Tulus - Fandens Kall

Review

Für die ganz großen Momente haben die Norweger TULUS schon lange nicht mehr gesorgt. Vielleicht haben sie das tatsächlich auch nie. Nicht umsonst hat das Trio, welches zwischenzeitlich in der Nachfolgerband KHOLD aufging, eher einen Status in der zweiten Reihe des skandinavischen Schwarzmetall inne. Das hat einerseits mit oben genannten Gründen zu tun, andererseits agiert die Band hinsichtlich ihrer gewählten musikalischen Ausrichtung konservativ wie kaum eine andere. Folglich sorgt durchaus für überraschende Blicke, dass die Dreierformation für ihr neues Album „Fandens Kall“ Unterstützung in Anders Hunstad (Keyboards), Lars-Erik Westby (Piano) und Lena Fløitmoen (Female Vocals) gesucht und gefunden hat. Zum Teil sind die Mitmusiker durch ihre Teilhabe bei SARKE bekannt.

Konservative Band auf neuen Wegen?

Das siebte Album der Osloer beginnt mit dem Titeltrack und wirkt im Vergleich zum Vorgänger „Old Old Death“ längst nicht mehr so eigentümlich, sondern viel mehr wie eine aggressive nordische Black-Metal-Nummer mit bemerkenswerter Riffarbeit durch Frontmann Blodstrup. Mit den folgenden Stücken „Lek“ und „Slagmark“ tauchen TULUS dann wieder verstärkt in rockigere Ebenen ein, verstehen es aber immer noch, über dieses Grundgerüst einen klirrenden nordischen Touch zu legen. Dazu kommt das fiese Keifen von Blodstrup, sodass „Fandens Kall“ grundsätzlich erst einmal gut hörbar aus den Boxen drängt – auch der mittlerweile klaren, druckvollen Produktion geschuldet.

Die Eindrücke der bereits angeführten Session-Musiker bleiben auf dieser Platte hingegen blass. Hunstad und Westby liefern allenfalls marginale Beiträge, Sängerin Lena Fløitmoen darf nur bei „Sjelesmerte“ unterstützend ran, ohne wirkliche Texte zum Besten zu geben. Den puristisch orientierten TULUS-Fan wird es freuen, vielleicht sogar verstärkt dadurch, dass „Fandens Kall“ tendenziell häufiger in dunkle Raserei verfällt und auf die Wurzeln des norwegischen Tuns verweist.

Letztlich bleibt „Fandens Kall“ der Linie treu

Wie schon auf dem einen oder anderen Vorgänger sind die Songs auf „Fandens Kall“ für atmosphärische Dichte etwas zu kurz und für das rockige Tanzbein phasenweise zu schwarz. Übrig bleibt die bereits in der letzten Rezension zitierte Kauzigkeit von TULUS, die hier Charme und Fluch zugleich darstellt. Phasenweise gelingt es dadurch, Songs mit einer ganz speziellen Anziehungskraft zu schreiben („Fandens Kall“), genauso kommen aber auch viele Stücke überhaupt nicht auf den Punkt und enttäuschen daher („Samuelsbrenna“). Leider rücken TULUS mit diesem Album weiter in Richtung Mittelmäßigkeit.

10.02.2023
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