Phantom Corporation - Time And Tide
Review
PHANTOM CORPORATION werfen mit „Time And Tide“ behutsam die Frage auf, wie der Weltlage, auch kulturell, angemessen zu begegnen ist. Mit dem Kopf im Sand, im Hinterteil des Autokraten oder im Auenland? Mit einem Lachen? Gar mit Spaß? Oder doch mit vertonter Wut und Songs über die Apokalypse und Krokodil?
Natürlich ist die Frage rhetorisch. Sowohl hilfreich als auch legitim ist nur, musikalisch die Hölle zu entfachen. Mit möglichst wenig Rücksicht auf Blutdruck, Inneneinrichtung und gelingende Nachbarschaft.
PHANTOM CORPORATION produzieren eine scharfe Waffe
Die fast jungen Herren aus Bremen und Dortmund, bekannt auch von DEW-SCENTED, SLAUGHTERDAY, WEAK ASIDE und OBSCENITY, folgen dieser Maxime auf ihrer zweiten Langspielplatte gewissenhaft. Und ihre Antwort auf all die Scheiße formulieren sie kompetent. Der Cocktail der PHANTOM CORPORATION aus D-Beat, Death Metal, einer Prise Thrash-Schärfe und durchweg geschwollener Halsschlagader ist hochprozentig genug und damit in den Ohren der richtigen Leute eine erfreulich scharfe Waffe.
Allerdings, und das darf man nicht verschweigen, sind auch Melodien im Spiel. Und bei denen sollten immer alle Alarmglocken schrillen. Zu leicht tragen sie doch den Keim der Harmonie in sich. Vergiften die Medizin, führen zu Erbrechen oder gar auf irgendeine Hauptbühne vors Einhornkostüm.
Doch Entwarnung: PHANTOM CORPORATION spielen keinen polierten Power Metal, der sich mit Gebrüll und Double Bass die Ab-12-Freigabe erschleichen will. Auf „Time And Tide“ gibt es gesichert räudigen Death Crust. Und seine Melodien werden ihn vermutlich nicht den Platz unter dem Ladentisch kosten. Sie veredeln die 11 Songs eher, als sie zu verderben. Denn PHANTOM CORPORATION halten diesbezüglich den Blick fest auf AT THE GATES (oder DISMEMBER) gerichtet und einen Hauch Weltschmerz darf man auch jenseits der Pubertät mal transportieren.
Die Ansagen auf „Time And Tide“ sitzen
Zugegeben: Zwar sprechen die Band bzw. die Plattenfirma von „Death Crust the brutal way“ und die bis hierher geschilderte Attacke ist beeindruckend. Doch natürlich setzt „Time And Tide“ keine Maßstäbe hinsichtlich Kompromisslosigkeit oder Brutalität. Da gibt es andere Bands, andere Genres. Aber seien es „Frantic Disruption“ zum Einstieg, das exemplarisch Birmingham mit Schweden verbindet, das kompakte „Crisis“ mit Gebrüll und Gefauch oder das Fazit „Western Apocalypse“ mit zurückgenommenem Mittelteil: Die Ansagen sitzen. Sie ermuntern, der aktuellen Weltlage aufrecht zu begegnen. Und anderen Freundinnen und Freunden der vermeintlich abseitigen Klänge. Gern auch vor der Neben- oder Kellerbühne. Und: vor Begeisterung.
Phantom Corporation - Time And Tide
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Crust |
| Anzahl Songs | 11 |
| Spieldauer | 42:14 |
| Release | 05.12.2025 |
| Label | Supreme Chaos Records |
| Trackliste | 1. Frantic Disruption 2. Dead Of Night 3. Crushed 4. Krokodil 5. Pound Of Flesh 6. To The Hilt 7. Time And Tide 8. Sorcerer 9. For All The Wrong Reasons 10. Crisis 11. Western Apocalypse |
