Gruesome - Twisted Prayers

Review

GRUESOMEs Zombie-Ritual geht weiter: „Twisted Prayers“ holt „Spiritual Healing“ zurück auf die Füße. Und wer jetzt greinend oder gähnend mangelnde Originalität moniert, möge beschämt schweigen oder schlüssig darlegen, was am Konzept, das Gesamtwerk von DEATH Album für Album mit eigenen Songs zu covern, nicht originell sein soll.
Chuck Chuldiners Drittgeborene jedenfalls öffnete den Sound von DEATH 1990 bekanntlich, indem sie die befleckten Finger entschlossen in Richtung progressiver Elemente ausstreckte. Ergebnis: „Spiritual Healing“ ist für nicht wenige mit seiner Mischung aus ursprünglicher Brutalität und dunkel keimendem musikalischen Anspruch der Bandklassiker schlechthin.

GRUESOME huldigen Evil Chuck angemessen

Schlecht hin wiederum kriegen GRUESOME den Versuch der Reanimation tatsächlich nicht. Matt Harvey (u. a. EXHUMED und DEKAPITATOR) und seine grausame Gang zeigen sich wie schon zuvor v. a. mit „Savage Land“ und „Dimensions Of Horror“ als würdig huldigend.
Darüber, dass „Twisted Prayers“ nicht in Gänze an die Vorlage herankommt, braucht dabei natürlich nicht diskutiert zu werden. Hält man sich die lyrische Absage an schmierige Heilsversprechen vor Augen, kann das aber auch gar nicht der Anspruch gewesen sein. Niemand Ernstzunehmendes und schon gar nicht jemand, der mit DEATH TO ALL getourt ist und offensichtlich Chuldiners Vermächtnis auswendig gelernt hat, käme auf die Idee, dessen über allem schwebende Fähigkeiten für sich selbst zu reklamieren.

„Twisted Prayers“ heilt vom 21. Jahrhundert

Doch auch eine Stufe unter dem Original geht „Twisted Prayers“ als konsequente Old-School-Kante der Zielgruppe nicht nur gut rein, sondern direkt in die relevanten Körperteile. Auf wundersame Weise von jeglichem Ballast des kulturell vernachlässigbaren 21. Jahrhunderts befreit, leisten die neun Stücke, die GRUESOME der Meute vorwerfen, ganze Arbeit: Die Faust geht nach oben, der Mundwinkel nach unten und der Nacken in den Corpsegrinder-Modus.
Den einen herauszuhebenden Hit gibt es nicht, dafür aber eine ganze Reihe funkelnder kleiner Deja-Vu-Momente: die Melodie zum Eintieg in „A Waste Of Life“, das Solo in „Fate“, die Riffs in „Lethal Legacy“, ach verdammt, hier wimmelt alles an liebevoll-tödlichen Huldigungen im Detail.
Weiterhin ins Bild passend: Die Gast-Soli von James Murphy in „Crusade Of Brutality“ und „At Death’s Door“, das POSSESSED-Cover „The Exorcist“ als Bonus sowie das Cover von Ed Repka.
Man darf gespannt sein, wie sich GRUESOME auf ihren weiteren vier Alben schlagen werden …

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02.06.2018

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2 Kommentare zu Gruesome - Twisted Prayers

  1. Dor Leo sagt:

    Schliesse mich dem an. Die Leidenschaft mit der Gruesome ihrer Vorliebe huldigen kann man in jedem Ton hören. Klar beschränkt sich dabei die Eigenständigkeit aber die Band macht ja auch kein Hehl daraus. Im Prinzip hab ich so meine Probleme mit Tribute Bands oder stark beeinflussten Nachahmern, allerdings passt hier alles zusammen vor allem die Qualität steht dem Original kaum nach.
    Jeder Song hätte auch so auf dem Spiritual Healing stehen können, einfach herrlich.
    Bei den Intros zu A Waste of Life oder Crusade of Brutality mußte ich nochmal nachschauen ob ich nicht doch Death laufen hab.
    Ich mochte schon Savage Land (ordne ich Leprosy zu) nun der nächste Schritt zu Spiritual Healing ich hoffe dass, die Reise nun noch weiter Richtung Human geht. Die 2017er EP Fragments of Psyche gibt zumindest Anlass dazu. Ich kann jetzt schon kaum noch das nächste Album erwarten.
    Mir gefällt’s 9 Punkte. 10 gibt’s wenn Gruesome bei Sound of perseverance ankommen.

  2. Sane sagt:

    Es ist ein harter Job. Aber einer muss ihn ja machen.

    So oder so ähnlich dürfte die Entstehung dieser Band abgelaufen sein. Diese Huldigung an die Deathmetal Ikone ist mutig und feige zugleich. Warum mutig?
    Gruesome werden auf ewig ein Klon bleiben dem mangelnde Individualität vorgeworfen wird. Doch die machen ihr Ding und das machen sie verdammt gut.
    Zumal sich die Mehrzahl an Deathmetal Bands nur zu gerne überall bedient, das zusammenmischt und meint,sie hätten einen für sich charakteristichen Sound gefunden.

    Feige? Was erlaubt der sich?
    Gruesome scheinen den gesamten deathschen Backkatalog aufzuarbeiten und übergehen dabei dreist eines der Hauptmerkmale von Death: Kreativität und Progression.
    Bei dem aktuellen Fahrplan scheint eine Deathplatte nach der nächsten imitiert zu werden.
    Interessant und weitaus mutiger fände ich den Ansatz Chucks Vermächtnis weiter zu führen. Death ersetzen zu wollen, sich zu fragen, wie würden sie heute klingen wenn Chuck noch da wäre und seine Band wiederbelebt hätte?
    Dann könnten Gruesome das Loch in meinem Herzen füllen,das da seit dem Ende von Chuck auf Neubefüllung wartet, so kann die Band immerhin ein wohliges Gefühl der Nostalgie erzeugen.
    Das nehme ich aber auch gerne mit!