluvium“ an mit einem stringenteren, zugänglicheren Sound. Besagtes „Evenfall“ zum Beispiel hätte aus dem DARK TRANQUILLITY-Umfeld der „Fiction“-Tage Stammen können. Das trifft im weiteren Sinne auch auf andere Momente von „A Sonication“ zu wie etwa die stark nach Göteborg klingende Harmonieführung von „Stardust“ in dessen Hook und Schlussteil. Das Album gibt sich somit in der Gesamtheit als zugegeben erwartungsgemäß kompetentes, aber eben doch für Bandverhältnisse vergleichsweise konventionelles Melodic Death-Album zu erkennen. „Diluvium“ war seinerzeit schon für OBSCURA-Verhältnisse in dieser Marschrichtung unterwegs, aber noch mehr mit der distinktiven Riffmagie der Landshuter ausgestattet.

„A Sonication“ dagegen kocht da schon mehr mit irdischeren Wassern. Das geht hin zum Punkt, das in einigen Momenten der Fretless-Bass und ein paar Vocoder-Backing Vocals die einzigen Ankerpunkte zu sein scheinen, welche die Songs irgendwie noch an den kosmischen Tech-Death von anno dazumal gemahnen lassen, während ein „In Solitude“ dann schon etwas typischer klingt. Harmonisch jubilierende Doppel-Leads in besagtem Song sind natürlich klasse in Szene gesetzt und programmatisch für eine Umsetzung, die „A Sonication“ zuvorderst extrem zugänglich macht und vermutlich als Zugangspunkt für normalsterbliche Gaumen konzipiert worden ist. Selbst längere Stücke wie der Sechsminüter „Stardust“ geraten durch die Göteborger Luft eingängig und bekömmlich.

Ein zugängliches Werk im Schatten der Ereignisse …

Im Lichte der Situation ist es allerdings bedauerlicherweise nicht leicht, an dieses Album unbefangen heran zu gehen. Dass OBSCURA nun mal so sehr in Richtung Melodic Death tendieren, ist letztlich an sich nichts, was man der Band groß zum Vorwurf machen kann, abgesehen vielleicht vom Mangel an Innovation, für welche die Landshuter durchaus stehen. Dass die Plagiatsvorwürfe nun in dem Maße hoch kochten, die Stellungnahmen von Seiten Kummerers hierzu entweder unspezifisch wirken oder gar Öl ins Feuer gießen und die Situation insgesamt sehr angespannt ist, hat der Verfasser nach Rücksprache mit der Redaktionsleitung beschlossen, dieser Rezension keine Wertung anzuhängen, sie aber dennoch zu veröffentlichen.

Möglicherweise wird zu einem späteren Zeitpunkt, wenn etwas Distanz eingekehrt und eine entsprechende Aufarbeitung erfolgt ist, an dieser Stelle noch einmal eine „richtige“ Review folgen …

31.01.2025

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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