Watain - The Agony & Ecstasy of Watain

Review

Soundcheck April 2022# 4 Galerie mit 30 Bildern: Watain - Rock Hard Festival 2019

WATAIN brechen das siebte Siegel. Ob die Veröffentlichung von „The Agony & Ecstasy of Watain“ aber tatsächlich den Untergang einläutet wird sich noch zeigen. Biblische Mythologie hin oder her, die Schweden jedenfalls würden es vermutlich mit einem Schmunzeln zur Kenntnis nehmen und zur endzeitlichen Stimmung würde es ja auch irgendwie passen. Erstmal muss sich die Platte aber auf musikalischer Ebene beweisen.

WATAIN zwischen Qual und Ekstase

Die letzten beiden WATAIN-Alben standen in gewisser Weise im direkten Gegensatz zueinander. „The Wild Hunt“ gilt als das bis dato experimentierfreudigste wie auch zugänglichste Werk der Band, musste deswegen aber auch einiges an Kritik von Schwarzwurzel-Hardlinern einstecken. Wie zur Antwort gab es dann mit „Trident Wolf Eclipse“ einen rohen, gewalttätigen Black-Metal-Hassbatzen voll in die Fresse. Ausgerechnet dieser brutale Wutausbruch wirkte bei aller Direktheit aber auch ein wenig wie ein Kompromiss für all jene, die vorher geunkt hatten.

Wie Erik Danielsson im Interview berichtet, haben WATAIN diesmal auf jegliche Erwartungshaltung gepfiffen, ob nun selbst gesetzt oder von außen kommend, und der Muse freien Lauf gelassen. In der Konsequenz verschmelzen auf „The Agony & Ecstasy of Watain“ die verschiedenen stilistischen Aspekte der Band, denn für infernalisches Gekloppe ist genauso Platz wie für große Melodien und immer wieder wird schwarze Raserei von schaurigen wie virtuosen Soli durchzogen, die tief im klassischen Heavy Metal verwurzelt sind. Daher kann man das Album gleichermaßen als Blick in die Vergangenheit als auch in die Zukunft verstehen.

So macht „Ecstasies in Night Infinite” direkt ordentlich Höllenfeuer unterm Hintern und legt mit ruppigen Thrash-Riffs, Highspeed-Blastbeats und wahnwitzigen Leads einen Blitzstart hin. Die erste Single „The Howling“ wiederum atmet zwischen wildem Vorwärtstrieb und Erhabenheit den Geist der „Sworn To The Dark“-Ära, während mit „Serimosa“ das bis dato wohl eingängiste WATAIN-Stück überhaupt ins Haus steht. Die Grundmelodie setzt sich sofort im Gehör fest und es herrschen starke TRIBULATION-Vibes, die statt mit der gotischen Düsternis der Landsleute allerdings mit einer WATAIN-typisch morbiden Atmosphäre unterfüttert sind.

Inseln im Meer der Finsternis

„Black Cunt“, „Leper’s Grace“ und “Before The Cataclysm” zollen schließlich der schwarzmetallischen Trinität aus bedrohlich walzend, rasend und episch Tribut, bevor sich mit „We Remain“ erneut eine Insel aus den schwarzen Tiefen erhebt. Von unheilvoll waberndem Doom unterfüttert ist das Highlight des Songs sicherlich der außerweltliche Gesang von Farida Lemouchi (Ex-THE DEVIL’S BLOOD, MOLASSES), während Erik Danielsson mir rauer Stimme den finsteren Geschichtenerzähler gibt.

Nachdem die nun entstandene Gänsehaut über das von flirrendem Tremolo und Vollgas gezeichneten „Funeral Winter“ wieder abgeklungen ist, beenden WATAIN das Album mit „Septentrion“ hymnisch und auf einer überraschend positiven Note. Denn wo einerseits der Tod als das große, unausweichliche Ziel angepriesen wird, muss auch das Leben gefeiert und in vollen Zügen ausgekostet werden.

WATAIN in Hochform

Mit „The Agony & Ecstasy of Watain” schafft es die Band tatsächlich, ihre Stärken zu bündeln und die verschiedenen Facetten ihrer Musik homogen auf einem Album unterzubringen, ohne dabei irgendwelche faulen Kompromisse einzugehen. Dazu hat Tore Stjerna WATAIN in seinem Necromobus Studio einen wunderbar differenzierten Sound verpasst, der sämtliche Details zum Vorschein bringt, ohne dabei weichgespült zu wirken und bei aller Giftigkeit auch der unzweifelhaften Musikalität der Protagonisten Raum gewährt. Immerhin ist hier keine Rumpelcombo am Werk und WATAIN hatten auch nie den Bedarf, dies zu suggerieren, sowohl die Gitarrenarbeit als auch das Drumming sind nämlich mitunter irrwitzig.

Ob es sich hier nun um das beste WATAIN-Album handelt ist natürlich streitbar; einige wird es versöhnlich stimmen, andere werden sicher wieder betonen, dass dies hier eben nicht „Rabid Death’s Curse“ oder „Casus Luciferi“ ist. Ungeachtet dessen können WATAIN glaubhaft und ehrlich den Eindruck vermitteln, ganz ohne Zwänge und Einschränkungen an die Aufnahmen herangegangen zu sein. Dabei ist ein Album entstanden, welches die musikalische Essenz ihres Schaffens perfekt einfängt und jede Bandphase zumindest tangiert, ohne Altbekanntes neu aufzuwärmen.

 

 

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22.04.2022

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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26 Kommentare zu Watain - The Agony & Ecstasy of Watain

  1. Watutinki sagt:

    Die Band weiss sich sowohl musikalisch, wie auch optisch eindrucksvoll in Szene zu setzen und hebt den OSBM auf eine professionelle Ebene, ohne diesbzgl. Kompromisse einzugehen. Bin jetzt nicht überwältigt, aber es gibt auch nicht viel an dem ich was auzusetzen habe. Zweigen Augen fest zugedrückt komme ich zu einer fairen 8er Wertung.

    8/10
  2. Stormy sagt:

    @Watutinki
    Du scheinst Dich näher mit dem Album befasst zu haben, wie sieht es denn textlich bei Watain aus? Gleiche Schiene wie noch zu Casus Luciferi, oder eher in die Richtung von The Wild Hunt?

  3. Watutinki sagt:

    @Genervter User: Wieso fängst Du nicht mal an denjeinigen in’s Visier zu nehmen und zwar nur den, der hier wirklich nervt!!??

  4. doktor von pain sagt:

    Ich hab‘ jetzt schon keinen Bock mehr auf diesen Kommentarbereich.

  5. Stormy sagt:

    @Watutinki
    Warum fühlst Du Dich schon wieder genervt?
    Ich habe Dir doch nur eine harmlose, sachliche Frage zur textlichen Ausrichtung des neuen Watain Albums, welches erst nächste Woche erscheint, aber heute schon von Dir mit ganzheitlichen 8/10 bewertet wurde.

    Warum verlässt Du jetzt schon wieder den sachlichen Pfad?

    @Doktor
    Ich eigentlich auch nicht, denn es geht ganz offensichtlich nicht um das neue Album von Watain. Wie auch, es ist ja noch nicht veröffentlicht. ☹

  6. Hans Völkel sagt:

    Liebe Leute,

    bevor das hier wieder eskaliert möchte ich euch bitten, euch ein wenig am Riemen zu reißen und auf einen gesitteten Umgang miteinander zu achten. Ihr könnt gerne über das Album und die Band diskutieren und dabei auch liebend gern vollkommen unterschiedlicher Meinung sein. Das dürft ihr einander sogar mitteilen. Das ist der Sinn dieser Kommentarfunktion.

    Nicht Sinn der Kommentarfunktion ist es, dass sich immer wieder die gleichen zwei bis drei Leute die gleichen Dinge an den Kopf werfen und einander bewusst provozieren, so sehr wir uns über die Klicks freuen. Versucht euch doch bitte daran zu halten. Vielen Dank.

  7. doktor von pain sagt:

    Danke, Hans. Hoffentlich fühlen sich die entsprechenden Leute auch angesprochen, obwohl ja eigentlich klar ist, um wen es dabei geht.

  8. Stormy sagt:

    @Hans Völkl
    Ich bitte um Entschuldigung.

  9. der holgi sagt:

    @Hans Völkel
    vielen Dank, und bitte künftig etwas mehr davon 😉

    zur VÖ: Watain balancieren stetig auf dem schmalsten Grade, immer in Gefahr sich ins eine oder andere Extrem zu verlieren, also entweder zur budenzauberischen Groteske zu verkommen, oder aber singalong Mainstream Düster-Black-Irgendwas-Metal zu verzapfen

    meine Hochachtung, das dieser Spagat mMn bislang gelang

    es ist schon ein Kunststück all das über die Jahre am Leben zu behalten

  10. nili68 sagt:

    Der Song ist nicht übel, trotzdem habe ich darauf gewartet, dass es mal richtig losgeht. Was ich bisher vom Album kenne ist zwar nicht schlecht, aber auch irgendwie nichts Besonderes. Auch scheint man durchaus Leute anzusprechen, die sonst eher keinen bis wenig Black Metal hören. Dieser Eindruck wird durch den Einsatz von Female Vocals noch verstärkt, die für sich gesehen keineswegs schlecht sind. Von mir aus hätte der Song auch so bleiben können.
    Ich will jetzt nicht auf dem Label rumreiten, aber mir persönlich klingt das etwas zu „sauber, nett und aufgeräumt“, nicht nur vom Sound her. Passt IMO nicht ganz zum martialischen Auftreten und den Texten (ich vermute mal, es geht um Satan, Satan und dann noch Satan).
    Nun ja, das ist mein Eindruck..

  11. Stormy sagt:

    „Ich will jetzt nicht auf dem Label rumreiten, aber mir persönlich klingt das etwas zu „sauber, nett und aufgeräumt“, nicht nur vom Sound her.“
    Den Vorwurf konnte man schon zu „The Wild Hunt“ lesen und das erschien noch auf einem anderen Label.
    Der verlinkte Song spricht mich so auch nicht an, aber solange das Album nicht erschienen ist und ich es ganz gehört habe, verzichte ich auf eine Beurteilung.

  12. nili68 sagt:

    Richtig, deshalb auch keine Wertung. Ein Trend zeichnet sich dabei aber schon ab, der denen aber vermutlich viel Beifall einbringen wird. 😉

  13. Watutinki sagt:

    @Nili: Der Videosong ist auch genau das, NB Schrott. Aber hör mal in die beiden Songs bei bandcamp rein, das klingt schon besser.

  14. nili68 sagt:

    Ich werd’s mir noch komplett anhören, aber meine Kritikpunkte greifen auch (für mich) bei „The Howling“ und „Serimosa“. Mal sehen, aber es muss ja nicht jedem alles gefallen, ohne das dabei abzuwerten.. 😉

  15. Watutinki sagt:

    So als chilligen OSBM mit Ingwer Tee, kann man sich das schon geben. :)) Wobei ich zugeben muss, dass ich deren alte Sachen nicht wirklich kenne, deshalb habe ich damit vielleicht auch kein Problem. Die aktuelle WITTR kommt ja auch ziemlich brav und deutlich melodischer daher, da fällt es mir dann auch deutlich schwerer, mich damit abzufinden.

  16. nili68 sagt:

    Ich fand die schon immer.. entschuldigung.. überbewertet. Als ich dann zur „Lawless Darkness“ so Sachen wie „Die Rettung des Black Metal“ usw. gelesen habe, dachte ich nur WHAT?!
    Melodiös, eingängig.. alles kein Problem. Vielleicht stört mich auch nur die Diskrepanz zwischen Auftreten und dem Ergebnis, wobei es schon etwas konstruiert und klinisch klingt (für mich), zumindest ab der „Lawless Darkness“.
    Der Satan-Fetish bringt auch nicht gerade Pluspunkte, aber das soll in die Beurteilung höchstens marginal mit einfließen.
    Naja, jedem Tierchen sein Pläsierchen..

  17. Watutinki sagt:

    „Vielleicht stört mich auch nur die Diskrepanz zwischen Auftreten und dem Ergebnis“

    Absolut dacor! So einen ganzheitlichen Eindruck vermittelt das tatsächlich nicht. Finde ich auch super, dass so etwas auffällt, dachte ich bin da immer etwas pingelig.

  18. casualtie78 sagt:

    Mächtig was los hier…… 🙂 habe ich aber auch so erwartet. Spaß beiseite. Die 3 veröffentlichten Songs sind alle nicht schlecht,warten wir mal das gesamte Album ab. Was man aber bisher so lesen kann,kommt das Album wohl sehr gut an.
    Watain konnten mich bisher auf Albumlänge noch nie uneingeschränkt begeistern und über das „Auftreten“ redet man besser mal nicht,aber das ist ja bei vielen Black Metal Bands so. Im Endeffekt muss die Musik passen,ob die nun in den Texten Satan preisen oder den Simpsons ist mir dabei egal. 🙂

  19. onlythewindremembers sagt:

    Ne ne, für die Simpsons sind Okilly Dokilly zuständig. 😅

  20. nili68 sagt:

    >Finde ich auch super, dass so etwas auffällt, dachte ich bin da immer etwas pingelig.<

    Ich verstehe meistens, was du EIGENTLICH sagen willst, aber manchmal hänge ich mich unnötigerweise doch an den Triggerpunkten auf. Von den Kernaussagen sind wir oft gar nicht weit auseinander, höchstens in den Details.. 😉

  21. ultra.silvam sagt:

    Hab das komplette Album nicht gehört, aber „We Remain“ ist ENDLICH nach „The Wild Hunt“ (Album) wieder ein Watain Song der Eigenständigkeit und ihre wirkliche Stärke zeigen. Hoffe der Rest geht in eine ähnliche Richtung. Etwas ähnliches wie „Trident Wolf Eclipse“ brauch ich jedenfalls nicht.

  22. Vlad_the_Impala sagt:

    Also ich muss schon sagen… ziemlich guter Stoff!
    Möglicherweise nicht besonders „trve“ oder so, aber doch ziemlich unterhaltsam und catchy.
    Dabei wollte ich die Band eigentlich gar nicht mögen, aber… ich gebe mich geschlagen und zeige mich interessiert (gegenüber älteren Schaffens). 🙂

    9/10
  23. Nici67 sagt:

    Recht gut! Vor allem der Opener hat es mir angetan.

    8/10
  24. nghizhidda sagt:

    Das letzte Album gefiel mir nicht, weiss aber gar nicht mehr warum. Konnte da gar nix mit anfangen, soviel weiss ich noch.
    Aber dieses Werk hier hat mich gleich gecatcht und mittlerweile hab ichs bestimmt ein Dutzend mal gehört. Wird immer besser. Alles sehr stimmig, nix rumpelt monoton oder nervig. Ne, es passt alles. Es ist nicht allzu hart, ich glaube deren ältere outputs sind da derber. Hier wird aus vielen Genres geschöpft und das Ergebnis ist 1a. Abwechslungsreich, könnte man sagen. Vielleicht auch weiterentwickelt, sowas mag ich, zumindest, wenns mir vorher nicht gefallen hat, lol.

    8/10
  25. Bluttaufe sagt:

    Mit dem Album haben WATAIN alles richtig gemacht. Das beste Album seit „Casus Luciferi“. Wobei man es nicht mit jenem Werk vergleichen sollte.
    Den Vorgänger fand ich ich eher solide und so war ich sehr überrascht.
    WATAIN sind für mich eine Berg- und Talfahrt. Es gibt Alben die mich abholen und Alben die ich nicht wirklich mag.

    8/10
  26. deadguy sagt:

    Ok das ist echt ne überraschende Meinung, ich find die ja auch gut, aber die Lawless darkness hat halt Songs wie Maleifeitor und Waters of ain, was für mich zwei der besten BM songs ever sind plus der Rest der bei mir zwischen 9/10 pendelt. Ok die einzige Watain die ich „nur“ ok bis gut finde ost die vorherige, da ging man mir zu Nummer sicher und hatte gutes aber nicht überragendes Material, für die Band wahrscheinlich der richtige Schritt um wieder sich aufs wesentliche zu fokussieren. Nicht falsch verstehen ist keine Kritik an deiner Sicht, find die nur besonders.

    8/10