Primordial - Exile Amongst The Ruins

Review

PRIMORDIAL stehen seit sage und schreibe 27 Jahren für Qualität und konsequente Weiterentwicklung unter Fortführung des eigenen Stils. Die Handschrift der Band um Frontmann Alan Averill ist unverkennbar und sticht deutlich aus der Vielzahl der gewöhnlichen Pagan Metal-Bands heraus.

„Exile Among The Ruins“ beginnt atemberaubend und überraschend

Zunächst einmal erfordert das neunte Album der Band einen Sitzplatz und sicheres Anschnallen. „Exile Among The Ruins“ eröffnet mit „Nail Their Tongues“ grandios, dank packendem Riffing, eingängigem Refrain und einer einschneidenden Gesangsmelodie im Sinne PRIMORDIAL’scher Klassiker. Zudem überrascht das Stück zum Ende mit einem schwarzmetallischen Ausbruch der technisch kontrollierten Raserei. Auch das zweite Stück „To Hell Or The Hangman“ sticht aus dem Kanon des Werks heraus und gefällt mit packendem Spannungsaufbau, welcher auf einer traditionell anmutenden, galoppierenden Achtzigerjahre-Rhythmik fußt.

Die Erwartungshaltung an das Album ist nach diesem wahrlich grandiosen und unerwarteten Start bereits übertroffen. PRIMORDIAL überraschen sodann doppelt, als dass „Exile Among The Ruins“ anschließend bekannte Pfade beschreitet.

Erwartungshaltung – PRIMORDIAL unter Druck?

„Where Lie The Gods“ ist eine typische Halbballade der Band, die zwar gefällig, aber nicht überragend in den Katalog einzufügen ist. Auch die nach dem Titelstück anschließenden „Upon Our Spiritual Deathbed“ und „Stolen Years“ schlagen in eine ähnliche Kerbe.

Schade, dass die Band hier nicht den mutigen Weg der ersten beiden Stücke fortgesetzt hat. Es soll an dieser Stelle kein falscher Eindruck entstehen. Alle drei Stücke haben eine gute Qualität und sind hörenswert und gefällig. Im Vergleich zur Eröffnung kann die hohe Erwartung jedoch nicht erfüllt werden. Das Titelstück selbst platziert sich in der Mitte des Albums und prägt sich vor allem durch die Zugänglichkeit des Riffings ein.

Kurz vor dem Ende baut die Band dann erneut den Spannungsbogen auf. „Sunken Lungs“ ist durch eine exzessive Bearbeitung des Ride-Beckens und der  Ride-Glocke präsent. Die eher ungewöhnliche und progressive Rhythmik spinnt ein geschicktes Netz und schließt nahtlos an das großartige „To Hell Or The Hangman“ an. Das Stück, welches auf Basis des Drumbeats entwickelt wurde, spielt gekonnt mit dem rhythmischen Pattern.

Den abschließenden Rausschmeißer bildet das überlange „Last Call“, ein episches Stück in gewohnter PRIMORDIAL-Qualität.

Am Ende bleibt ein (etwas) zwiespältiges Gefühl

„Exile Among The Ruins“ hätte etwas mehr sein dürfen, als das gewohnt hervorragende Album im Katalog eines Genrevorreiters. Die spannenden Stücke „Nail Their Tongues“, „To Hell Or The Hangmen“ und „Sunken Lungs“ deuten dies mehr als deutlich an. PRIMORDIAL haben sich bei diesen Stücken etwas von ihrem Status Quo entfernt und vereinen geschickt Elemente aus Alans Nebenprojekt DREAD SOVEREIGN mit dem typischen Sound der Iren.

Der progressive und musikalische Ansatz mit Old-School-Versatz könnte mit mehr Vertiefung ein entscheidender Paradigmenwechsel in der Entwicklung der Band werden. Somit bleiben zunächst Stücke, die mit natürlich gehobenen und guten Standards ein ebenso gutes, aber nicht überragendes Album erzeugen.

23.02.2018

Stellv. Chefredakteur

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