Tombs - Path Of Totality

Review

Deron Miller meinte ja kürzlich, dass Alben mit einer Spielzeit länger als eine halbe Stunde langweilig wären. Ich schiebe das einfach mal auf seine extrem kurze Aufmerksamkeitsspanne. TOMBS jedenfalls melden sich nach ihrem grandiosen Debüt vor zwei Jahren mit einem Brecheisen erster Güte zurück, welches auch nach einer Stunde nicht zu doppelter Langeweile führt.

Der Einstieg – gewaltig. „Black Hole Of Summer“ gibt eindringlich zu verstehen, dass der Hardcore-Extrem-Post-Metal-Sludge Dampfhammer aus Brooklyn keinen Zentimeter von seinem zerstörerischen Pfad zurückgewichen ist. Vorwärts mit Strom, „To Cross The Land“ bläst zu einer wilden, pechschwarzen Attacke, die den Hörer spätestens jetzt vollkommen plättet. Mike Hills Brachialorgan, der tonnenschwere aber dynamische Gitarrensound und das furiose Schlagwerk sorgen für einen Sound, der schon auf „Winterhours“ ziemlich einzigartig war.

Für mich sind TOMBS eines der wenigen tauglichen Beispiele dafür, was man sich tatsächlich unter „Extreme Metal“ vorstellen muss. Metal ohne konventionelle Bürden, ohne Schranken im Kopf, ohne festgelegte Zielgruppe – und dazu br00tal as fuck! Lasst euch mit solch‘ derben Smasherriffs wie in „Constellation“ oder dem Titelstück das Fell gerben, Leute!

„Path Of Totality“ ist facettenreich wie sein Vorgänger, aber noch ein ganzes Stück fokussierter. Beobachten lässt sich eine grobe Dreiteilung, bei der dem heftigen ersten Drittel eine Phase der Vertiefung folgt, die von der Rückkehr zu den melancholischeren Seiten der Band geprägt ist. Hervorstechend sind hier „Passageways“ mit seinem ungewohnt klaren Gesang oder auch „Silent World“, welches die nun deutlich melodischere Note des Albums unterstreicht. Die volle Post-Metal-Ladung erwartet den Hörer dann im letzten Drittel, auf dem quasi die ersten beiden Teile des Albums zusammenfließen – auf eine Weise, die in meinen Augen den Unterschied zu Bands wie ISIS oder MASTODON macht, die die relative Definitionsunmöglichkeit dieses Genrebegriffs verdeutlicht, und die mit einem Song wie „Black Heaven“ schon fast spirituelle Züge bekommt. Und wenn dann noch das abschließende „Angel Of Destruction“ den Bogen zum ersten Song spannt, und dezente Synthesizerklänge einwebt, hat das schon fast etwas von sakraler Brutalität – ganz ohne Orgelklänge und Hall. Ein Widerspruch? Nicht bei TOMBS.

07.07.2011
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