Vreid - Welcome Farewell

Review

Vergleicht man VREIDs Erstwerk „Kraft“ mit dem aktuellen Album „Welcome Farewell“, wird ziemlich deutlich, wie sich die Band in den Jahren und über nunmehr sechs Alben entwickelt hat: Das ist natürlich kein purer Black’n’Roll mehr, den man noch auf den ersten Werken finden konnte, denn seit „Milorg“ hatte die Band verstärkt (monumental-)rockige Einflüsse einfließen lassen – wodurch der Musik gerade auf genanntem Album etwas zu sehr der Arschtritt abhanden gekommen war. Alles Vergangenheit, denn VREID haben seitdem – vielleicht durch den Einstieg ihres alten Freundes Strom an der Lead-Gitarre – erheblich dazugewonnen.

Womit wir mittendrin in „Welcome Farewell“ sind, das wie die Alben zuvor im bandeigenen Studio 1184 aufgenommen wurde, und das einen recht knackigen, wenngleich nicht mehr so harsch-metallischen Sound wie noch auf den ersten Alben hat. Und das passt hervorragend zum Songwriting auf „Welcome Farewell“, das in meinen Augen organischer und homogener wirkt als teilweise in der Vergangenheit. VREID haben über die Jahre gerade innerhalb der einzelnen Songs an Vielseitigkeit gewonnen. Vieles davon dürfte auf das Konto von Gitarrist Strom gehen, der beispielsweise andere Stile mit einfließen oder ein göttliches Gitarrensolo vom Stapel lassen kann, ohne dass es aufdringlich oder gekünstelt wirkt.

Das scheint mir denn auch die größte Qualität von „Welcome Farewell“ zu sein: Das Teil rockt, aber bei genauem Hinhören werden erst die vielfältigen Einflüsse offenbar. „The Devil’s Hand“, der Opener „The Ramble“ oder „The Reap“ gehen ordentlich ab, überzeugen aber ebenfalls durch die vielen feinen Melodien. Man höre sich nur einmal das Achteinhalb-Minuten-Biest „Sights Of Old“ mit seinem vielfältigen Arrangement an – vom verträumten Beginn hin zu black-thrashigen Gitarrenleads. Und ohne mit der Brechstange darauf gestoßen zu werden, hat doch beispielsweise ein Song wie „Way Of The Serpent“ erstaunlich viel von WINDIR – nur dass eben die folkigen Sogna-Melodien etwas in das zweite Glied gerückt sind.

Trotzdem hat man doch nie das Gefühl, als würden VREID etwas Vergangenes anklingen lassen. Vielmehr steht die Band sozusagen mit beiden Beinen in der Gegenwart, weswegen auch nicht der ewige Vergleich mit der Vorgängerband mitschwingt. „Welcome Farewell“ ist somit ein erstaunlich kompaktes und fertiges Album, das musikalisch keine unnötigen Vergleiche eingeht und das mit den Texten und dem unheimlich stimmigen Coverartwork ganz eigene Assoziationen weckt. Kurz gesagt ist dem Norwegen-Vierer mit „Welcome Farewell“ ein richtig starkes Album geglückt.

22.02.2013

- Dreaming in Red -

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