Undertow - Bipolar

Review

Die aus Baden-Württemberg stammende Formation UNDERTOW veröffentlicht mit „Bipolar“ ihr nun neuntes (!) Album via El Puerto Records. Das ist ganz schon viel Holz, erklärt aber warum sich die Band so eingespielt anhört. Man konnte UNDERTW noch nie in eine Sparte stecken, und kann es auch jetzt nicht. Doom Metal als Schublade ist ziemlich beengend. Dazu spielen in den Sound der Ellwangener viel zu viele andere Elemente hinein. Angefangen bei melodischem Death Metal bis hin zu Alternative Rock ist hier alles bunt gemischt. Ist „Bipolar“ also ein weitere Perle, die sich El Puerto Records da gefischt haben?

Eine Tüte Gemischtes, bitte!

Der Opener „When Tears Became Scars“ geht mit seinen acht Minuten ganz gemächlich los und passt am ehesten in die Rubrik moderner Metal mit Doom-Einflüssen. Das folgende „On Fire“ entpuppt sich anschließend als Melodic-Death-Metal-Dampfwalze, die ordentlich Schmackes auf dem Kessel hat. Die Nummer ist quasi das Gegenstatement zum getragenen Opener. Nicht verträumt, sondern direkt auf die Zwölf. Eine kleine, aber schöne Überraschung. Generell wird mit der Abwechslung zwischen langsamen, ruhigen Stücken und Ausbrüche in härtere Gefilde schön gespielt. So auch nachzuhören bei den nächsten beiden Songs „Life Kills“, der jetzt nicht balladesk, sondern eine Melange aus aggressiven Parts und von akustisch getragenen Gitarren ist, sehr gelungen. Auch eher im modernen Metal zu verorten, das Stück. Das folgende „Call Of The Sin“ erinnert dann wiederum an eine Hommage an diese Schweden, die immer über Wikinger singen. Gemischt mit einem Refrain in moderner Ausrichtung ist das eine interessantes Potpourri, das UNDERTOW hier servieren. Aber auch der Rest des Albums kann sich, was Abwechslungsreichtum angeht echt sehen lassen. Klar ist Doom-Metal (wie nachzuhören in „The Longest Breath“) eine Komponente im Sound der Baden-Württemberger, aber beileibe nicht die einzige. Mit „I Remain“ steht eine lupenreine Ballade am Schluss des Albums, die in den Neunzigern für einiges Aufsehen und Airplay gesorgt hätte. Wunderbarer Schlusspunkt unter ein Album, das vielleicht einige Fragen aufwirft. Zum Beispiel, ob der musikalischen Ausrichtung von „Bipolar“, denn die ist wirklich atemberaubend. Hier wird sich wild in den verschiedenen Genres bedient, dass es eine wahre Freude ist. Genau deshalb ist die Scheibe auch so interessant. Da große Markenzeichen „Doom“ ist in die zweite Reihe gerückt und hat so dem Bandsound neue Möglichkeiten eröffnet.

Das Album des Jahres?

Wenn die Songs jetzt noch eine Nuance eingängiger wären, würde ich hier von Album des Jahres sprechen, aber so ist zumindest für Spannung gesorgt. Insgesamt kann „Bipolar“ absolut überzeugen, denn hier wird Metal mit Spannung geboten, der beliebig, aber gekonnt, zwischen den Stilen hin und her springt, sodass man nie weiß, was als Nächstes kommt. So wird die Freude, die das Album entfachen wird, immer auf einem hohen Level gehalten.

13.11.2022
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