Temple Of Dread - Blood Craving Mantras

Review

Kaum ist mit WEAK ASIDE eine friesische Fregatte zumindest vorerst im Trockendock gelandet, da steht mit TEMPLE OF DREAD auch schon die nächste am Start. Und auch wenn diese älteren Herren (sorry!) mit ähnlicher Vehemenz wie ihre Kollegen daherkommen, haben sie doch einen etwas anderen Ansatz gewählt. Für „Blood Craving Mantras“ standen offensichtlich eher Veteranen wie OBITUARY und ASPHYX oder aber neuere Kapellen wie GRUESOME Pate. Das sind natürlich mächtige Hausnummern, vor denen sich TEMPLE OF DREAD aber keineswegs eingeschüchtert verstecken brauchen.

Das Intro ist zwar klassisch düster, aber vielleicht etwas zu lang geraten. Dafür prescht dann „Suffocate The Fire“ gleich mal um so vehementer los, wie ein Hund, der viel zu lange an der Kette lag. TEMPLE OF DREAD haben einen verdammt coolen Drive und machen umgehend Lust auf mehr. Hier gibt es jede Menge gute Ideen zu bestaunen, teilweise sogar mit orientalischem Anstrich, da dürfen vor allem die Gitarristen immer wieder ihr Können zeigen. Und nur mal so nebenbei bemerkt, solche Songs schreiben OBITUARY und Co. auch schon lange nicht mehr am Fließband.

TEMPLE OF DREAD mit einem erstaunlichen Debüt

Die folgenden „Sentenced To Life“ (mit coolem prägnantem Solo), „A Question Of Honor“ (inklusive feinem Midtempo-Mosh-Part zum kurzen Durchschnaufen) und das einprägsame „Now You Will Die“ klopfen dir auch ganz gepflegt voll auf die Omme, herrlich. TEMPLE OF DREAD gehen einfach gnadenlos steil und hauen die guten Parts im Minutentakt unters Volk. Oft sind ja eher die simplen Ideen gnadenlos effektiv, das bewahrheitet sich hier mal wieder eindrucksvoll.

„Straying The Battlefields“ startet als Midtempo-Marsch, bevor es dann wieder mit Karacho über den Deich geht. Und immer wieder diese Melodien, dazu der keifende Gesang, das trifft voll ins Mark. Auch „Cottage In The Backyard“ schleppt sich zu Beginn, bevor die Jungs dann doch wieder los stürmen. Denn genau das machen TEMPLE OF DREAD dann eben doch am liebsten: Gas geben und mächtig Laune verbreiten. Es drückt und drückt und drückt, ein unglaublich fettes Scheibchen.

Es drückt und drückt und drückt…

Da müssen sich die genannten altgedienten Kapellen schon strecken, um nicht mal eben links oder rechts von TEMPLE OF DREAD überholt zu werden. Denen fehlt zwar logischerweise der Legenden-Status, dafür legen sie jede Menge Qualität an den Tag. Und damit sind diese Norddeutschen weit mehr als nur ein Lückenfüller zwischen den Scheiben der Großen. Denn wenn von denen endlich mal wieder so eine Voll-Auf-Die-Zwölf-Scheibe wie von TEMPLE OF DREAD kommen würde, wäre sicher so mancher Todesmetaller mehr als glücklich.

Auch TEMPLE OF DREAD erfinden das Rad des Death Metal natürlich nicht neu, machen aber richtig Bock drauf, die Herren mal live zu begutachten. Denn so ein Debüt wie „Blood Craving Mantras“ musst du halt erstmal bringen, Hut ab! Hier passt für einen Erstling schon erstaunlich viel: Songwriting, Wucht, ach eigentlich einfach die ganze Scheibe. Wenn du diese gute halbe Stunde durchgängig den Schädel kreisen lässt, dann wissen deine Muskeln genau, was du verbrochen hast. So muss das sein, Schmerzen gehören halt zum Todesblei dazu.

21.08.2019
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