Waldgeflüster - Ruinen

Review

Vorweg: Diese Review wird relativ subjektiv, aber um Objektivität bemüht sein. Denn ich bin kein allzu großer WALDGEFLÜSTER-Fan – was in erster Linie daran liegt, dass ich kein allzu großer Fan von melancholisch-verschmustem, introvertiertem Atmo Black Metal bin. Nun manchen WALDGEFLÜSTER das, was sie machen wollen, natürlich ziemlich gut – es ist nur nicht meins. Meinetwegen darf gehatet werden.

„Ruinen“: Zwischen Heaviness und Kuschelrock

So, da das nun geklärt wäre: „Ruinen“ heißt das vierte Album der Band, und das überrascht mich, der ich lustlos an das Album herangehe, mit einem heftigen, weitestgehend schleppenden Opener namens „Weltenwanderer“. Der Song klingt härter als bekannt, und dennoch klingt es nach WALDGEFLÜSTER, wie man sie kennt, denn im Mittelteil lässt es sich die Band nicht nehmen, typische Trademarks wie die weinende Leadgitarre oder den Klargesang herauszuholen. Trotzdem, „Weltenwanderer“ ist heavier als erwartet und macht Lust auf mehr.

Doch schon „Trümmerfestung“ zer-, ähm, -trümmert diesen Eindruck, denn der Song vereint alles, was ich an dieser Band nicht mag: ausladende, verspielte Kompositionen, viiiieeeel Melancholie und Kuschelrock-Black-Metal, und nichts davon kommt auf den Punkt. Zum Glück folgt „Und immer wieder Schnee“, das erstens in Sachen Tempo und Härte wieder zupackt und zweitens einen Refrain hat, der wirklich unter die Haut geht. In „Ruinenfelder“ gibt es wieder Gekuschel, aber nur sechs Minuten lang und instrumental – das geht noch. „Graustufen Novembertage“ erinnert (mich Unwissenden) mit seiner hoffnungslos-getragenen Depression ein wenig an die besten Momente des FÄULNIS-Albums „Gehirn zwischen Wahn und Sinn“, aber im WALDGEFLÜSTER-Gewand. Trotzdem, obwohl es hier viel Melancholie gibt – ein eindringlicher Song! „Aschephönix“ startet anschließend mit schwedischer Melo-Black-Raserei, bevor der Song wieder ins schleppende Midtempo übergeht und in der zweiten Hälfte viel Akustikgitarre und Hall ins Spiel bringt. Das rabiate Ende versöhnt. Und dann wäre da noch das fünfeinhalbminütige Akustikstück „Susitaival“ zum Schluss, das als Outro mit leichtem Lagerfeuer-Flair durchaus in Ordnung geht.

Fans von WALDGEFLÜSTER werden das Album besser finden

Sorry, ich bleibe dabei: nicht mein Stil, nicht meine Band. Die Band kommt mir zu oft nicht zum Punkt und wälzt sich zu lange in repetetiver Melancholie – ja, Höhepunkte inklusive. Trotzdem sind WALDGEFLÜSTER natürlich, objektiv betrachtet, für viele Leute eine Überband – wie ja zum Beispiel der Kollege Gabriel in seiner Review zu „Meine Fesseln“ gezeigt hat. Und klar: WALDGEFLÜSTER erreichen ihr Ziel und preschen noch darüber hinaus. Fans der Band werden „Ruinen“ lieben. Kompromissvorschlag: Von mir persönlich, höchst subjektiv, bekäme die Platte sechs Punkte, objektiv hätte sie sicherlich acht verdient. Warum nicht mit sieben Punkten in der Mitte treffen?

Hier präsentiert euch metal.de den Stream der Single „Weltenwanderer“.

12.10.2016
Exit mobile version