Thanatos - Violent Death Rituals

Review

Seit stolzen 36 Jahren sind THANATOS aus Rotterdam bereits im hartmetallischen Zirkus unterwegs, veröffentlichen nun mit „Violent Death Rituals“ aber gerade mal ihre siebte Scheibe. Eine Veröffentlichungsflut sieht wahrlich anders aus, aber am Ende schlägt Qualität ja stets Quantität.

Und da macht den Niederländern in ihrem Segment auch anno 2020 kaum jemand etwas vor. Hier regiert Death Thrash wie früher, die Herren sind ihrer Linie weitestgehend treu geblieben. Das kommt jetzt keinesfalls überraschend, beruhigt einen dennoch erneut. THANATOS standen ja seit je her immer etwas im Schatten größerer Kapellen. Das wird sich auch jetzt vermutlich kaum noch ändern, liegt aber keinesfalls an der Qualität des Materials, das kann sich mit dem der meisten Kollegen absolut messen. Aber die Band hatte scheinbar nie die ganz große Unterstützung, um aus einer beeindruckend langen auch eine richtig große Karriere zu machen. Aber nochmal, an der Qualität lag das sicher nicht.

Wie gewohnt bietet auch „Violent Death Rituals“ diese sehr natürlich wirkende Art von Druck. Davon können sich viele jüngere Kollegen mehrere dicken Scheiben abschneiden. Hier macht in erster Linie nicht die Produktion den Druck, sondern die Band selber. Und es ist eigentlich recht müßig, einzelne Songs speziell hervorzuheben. Das klingt alles recht ähnlich, bietet der Szene im übertragenen Sinne eigentlich keinen Mehr- bzw. Neuwert, und trotzdem bringt es einfach Freude in die alten Gehörgänge.

Bei THANATOS bleibt kein Pit trocken

Geht man dennoch etwas tiefer ins Detail und sucht nach eventuellen Referenzen, wird man natürlich schon fündig. So erinnert der giftige Galopp beispielsweise in „The Silent War“ natürlich an PROTECTOR. Der Titelsong hat schon was von LEGION OF THE DAMNED und der Start von „Corporate Indoctrination“ erinnert ganz klar an SEPULTURA.

Aber im Großen und Ganzen ist das alles einfach nur Death Thrash in seiner ursprünglichsten und damit besten Form. Schnörkellos immer vorwärts, immer drauf. Da bleibt kein Pit trocken. THANATOS wechseln auch gerne mal ins Midtempo, jedoch stets nur so lange, bis der Druck das Ventil mal wieder sprengt und die Energie erneut ungezügelt losbricht. Dann geht es wieder richtig zur Sache, schmutzig, aber nicht vor Dreck triefend

Im Vergleich zu den ganz alten Scheiben sind THANATOS heute schon um einiges thrashlastiger unterwegs. Aber dieses schmuddelige Gewand kleidet die Herren bestens. Ein gewisses Maß an Eindimensionalität muss man der Band ganz einfach bescheinigen. Aber stört das ernsthaft jemanden, der mit genau solcher Mucke immer bestens in Wallung kommt? Eben.

Erwachsen, doch jung im Herzen

THANATOS wirken irgendwie erwachsen und doch im Herzen immer noch wie achtzehn. Es ist ein Tanz auf dem Bierdeckel, aber dieser doch recht begrenzte Radius wird zur Gänze ausgetanzt. Man findet weder offensichtliche Hits noch irgendwelche Füller, aber wer dann auf klassisches Mittelmaß tippt, liegt schwer daneben. THANATOS präsentieren sich auf einem konstant hohen Niveau und von ihrer besten Seite, nostalgisch ignorant. Die Herren geben dem Genre 0% Neues, bereichern es aber zu 100%.

Natürlich ist mittlerweile auch der Nachwuchs mit bockstarken Alben am Start. Aber so leicht lassen sich die Etablierten dann eben doch nicht verdrängen, und schon gar nicht kampflos. Diese Scheibe zwingt einen geradezu, sich endlich mal wieder mit dem Backkatalog der Band zu befassen.

THANATOS wollen dir mit „Violent Death Rituals“ einfach nur mal ganz gepflegt die Ohren versohlen, und das gelingt prima. Dies mag jetzt nicht der höchste Anspruch sein, wird aber verdammt gut umgesetzt. Die Scheibe ist wohl eher kein Klassiker des Genres, aber ein wertvoller Szenebeitrag.

13.03.2020
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