Pain - Nothing Remains The Same

Review

Was dem wohl größten Workaholic im Metalbereich, Peter Tägtgren, in den letzten mehr als zehn Jahren mit seiner Hauptband HYPOCRISY immer verwehrt geblieben ist, nämlich der internationale Durchbruch in den Charts, schaffte er mit seinem Zweitprojekt PAIN schon mit dem zweiten Album „Rebirth“ scheinbar spielend leicht. Gänzlich offen für neue Klänge ohne Scheuklappen präsentierte sich Tägtgren auf diesem Album und schuf herrlich eingängige Ohrwürmer, bestehend aus vielen Dance-/Elektroeinflüssen, kombiniert mit Gitarren, deren Spektrum von rotzig bis RAMMSTEIN-lastig reicht, was zusammengenommen leicht konsumierbare, poppige Kost ergab, die von vorne bis hinten ohne Ausnahme zu gefallen wusste. Sein neues Machwerk „Nothing Remains The Same“ kann diesen Standard leider nicht halten, sondern präsentiert sich stattdessen eher etwas durchwachsen. An der musikalischen Marschroute wurde nicht viel geändert. Nur die Dancelastigkeit wurde zugunsten einer größeren Portion psychedelischer Elemente zurückgeschraubt. Genau dort liegt auch das Problem dieses Rundlings, denn ruhigere Tracks wie z. B. „Injected Paradise“ oder „Expelled“ wissen aufgrund ihrer unmotiviert wabernden Synth-Parts und der saft- und kraftlosen Gitarrenarbeit nur sehr begrenzt zu gefallen und dümpeln stattdessen in dumpfer Belanglosigkeit. Dann gibt es eine Reihe solider Tracks, die nichts wirklich Aufregendes zu bieten haben, aber auch nicht unbedingt schlecht sind, z. B. das schmissige „Close Your Eyes“, das locker-flockig rockende „Pull Me Under“ oder das ruhige, depressive „Just Hate Me“, das Peter zusammen mit Max Martin (Songwriter/Produzent von Britney „I Love Rock N‘ Roll“ Spears und den Backstreet Boys) geschrieben hat. Wer bis jetzt Stücke im Kaliber von „Supersonic Bitch“, „End Of The Line“ oder dem genialen „Suicide Machine“ vermisst, den kann ich aber beruhigen. Tägtgren wäre nicht Tägtgren, hätte er nicht einmal mehr eine ganze Reihe Ohrwurmtracks mit Melodien, die sich penetrant in den Gehörgängen festsetzen, auf die Beine gestellt. Hört man den brettharten Opener „It’s Only Them“, das vom Popfaktor her schon fast in LIQUIDO-Gefilden ansässige „Shut Your Mouth“ oder den wütenden RAMMSTEIN-Stampfer „The Game“, fühlt man sich in die besten Momente vom Vorgängeralbum „Rebirth“ zurückversetzt. Das absolute Highlight auf „Nothing Remains The Same“ stellt jedoch die bombastische Coverversion des BEATLES-Klassikers „Eleanor Rigby“ dar, bei der Peter von einem 16-köpfigen Orchester unterstützt wird. Ein absoluter Partyknaller! Hat man das Glück, ein limitiertes Digipack dieser CD zu ergattern, erwarten einen noch der Videoclip zu „Shut Your Mouth“ und drei Bonustracks, von denen die schnelle Industrialattacke „Liar“ und das aggressive „Give It Up“ mehr als die Hälfte des regulären Songmaterials in den Schatten stellen. Unterm Strich bleibt also zu sagen, dass die schnellen, harten Stücke PAINs Drittwerk eindeutig retten. Ohne sie wäre es gerademal mittelmäßig, was Tägtgren hier abgeliefert hat. Was sagt uns das? Peter, kümmer dich bitte wieder mehr um HYPOCRISY!

04.07.2002
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