Watain - Trident Wolf Eclipse

Review

Zack, da ist „The Wild Hunt“ auch schon wieder viereinhalb Jahre her – und gefühlt zwölf Dutzend Touren später, unter anderem als Support von MAYHEM, kommen WATAIN mit ihrem neuen Album „Trident Wolf Eclipse“ um die Ecke. Die Single-Auskopplungen, allen voran „Nuclear Alchemy“ deuteten es schon an: Die Schweden schreiten anno 2017/18 nicht nur wieder deutlich aggressiver voran als auf ihrem 2013er-Werk, sie sind dabei auch noch ein Stückchen eingängiger geworden. Das Ergebnis ist ein WATAIN-Album, mit dem in dieser Form wohl niemand mehr gerechnet hatte.

Denn wie auch immer „Trident Wolf Eclipse“ hätte klingen mögen: Dass WATAIN nach all den kleineren und größeren Experimenten und ausufernden, epischen Songs seit „Sworn To The Dark“ ein Album herausbringen, das nahezu ausnahmslos schnell, wütend und auf den Punkt gebracht ist und mit acht Tracks nicht einmal 35 Minuten auf die Waage bringt, also quasi im Sinne von „Reign In Blood“ oder „Panzer Division Marduk“ die heimische Stereoanlage zerlegt, das kommt unerwartet. Dabei klingt „Trident Wolf Eclipse“ jedoch kein Stück wie ein Album, das nicht von WATAIN stammt, und es klingt auch nicht wie ein Schritt zurück zum Frühwerk à la „Rabid Death’s Curse“ oder „Casus Luciferi“. Nein, die Melodieführung, die Riffs, das Drumming, die Atmosphäre, die ganzen Details im Songwriting – das alles klingt nach jenen WATAIN, die seit 2007 immer weiter an ihrem ureigenen Stil geschraubt haben. Nur eben schneller, direkter, stärker auf den Punkt musiziert.

WATAIN nehmen 2018 nur selten den Fuß vom Gas

Wer die Single „Nuclear Alchemy“ gehört hat, weiß im Grunde, wie „Trident Wolf Eclipse“ klingt – er verpasst jedoch auch viele wunderbare Momente, die eben nur von dieser Band kommen können. Gleich im Anschluss an den bereits bekannten Opener präsentieren WATAIN mit „Sacred Damnation“ einen ebenso schnellen, aber gleichzeitig melodischeren Song, dessen Melodien ein wenig an die besten Momente von „Sworn To The Dark“ erinnern – zum Beispiel an dessen grandiosen Opener „Legions Of The Black Light“. „Teufelsreich“ beinhaltet im Anschluss verspielte Gitarren und den ersten von wenigen Momenten auf „Trident Wolf Eclipse“, in denen WATAIN den Fuß vom Gaspedal nehmen. So gelingt es dem schwedischen Trio, bei aller Gewalt und Kurzbündigkeit nicht die nötige Abwechslung zu vergessen.

„Furor Diabolicus“ drückt im Anschluss wieder mächtig das Tempo nach vorne, lässt sich im Mittelteil jedoch nicht lumpen und präsentiert dem Hörer eingängiges Midtempo. Auch „A Throne Below“ gehört zu den flotteren Stücken des Albums, WATAIN erinnern sich hier ein wenig an klassisch-kalten statt höllisch-heißen Black Metal und verneigen sich dezent vor den schwedischen Klassikern der Neunziger – allerdings binden sie auch das prima in ihr eigenes musikalisches Konzept ein. „Ultra (Pandemoniac)“ fügt sich in den „Trident Wolf Eclipse“-Reigen ein und ist, wenn denn unbedingt ein Kritikpunkt genannt werden muss, der einzige Song des Albums, der nicht mit seiner eigenen Duftnote besticht, der zwar nicht negativ auffällt, aber auch nicht zum diabolischen Jauchzen animiert.

Für den Abschluss gebührt den Schweden Respekt!

Respekt gebührt WATAIN dann noch für das abschließende Doppelpack. „Towards The Sanctuary“ packt thrashiges Drumming aus, bevor es bitterkalte Akkordfolgen gibt. Auch dieser Song klingt ein wenig stärker nach klassischem Black Metal, als man das von dem Trio gewohnt ist – und gleichzeitig nach genau der Art von Black Metal, DIE man von ihm gewohnt ist. Chapeau! Den Abschluss bildet „The Fire Of Power“, der nach „Teufelsreich“ mit dem zweiten wirklich langsamen Moment auf „Trident Wolf Eclipse“ daherkommt. Im weiteren Verlauf ziehen WATAIN das Tempo jedoch wieder an, bieten verschrobene Gitarrenmelodien, wie man sie von ihnen kennt, wuchtigen Groove, wie sie ihn schon ein paar Alben lang nicht mehr wirklich in petto hatten, und gegen Ende nochmal diese wunderbar verspielten, absichtlich etwas schiefen und höchst diabolisch klingenden Gitarren – und das übrigens alles in viereinhalb Minuten Spielzeit, was „The Fire Of Power“ zum kürzesten Abschluss-Song der WATAIN-Diskografie macht.

„Trident Wolf Eclipse“ – ein Schlüsselalbum wie „The Satanist“?

Ergo definieren WATAIN ihre Kunst für „Trident Wolf Eclipse“ ein Stück weit neu, ohne ihren Stil dafür zu verbiegen oder auch nur leicht anzupassen. Die Kunst des Albums besteht nicht mehr, wie noch auf „Lawless Darkness“, in detailwuselnden, überlangen Stücken von bis zu knapp 15 Minuten Spielzeit, und sie besteht auch nicht mehr in zwar funktionierenden, aber gewagten Experimenten wie den beiden Halbballaden auf „The Wild Hunt“. Stattdessen präsentieren WATAIN ein Album, das all die Trademarks ihres Sounds vereint, aber mit bemerkenswerter Knappheit auf den Punkt bringt. „Trident Wolf Eclipse“ ist ein Album, das nicht weniger Details beinhaltet als noch „The Wild Hunt“, aber 2018 brauchen WATAIN keinen einzigen Song mit fünf Minuten Spielzeit, um diese darzustellen. Dabei ist diese Platte ungemein aggressiv, finster und atmosphärisch und dabei schwer aus dem Kopf zu bekommen. Man möchte meinen, dass „Trident Wolf Eclipse“ ein ähnliches Schlüsselalbum für die moderne Black-Metal-Szene sein könnte wie zuletzt „The Satanist“ und „Exercises In Futility“ – und der 10/10er-Wertung steht lediglich der kleine, wirklich kleine Ausrutscher „Ultra (Pandemoniac)“ im Wege.

05.01.2018
Exit mobile version