Samael - Above

Review

Als hätten die Schweizer nur auf den richtigen Moment gewartet, um ein Album wie „Above“ aus irgendeiner längst vergessenen Schublade hervorzuzaubern, bildet der mittlerweile achte Longplayer der Band musikalisch in der Tat das bisher fehlende Bindeglied, als welches das Quartett ihr neuestes Werk gern selbst bezeichnet, zwischen „Ceremony Of Opposites“ und „Passage“. Wer von den letzten vier Alben, auf denen die Black-Metal-Elemente der ersten drei Longplayer auf ein Minimum reduziert und durch immer elektronischere, bisweilen an Bands wie LAIBACH erinnernde Klangwelten verdrängt wurden, enttäuscht war, darf aufatmen: „Above“ überrascht mit auf ein gesundes Maß zurückgeschraubter Elektronik, lässt die verloren geglaubten, morbiden Schattierungen der Band wieder aufleben und besticht zusätzlich durch unterschwellige Melodiebögen, die teilweise die majestätischen BATHORY wiederauferstehen lassen.

Das Songmaterial ist extrem brutal ausgefallen und verleiht Songs wie dem leicht epischen „Earth Country“ und dem eher traditionelleren „Dark Side“ das besondere Etwas, allerdings bleibt die Euphorie bereits nach einigen wenigen Durchläufen auf der Strecke, denn das Material ähnelt sich untereinander ziemlich stark: Die von SAMAEL bekannte Dynamik, die auf vorherigen Alben Tempiwechsel und Abwechslung garantiert, ist auf „Above“ nur noch in Ansätzen vorhanden. Auch missfällt die stimmliche Darbietung Vorphs, der zwar immer noch bösartig ertönt, aber diese einzigartige, eindringliche Intonierung und damit auch die stimmlich fabrizierte Gänsehaut fehlt komplett. Aber vielleicht steht dieser Punkt auch in Verbindung mit der zwar wuchtigen aber untransparenten und manchmal etwas matschigen Produktion.

Woher also dieser Gesinnungswandel? Ist „Above“ ein knallhart kalkuliertes Kalkül, mit anderen Bands gleichzuziehen, die mit ihren aktuellen Alben wieder zurück zu ihren Anfängen gingen, um damit noch einmal den Duft des Erfolges zu schnuppern, oder basiert „Above“ auf einer anderen Logik, die sich mir nicht erschließt? Ehrlich gesagt kann und möchte ich diese Frage nicht beantworten. Als Verehrer der zuvor erwähnten Alben „Ceremony Of Opposites“ und seinem direkten Nachfolger „Passage“ stelle ich allerdings fest, dass mir „Above“ trotz einiger starker Songs und einem Flair der Einzigartigkeit nicht ehrlich genug ist, und schlichtweg fünfzehn Jahre zu spät kommt.

01.03.2009
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