Trivium - Silence In The Snow

Review

„What have I done, what have I become?“, singt ein schmachtender Matt Heafy im Song „The Ghost That’s Haunting You“. Fragen, mit denen sich die Herren von TRIVIUM angesichts ihres ziemlich belanglos daherdudelnden siebten Studioalbums „Silence In The Snow“ tatsächlich einmal ernsthaft befassen sollten. Immerhin: Vor jenen Geistern, welche die Band in der Vergangenheit nach mehreren starken Alben zu potenziellen Erben IRON MAIDENs und METALLICAs hochstilisierten, haben die US-Amerikaner erst einmal Ruhe. Denn das neue Werk dürfte dafür sorgen, dass die weltweiten Jubelstürme merklich abflauen.

Alles, wirklich alles auf „Silence In The Snow“ ist berechenbar – von den pompösen Streichern im Introtrack bis hin zu den obligatorischen Steelstring-Klampfen im Rausschmeißer „Breathe In The Flames“. Ausnahmslos jeder Song der Platte ist nach simplem Pop-Schema gestrickt, wobei ein stets überernster Matt Heafy in den Strophen ermüdend oft auf einem reduzierten Bass-Schlagzeug-Fundament agiert („Silence In The Snow“, „Dead And Gone“, „The Thing That’s Killing Me“, „Rise Above The Tides“) – als hätten seine ohnehin schon übertrieben bedeutungsschwangeren Zeilen noch zusätzliche Betonung nötig. Rhythmisch und melodisch geht es dabei über weite Strecken recht eindimensional zu Werke, zwischendurch jagt ein Allerweltsrefrain den nächsten. Irgendwie bezeichnend ist in diesem Zusammenhang auch, dass Heafy und Kollegen nicht einmal davor zurückschrecken, zweimal – nämlich in „Dead And Gone“ und „Beneath The Sun (Don’t Fade Away)“ – den nahezu exakt selben Chorus zu verwenden. Ein ziemliches Armutszeugnis für eine Band dieses Kalibers.

Aus der gesichtslosen Tracklist ragen lediglich das etwas langsamere und melodisch phasenweise interessante „Pull Me From The Void“ sowie das flotte „Blind Leading The Blind“ heraus, das in der Strophe zwar mit unerträglicher Pop-Melodie daherkommt, aber immerhin ein gewisses Maß an Energie transportiert. Das restliche Material – inklusive dem bereits vorab veröffentlichten Titeltrack – ist im Wesentlichen glatter Sing-along-Metal ohne Ecken und Kanten. Klar, TRIVIUM waren schon immer auf eingängige Songs und stadiontaugliche Hymnen aus – mit dem Unterschied, dass die vorangegangenen Werke immer auch ein gesundes Maß an Eigenständigkeit und Aggression sowie überragende Hooks boten. Natürlich ist es nachvollziehbar, dass Matt Heafy sich anno 2015 infolge früherer Stimmprobleme ausschließlich auf Klargesang beschränkt. Und natürlich blitzen auch auf „Silence In The Snow“ immer mal wieder die herausragenden Fähigkeiten des Gitarrengespanns Heafy/Beaulieu auf – gleichzeitig wirkt vieles auf der Platte angesichts des riesigen Talents der Truppe verschenkt. Zudem offenbart das siebte Studiowerk in puncto Sound ebenfalls Schwächen, so wurde Heafys Stimme gelegentlich eine Spur zu sehr in den Vordergrund gemischt, die Drums wiederum klingen furchtbar komprimiert und statisch.

Am Ende lässt es sich beliebig oft drehen und wenden – ein besseres Album wird „Silence In The Snow“ dadurch trotzdem nicht. Handwerklich natürlich mehr als solide dargeboten, klingt die Scheibe dennoch blutleer und abgekaut. Die Konsequenz: TRIVIUM rutschen (vorerst) ins Mittelmaß ab.

27.09.2015
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