Trivium - What The Dead Men Say

Review

Die Verpflichtung von Alex Bent für die Fellbearbeitung war vor mittlerweile gut drei Jahren eine sprichwörtliche und tatsächliche Frischzellenkur für TRIVIUM. Mit „The Sin And The Sentence“ gelang der einstmaligen Zukunftshoffnung zwischen metallischer Tradition und Moderne ein bemerkenswertes Comeback nach zwei allenfalls lauwarmen Vorgängerplatten.

Wir schreiben 2020. Das nur halbironische Mantra so manches TRIVIUM-Fans („Keep this drummer!“) hat sich vorerst bewahrheitet, und die ersten Single-Vorboten des neuen Albums „What The Dead Men Say“ klingen nicht gerade handzahm. Ist das der vielbeschworene zweite Frühling für Heafy und Kumpanen?

Die neue Liebe zum Riff hält an

Die neu entdeckte Liebe zum Riff jedenfalls hat sich ihre Leidenschaft bewahrt, da lassen „IX“ (wir hören immerhin das neunte TRIVIUM-Album) und der Titeltrack, die eigentlich gemeinsam einen Song bilden, keinen Zweifel. Direkt wird auch eine erste Parallele zum Vorgängeralbum deutlich: Ein episch aufgebauter Titeltrack mit einem langen Intro und neoklassischen Elementen gibt in beiden Fällen die vermeintliche Marschrichtung vor.

Aber tatsächlich wird „What The Dead Men Say“ dominiert von langen und mit (nicht immer songdienlichen) gitarristischen Einfällen vollgestopften Songs. Im Falle des ansonsten gnadenlos thrashenden „Amongst The Shadows And The Stones“ kann das auch mal zu einem seltsam deplatziert klingenden Double-Lead-Part zwischen galoppierendem Power-Riffing führen. Das Problem ist weniger die Qualität der einzelnen Passagen und Stile selbst, als der zwanghafte Drang, immer Groove, Thrash, Soloduell und Epik, Hymnisches und Chaos in einem einzigen Song unterbringen zu wollen.

TRIVIUM wollen von allem mehr

Das ist vor allem ärgerlich, weil „The Defiant“, „Bending The Arc To Fear“ und „The Ones We Leave Behind“ an sich großartige Tracks sind: catchy, dramaturgisch mehr als souverän, filigran und mit ordentlich Headbang-Potential – nur eben etwas überladen.

Aus der Reihe fallen dazwischen dann umso deutlicher „Bleed Into Me“ (viel Bass, sehr wenig Gitarre) und „Scattering The Ashes“ („Dying In Your Arms 2.0“?) – gleichzeitig auch die kürzesten Songs auf „What The Dead Men Say“. Hier hätte der Ideenüberschuss an anderer Stelle wiederum Wunder gewirkt.

„What The Dead Men Say“ atmet seinen Vorgänger, versucht gleichzeitig komplexer, aggressiver und catchier zu sein, und schafft nichts davon so richtig. Scheitern klingt allerdings auch anders. Bei allen offenen Flanken vereint das Album immer noch Hitpotential und ein instrumentales Feuerwerk nach dem anderen zu einer leicht verdaulichen, bisweilen euphorisierenden und zu keinem Zeitpunkt langweilenden Ganzen.

24.04.2020
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