Trivium - In Waves

Review

TRIVIUM zählen leider zu den Bands, denen ich in der Vergangenheit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt habe. Als großer Fan von Metal-Bands der alten Schule haben mich der Modern Metal-Trend insgesamt und im Besonderen die stets präsenten Metalcore-Einflüsse und poppigen Refrains, die so gut wie jede Truppe, die sich diesem Sound verschrieben hat, aufgefahren hat, einfach nie angesprochen. Ein solcher Trend bietet jedoch stets auch Anlass zur Erweiterung des eigenen Horizonts und ich musste feststellen, dass ich mich mit so einigen Modern Metal-Bands immer mehr anfreunden konnte und vor allem, dass man lange nicht alle Vertreter dieser Musik über einen Kamm scheren kann (wenn auch sehr viele).

Bereitwillig habe ich also auch TRIVIUM und ihrem neuen Album “In Waves” eine Chance gegeben und kam schnell zu der Frage, wie zur Hölle ich bisher um diese Band herum gekommen bin. Bereits die schräge Melodie des Intros, gespielt auf einem verstimmten Klavier, versprüht einen ganz eigenen Charme, bis TRIVIUM beim anschließenden Opener “In Waves” das erste Mal so richtig aus den Vollen schöpfen. Druckvolle, mitreißende Riffs und aggressive, markerschütternde Shouts paaren sich mit herrlichen Melodien in einem Refrain, der sich dermaßen fest in den Gehörgängen verankert, wie ich es schon lange nicht mehr erlebt habe. Das ganze wird abwechslungsreich und komplex arrangiert und in Rhythmus und Tempo mehr als geschickt variiert, wozu auch die energischen Drums einen großten Teil beitragen, dass man ohne mit der Wimper zu zucken den Begriff “Hit” fallen lassen kann.
Die folgenden Titel “Inception Of The End” und “Dusk Dismantled” folgen diesem Beispiel, warten jedoch mit neuen, genauso prägnanten Melodien auf und schrauben hier und da am Härtegrad, sodass nie Langeweile aufkommt oder man den Eindruck bekommt, die Songs ähneln sich zu sehr. Mit “Watch The World Burn” folgt sogleich der nächste Ohrwurm – meine Fresse, was ein Refrain! “Black” wartet im Anschluss wieder mit einer ordentlichen Portion Groove auf, “A Skyline’s Severance” drückt deutlich deftiger und massiver aus den Boxen, büßt dafür jedoch an Wiedererkennungswert ein. Im Kontrast dazu wirkt “Built To Fall” weit poppiger und softer, leider siedeln sich beide Tracks eher im qualitativ vorderen Mittelfeld an. Auch “Caustic Are The Ties That Bind” schlägt in dieselbe Kerbe, doch glücklicherweise ist dieser typische Hänger in der Mitte eines Albums kein Anzeichen dafür, dass TRIVIUM ihr Pulver bereits verschossen haben, “Forsake Not The Dream” und “Chaos Reigns” erreichen zwar nicht gänzlich die Qualität der ersten Songs, geben jedoch nochmal ordentlich Gas, bevor das balladeske “Of All These Yesterdays” und das Outro “Leaving This World Behind” „In Waves“ abrunden.

Sicher kann man TRIVIUM kommerziellen Ausverkauf vorwerfen, doch “In Waves” ist dennoch ein richtig gutes Album und im Gegensatz zu vielen ihrer Genre-Kollegen mussten die US-Amis ihren Härtegrad nicht rapide nach unten schrauben, nur um neue Fans anzusprechen. Stattdessen finden sie einen Mittelweg und kombinieren Aggression und Melodie nahezu perfekt. Das Resultat ist zwar überaus glatt, kantenlos, ziemlich klischeehaft und wirkt außerdem sehr kalkuliert, doch diese Rechnung geht ziemlich gut auf.

22.07.2011
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