Vomitory - All Heads Are Gonna Roll

Review

Über die Notwendigkeit von Re-Unions lässt sich prinzipiell immer trefflich diskutieren. Nachdem sich VOMITORY im Jahr 2013 getrennt hatten, waren Sänger und Bassist Erik Rundqvist und Drummer Tobias Gustafsson schnell dabei, sich mit CUT UP eine neue Spielwiese zu suchen. Inzwischen liegt dieses Sekundärprojekt wieder auf Eis und seit 2018 firmieren VOMITORY gemeinsam mit den beiden fehlenden Mitgliedern Urban Gustafsson und Peter Östlund wieder in der letzten bekannten Aufstellung. Dabei stand die Entscheidung, ob man überhaupt wieder neue Songs schreiben würde, relativ lange im Nebel, weshalb es nun bis zum Release von „All Heads Are Gonna Roll“ auch ganze fünf Jahre gedauert hat.

Die Riffmaschine ist zurück

Das Artwork lässt schonmal die Brauen zucken, wirkt es mit seiner comichaften Art inklusive des Albumtitels doch noch einmal merklich moderner als es der letzten CUT UP-Output „Wherever They May Rot“ suggerierte. Dieses etwas unsichere Gefühl wischt der Titeltrack dann bereits binnen Sekunden vom Tisch. Die Jungs aus Karlstad haben es nie groß mit ausufernden Intros gehalten, sondern stets im Rahmen der ersten Takte ihren Standpunkt unmissverständlich eingehämmert. Folglich ordneten sich Opener wie „Regorge In The Morgue“, „The Carnage Rages On“ oder auch „Revelation Nausea“ stets in die Edelschatulle der Diskographie ein.

Dies ist auf „All Heads Are Gonna Roll“ zwar nicht der Fall, denn VOMITORY drehen erst mit groovigen Zerberster „Ode To The Meat Saw“ richtig auf. Dennoch präsentiert das Quartett immer noch seine Qualität, selbst jene Stücke, die nicht unbedingt neue Kanten ins Hirn fräsen, zumindest mit solch satten Riffs auszustatten, dass ein amtlicher Abriss zurückbleibt. Ein absolutes Highlight haben die Schweden schließlich noch mit „Raped, Strangled, Sodomized, Dead“, das nur namentlich an den groovigen Gassenhauer von CANNIBAL CORPSE oder das eigene 07er-Werk erinnert. Stattdessen verbirgt sich hinter dieser Kante eine der feinsten Melodielinien, die VOMITORY bisweilen in ihr Songwriting haben einfließen lassen.

Die unschwedischsten Schweden

Im Allgemeinen präsentieren VOMITORY auf „All Heads Are Gonna Roll“ wieder das, was sie am Besten können. Trotz Stockholm-Gitarrensound klingen Gustafsson und Östlund kaum schwedisch. Dafür agieren sie entweder zu brachial oder lassen in den melodischen Grooveparts die Wände wackeln. Bei kaum einer anderen Band der aktuellen Zeit funktioniert dieses Konzept derart kompromisslos und am Schnürchen.

Auch mit ihrem mittlerweile neunten Output und einer Pause in dieser Formation von immerhin zwölf Jahren, haben VOMITORY nur wenig verlernt. Rundqvist hat im Vergleich zur Hochphase, etwa auf „Terrorize Brutalize Sodomize“, nicht mehr den fiesesten Würgereflex in der Röhre, doch das bleiben Marginalien, die man sicherlich auch anders betrachten kann. VOMITORY machen ihr Ding und tragen weiterhin nicht gerne die Schuluniform des Schwedentods, das ändert sich auch in diesem Jahr nicht.

18.05.2023
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