Primordial - The Gathering Wilderness

Review

Nach dem Sturm, der vor nahezu drei Jahren über uns hinwegfegte, sollte die Ruhe kommen und den Menschen Zeit zur Erneuerung geben. Doch diese Zeit geht nun zu Ende und am Himmel sieht man, wie sich erneut Vogelschwärme zusammenrotten, die, um des kommenden Unheils wissend, den Menschen eine Warnung sein müssen. Und tatsächlich bricht noch einmal ein verheerendes Unwetter über uns herein, dem nur ein Mann entgegensteht und ihm vom Kamm der Klippe aus seine anklagenden Schreie entgegenwirft.
Wie eine übermächtige, dunkel grollende Epoche mit schweren, schwarzen Wolken legt sich „The Gathering Wilderness“ von der See her über das Land und präsentiert PRIMORDIAL nach dem grandiosen „Storm Before Calm“ erneut in Höchstform! Wurde der 2002er Sturm noch erhellt von zahlreichen schwarzmetallischen Blitzen, kommt das neuerliche Unwetter viel düsterer an den Gestaden der von Menschen bewohnten Flecken an und kündet von dem langen, dunklen Zeitalter, das nun anbricht. Extrem doomige Gitarren, die mit ihren gleichförmigen, keltisch anmutenden Weisen die Luft schwängern und sie so dick und feucht machen, dass man sie beinahe schneiden könnte und die stumpfe Produktion wirken wie ein dichter, undurchdringlicher Nebel, der alles Leben in sich verschlingt. Aus dieser apokalyptischen Szenerie ragt wie die letzte Bastion die Stimme Alan Nemtheangas heraus, der bis zuletzt gegen die Fluten ankämpft, die über ihn hereinbrechen. Kein anderer verkörpert dabei Stolz und Verzweiflung zugleich so eindringlich wie er, sodass einem mal um mal der Schauder über den Rücken läuft! Durch den weitgehenden Verzicht auf gekreischte Black Metal Vocals (dennoch vorhanden in „Tragedy’s Birth“), wie sie noch auf „Storm Before Calm“ vorkamen und zur Schroffheit des Werkes beitrugen, erfährt „The Gathering Wilderness“ noch eine Potenzierung seiner pathetischen, zugleich aber elegischen Stimmung und bildet so einen Kontrast zur Aggression des Vorgängers.
Besonders deutlich macht dies der letzte Track, „Cities Carved In Stone“, der in seiner doomigen Schwermut der Melancholie alter ANATHEMA gleichkommt und ein Album beschließt, das in seiner dunklen Pracht kaum einen dramatischeren Abgesang auf die Menschheit mehr zulässt, die nach dem Sturm apathisch danieder liegt und sich ihrer Agonie ergibt.

06.02.2005
Exit mobile version