Obscura - Cosmogenesis

Review

OBSCURA ist ein Name, der vor nicht allzu langer Zeit im Death-Metal-Bereich relativ unbekannt war, und noch vor anderthalb Jahren sah es nicht gut aus um diese aufstrebenede Band: Ihr Debüt „Retribution“ ließ zwar aufhorchen, erschien aber mit zweijähriger Verspätung und musste auf einem eigens gegründeten Label veröffentlicht werden. Nicht zuletzt dadurch stand Sänger und Gitarrist Steffen Kummerer plötzlich ohne Band da. Doch er bewies ein glückliches Händchen bei der Auswahl neuer Mitmusiker: So holte er mit Christian Muenzner und Hannes Grossmann zwei ehemalige NECROPHAGIST-Mitglieder ins Boot, und für den Bass konnte er Jeroen Paul Thesseling (Ex-PESTILENCE) verpflichten. Und, was noch entscheidender war: Zusammen begann man, neue Stücke zu schreiben. Diese liegen nun in Form des zweiten Albums „Cosmogenesis“ vor, und gehen in die Richtung Technical Death Metal, wie ihn bereits ATHEIST, CYNIC und DEATH zelebriert haben.

Wegmarken, die schon einiges über die Fähigkeiten der Musiker aussagen, jedoch nur einen kleinen Hinweis über die Qualitäten der Tracks geben. Und die sind einfach nur groß. OBSCURA haben es geschafft, sich nicht (nur) in Frickelorgien zu ergehen, sondern ganz klassische Songs zu schreiben, bei denen mehr als einmal ein Chorus vorkommt. Der eingängige Opener „Anticosmic Overload“ wurde ja bereits vorab veröffentlicht, und ein Song wie „Universe Momentum“ glänzt nicht nur durch seine genialen Bassläufe und seine melodischen Gitarrensoli. „Incarnated“ wiederum beginnt mit einem Riff aus dem Metal-Lehrbuch, während einen der düstere Chorus mit den Fretless-Bass-Einlagen bis in den Schlaf verfolgt. Auf der anderen Seite vermeiden es die vier Musiker, die vorhandene Progressivität und Eingängigkeit gegeneinander auszuspielen – selbst bei einem instrumentalen Stück wie „Orbital Elements“. Zudem sind die Stücke unglaublich hart: Ein ums andere Mal schroten die Gitarren über überschallschnellen Drumpatterns, während Steffen Kummerer seiner Kehle tiefstes Grunzen entlockt. Und nur selten gibt es technische Spielereien (wie Gesangseinlagen, die durch Einsatz eines Vocoders verfremdet wurden).

Bassisten könnten sich das Album alleine wegen des feinen Bassspiels von Jeroen Paul Thesseling kaufen, während die Gitarrenarbeit und die Drumpatterns ebenso offene Münder hinterlassen dürften. Die Musiker verlieren sich aber nicht in selbstgefälligen und endlosen Instrumentalspielereien oder nervigen Fingerübungen. Vielmehr ist der Wiedererkennungswert der einzelnen Stücke erstaunlich hoch: „Cosmogenesis“ enthält nachvollziehbare Songstrukturen, Spannungsbögen und eine Fülle von Stimmungen, Farben und Melodien. Kurz: Dieses Album ist kompromisslos gut.

13.02.2009

- Dreaming in Red -

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