Seether - Poison The Parish

Review

„Stoke The Fire“. Die ersten Töne der Drums, die ersten Anschläge der Gitarren und da ist sie: Shaun Morgans rauchig-whiskeygespülte Stimme, die ich all die Jahre so vermisst habe. Ich bin vielleicht sogar ein bisschen dankbar, dass ich es mir bei diesem beschissenen Wetter da draußen (Regen, Regen, ach so und ja Regen) mit SEETHER gemütlich machen kann.

Aufgenommen im Blackbird Studio Tennesse/Nashville und von Shaun Morgan eigens produziert, wird unter dem haus-und hofeigenen Label Canine Riot Records das siebte Studioalbum „Poison The Parish“ am 12.05.2017 fröhlichst-rockig unter die Menschen gebracht.

Einschläge in zwei bis vier Anläufen

SEETHER haben in ihrer bisherigen Karriere schon so ein einiges abhaken können: Emotionale Duette, die wir alle eine gefühlte Ewigkeit im Ohr hatten („Broken“ mit Amy Lee von EVANESCENCE), Tracks, zu denen man den Cowboyhut schwingen und die Nordweide kontrollieren wollte („Country Song“ /Album Holding On To Strings Better Left To Fray). Was sie aber bisher immer pünktlicher als jeder DHL-Bote, es jemals könnte, abgeliefert haben, war Grunge-Alternative-Rock dieser feinen, dreckigen Art. Die Art, die man sich in jeder Lebenslage einverleiben kann.

„Poison The Parish“ braucht bei mir dann zwar erst zwei bis vier Anläufe, um mit seiner vollen Vielfalt nachhaltige Einschläge zu hinterlassen. Das liegt aber weniger an der Qualität des Gesamten sondern ist eher der Tatsache geschuldet, dass sich SEETHER diesmal deutlich düsterer als ihren vorherigen Werken zeigen.

Kraftvoll dreckig auf hohem Niveau

Großes kann der Song „Saviours“. Shaun haut alles aus seiner unverkennbaren Tonlage heraus und zerpflügt den Track mit extrem jammernden Gitarren, Dale liefert kraftvolle Basstunes, Johns Drumplay rundet das Ding ab. Ein Sound, wie direkt vom Hinterhof, wie direkt aus einer alten Garage, zwischen Motorölflaschen und herumliegendem Werkzeug aufgenommen. Diese gute Portion Dreck, das sind für mich SEETHER.

Spätestens mit „Against The Wall“ ist es dann auch wirklich und wahrhaftig um mich geschehen. Wenn man sich in ein Liedchen verlieben kann, dann gestehe ich hiermit höchstoffiziell: I am totally in love. SEETHER brauchen keine Duette mit weiblicher Verstärkung um Gefühle zu transportieren, dass schaffen sie sehr gut auch alleine. „Everday i’m against the wall. With nobody to turn to.“ Die Lyrics erzählen vom Gefühl der Freiheit, dem Gefühl des ständigen Drucks, dem Alleine sein und Versagen. Shauns Vocals stehen traurig-rauchig im Vordergrund, das Gitarrenplay etwas reduzierter. Die Melodien passen perfekt und ich ertappe mich dabei, wie ich diesen Track nicht nur einmal anwähle. Wie gesagt, ich gestehe große Gefühle für dieses kleine Zauberstück auf „Poison the Parish“.

Nicht vom Hocker, aber von Qualität

SEETHER haben mir an einem verregneten Tag mit ihrem siebten Studioalbum mehr als gute Gesellschaft geleistet. Mit „Poison The Parish“ zeigt Shaun Morgan erstmalig neben seinen Songwriterqualitäten auch seine Producerfähigkeiten. Der Longplayer kann sich sehen lassen und muss sich nicht hinter den bisherigen Veröffentlichungen verstecken. Punktabzüge gibt es von mir nur minimal und auch nur aufgrund des Fakts, dass „Poison The Parish“ nicht gleich sofort brutalst vom Hocker reißt. Aber manchmal will man das auch gar nicht, sondern braucht für sich einfach einen unaufgeregten Soundtrack für rainy days and more. SEETHER kann das, immer noch. Und wer SEETHER immer mochte, der wird dieses hier auch gern haben. Wer Bands wie CHEVELLE kennt oder auf die alten Sachen von STAIND abgeht, dem ist hier ebenfalls eine offizielle Kauferlaubnis zugesprochen. In diesem Sinne: „SEETHER is neither loose nor tight. SEETHER is neither black nor white.“ (aus „Seether“ von VERUCA SALT).

 

07.05.2017

It`s all about the he said, she said bullshit.

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