Waldgeflüster - Dahoam

Review

Mit „Dahoam“ veröffentlichen WALDGEFLÜSTER ihr nun bereits sechstes Studioalbum. Damit legen sie nur zwei Jahre nach dem 2019er „Mondscheinsonaten“ einen weiteren Langspieler vor. Dieser bringt einige Neuerungen mit sich. Die Bayern haben einen Labelwechsel von Nordvis zu AOP Records vollzogen, und setzen erstmals auf Texte in bayrischer Mundart, wie der ebenfalls im Dialekt gehaltene Titel schon vermuten lässt. Man könnte aufgrund dessen natürlich von einer stilistischen oder klanglichen Veränderung sprechen, doch einen großen Unterschied machen die Texte am Ende nicht, und auch musikalisch sind sich WALDGEFLÜSTER treu geblieben.

„Dahoam“ beschäftigt sich wenig überraschend mit dem Thema Heimat, oder vielmehr damit, was Heimat für einen selbst bedeutet. Die Songtitel erscheinen daher zunächst etwas kryptisch, wenn man nicht aus der gleichen Ecke wie die Jungs von WALDGEFLÜSTER stammt. Doch eine kleine Internetsuche hilft und führt einige schöne Fleckchen südöstlich von München zutage, bei deren Anblick man die mal wieder emotionalen und von Pathos getragenen Tracks auf „Dahoam“ zu verstehen beginnt.

„Dahoam“ bietet Abwechslung

Mehr Intro als Song ist „A Taglachinger Morgen“, das mit roh belassener Akustikgitarre, Vogelgezwitscher und Lagerfeuerromantik einen fließenden Übergang zu „Im Ebersberger Forst“, dem ersten Track in Überlänge, herstellt. Neben treibenden, atmosphärischen Gitarren und den typischen rough Vocals bietet dieser auch ruhige Momente, einen wahren Überfluss an Melodien und erhaben klingenden Klargesang. Ähnlich abwechslungsreich gestaltet sind „Am Tatzlwurm“ – übrigens mit Gastgesang von J.J. (HARAKIRI FOR THE SKY, KARG) – und „Mim Blick aufn Kaiser“, die aufgrund ihrer Länge von jeweils rund elf Minuten genügend Raum für ausgiebiges musikalisches Mäandern geben. Da die Stücke auf „Dahoam“ zum Teil ineinander übergehen und sich außerdem Melodien teilen, entsteht zudem nicht nur innerhalb der Tracks, sondern auch songübergreifend ein Gefühl einer Reise, als wandere man von einem der besungenen Orte zum nächsten.

WALDGEFLÜSTER transportieren Romantik

WALDGEFLÜSTER ergänzen ihren atmosphärischen Black Metal und die ausgiebigen Akustik-Passagen mit allerlei anderen Klängen. So fügen sich Piano, Cello und die obligatorischen Naturgeräusche bestens ins Klangbild ein. Das positive Gefühl, das man für gewöhnlich mit Heimat verbindet, schwingt vielerorts in den Melodien mit, die es auch auf diesem Album wieder schaffen, zum Großteil mitzureißen und zum Träumen einladen. Die Stücke strotzen ebenfalls von Epik und Romantik, was bisweilen ein wenig kitschig wirken kann, hier aber meist auf ein noch gut funktionierendes Maß justiert ist. Einzig der Refrain von „Mim Blick aufn Kaiser“ ist ein wenig zu schunkelig und schlagerlastig geworden. Wirklich folkig wird es auf „Dahoam“ nicht, doch der Rausschmeißer „Am Wendelstoa“ bringt zum Ende auch diesen Aspekt noch mit ein. Eine Runde Sache, nicht nur für Fans der Band.

19.09.2021

headbanging herbivore with a camera

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