Thokkian Vortex - Lucifer Lucem Proferens
Review
THOKKIAN VORTEX ist das Black-Metal-Soloprojekt von Lord Kaiaphas, der hier als Mastermind, Multiinstrumentalist und Frontmann in Personalunion auftritt und Szene-Kennern wohl am ehesten als (Live)-Sänger der norwegischen Melo-Schwarzheimer ANCIENT bekannt ist. Mit „Lucifer Lucem Proferens“ zieht der gebürtige Brasilianer nach fünfjähriger Pause nun das dritte Album seiner persönlichen Kreativ-Spielwiese aus der Unterwelt.
THOKKIAN VORTEX setzen erneut auf schwarzmetallisches Allerlei
Im Grunde gelten für „Lucifer Lucem Proferens“ wieder die gleichen Merkmale sowie auch Kritikpunkte, die der Kollege Gabriel bereits in seiner Rezension zum Vorgänger „Thy Throne Is Mine“ festgestellt hat. Erneut holzen sich THOKKIAN VORTEX gefühlt einmal quer durch den (primär norwegischen) Black Metal der 90er und frühen 2000er. Und wenngleich eine gewisse Bandbreite und der dadurch entstehende Abwechslungsreichtum im Grunde etwas Positives sind, so verhebt sich seine Lordschaft doch bisweilen ein wenig an der stilistischen Vielfalt des Genres.
Hier steht ur-klassische Second-Wave-Kost mit reichlich Tremolo und garstigen Midtempo-Passagen wie beim Opener „Sethian Aeon“ neben einem die Thrash-Keule schwingenden „Fires Of Samum“. Der Titeltrack bedient mit schwummerigen Synthies die Traumtänzer-Fraktion, ein „At War With Ohrmuzd“ setzt wiederum auf symphonische Opulenz à la DIMMU BORGIR und das stampfende „The Great Harlot“ erinnert an die rockige Phase von SATYRICON zwischen „Volcano“ und „The Age Of Nero“.
Durchaus kompetent dargeboten ist das eigentlich alles, allein der rote Faden geht auf Albumlänge wie schon bei den bisherigen Veröffentlichungen von THOKKIAN VORTEX ein wenig verloren. Zusammengehalten wird die ganze Chose vor allem vom Gesang des Meisters, der aber schlichtweg nicht den Wiedererkennungswert eines Attila Csihar oder Satyr auf die Waage bringt, sowie von einem Hang zu vielfältig eingesetztem Tastenzauber, der mal zu ausladendem Breitwand-Bombast und dann wieder zu verträumtem Dungeon Synth tendiert. Als Alleinstellungsmerkmal ist das etwas mager.
Die besten Ideen kommen zum Schluss
Man würde sich ein wenig mehr von dem Mut und der Experimentierfreude wünschen, die Lord Kaiaphas offenbar bei den letzten beiden Tracks des Albums ergriffen haben. Das zehnminütige „The Brazen Vessel Of Solomon“ glänzt mit atmosphärischer Dichte, einem dramatischen Aufbau und einer instrumentalen Verspieltheit, die von Doom bis zu klassischem Heavy Metal reicht. Zudem glänzt die Nummer mit einem ziemlich trippigen, von abgefahrenen Keyboardklängen dominierten Zwischenspiel, das ein wenig an CRADLE OF FILTH auf Pilzen erinnert. Auch der letzte vollwertige Song „Drip Drip“ kratzt an der 10-Minuten-Marke und verarbeitet auf eigenwillige Art und Weise Elemente aus Klassik und mittelalterlichem Folk (inklusive Flöteneinsatz), welche die Scheibe schon fast auf einer fröhlichen Note beschließen und definitiv nochmal aufhorchen lassen.
„Lucifer Lucem Proferens“ ist also mal wieder ein Album, bei dem es THOKKIAN VORTEX trotz einiger guter Ideen im hinteren Drittel insgesamt an Stringenz und einer klaren eigenen Identität mangelt. Für sich genommen sind eigentlich alle Stücke grundsolide bis gut; wenig des Dargebotenen ist spektakulär, aber nichts davon ist unhörbar. Nur hat man eben über weite Strecken eher das Gefühl, einen Black-Metal-Sampler und nicht das zusammenhängende Album einer einzigen Band zu hören.
Thokkian Vortex - Lucifer Lucem Proferens
| Band | |
|---|---|
| Wertung | |
| User-Wertung | |
| Stile | Ambient Black Metal, Black'n'Roll, Melodic Black Metal, Symphonic Black Metal |
| Anzahl Songs | 10 |
| Spieldauer | 64:27 |
| Release | 27.11.2025 |
| Label | Folter Records |
| Trackliste | 1. Sethian Aeon 2. Fires of Samum 3. Lucifer Lucem Proferens 4. At War with Ohrmuzd 5. The Great Harlot 6. Shadowmother 7. Summoning the Evil Ones of Ekurra 8. The Brazen Vessel of Solomon 9. Drip Drip 10. Crystalline Dawn |
