ZZ Top - Raw

Review

Es war still geworden um die „Bärte“, wie sie noch heute respektvoll genannt werden. Das letzte Studioalbum „La Futura“ erschien 2012. Hinzu kam im vergangenen Jahr der Tod von Sänger und Bassist Dusty Hill, der ZZ TOP über 50 Jahre angehörte und die einzigartige Band mitprägte. Auf ihn folgte Elwood Francis, der seitdem den Bass zupft.

ZZ TOP präsentieren den Soundtrack zu ihrem Dokumentarfilm

2019 strahlte Netflix den Dokumentarfilm „That Little Ol‘ Band From Texas“ aus, der sich mit den legendären Texas-Rockern beschäftigte. Die Beliebtheit des Streifens gipfelte ein Jahr später in einer Grammy-Nominierung als „bester Musikfilm“. Demnach war es wohl nur konsequent, diesen Erfolg auch in Gestalt eines entsprechenden Soundtracks zu manifestieren.

Getauft auf den schlichten Titel „Raw“ offeriert das Werk zwölf Tracks, die zwar altbekannt sind, aber im Rahmen einer Session in der Gruene Hall in New Braunfels/Texas neu aufgenommen wurden. Die Kollektion beinhaltet Material aus den Anfangsjahren der Band, demnach könnte das Motto auch „back to the roots“ lauten. Erscheinen wird der Soundtrack am 22.07.2022 – wenige Tage vor dem ersten Todestag von Dusty Hill, der auf dem Album übrigens zu hören ist – als Heavyweight-Vinyledition (180 g), CD sowie in digitaler Form.

Soundtechnisch wurden die Stücke up to date und blitzsauber eingespielt und gemastert, was sich insbesondere bei den bluesigen Gitarrenparts („Blue Jean Blues“, „Certified Blues“) bemerkbar macht. Selbstverständlich fehlen auch Rock-Klassiker wie „La Grange“, „Legs“, „Heard It On The X“ und natürlich das unkaputtbare „Gimme All Your Lovin’“ nicht. Handwerklich gibt es natürlich nichts zu bemängeln: Die Herren wissen, wie sie ihre Instrumente einzusetzen haben und wie man dabei punktgenau harmoniert.

Die Fans werden bestens bedient

Nein, „Raw“ ist gewiss keine standarisierte „Greatest Hits“-Compilation oder gar Geldscheffelei, sondern ein charismatisches und mit großer Spielfreude zusammengestelltes Album, an dem die Fans der „Bärte“ zweifellos ihre Freude haben werden. Okay: Der eine oder andere Klassiker (z. B. „Sleeping Bag“, „Sharp Dressed Man“) hätte sicher auch noch ins Programm gepasst, aber die „Jungs“ werden sich bei der Songauswahl schon was gedacht haben.

Zu erwähnen ist, dass ZZ TOP bereits im Vorfeld der Veröffentlichung eine 100 Shows umfassende Tournee durch Nordamerika unter dem Titel „Raw Whisky Tour“ gestartet haben. Zum alten Eisen gehören die Südstaaten-Rocker also noch lange nicht und die Hoffnung, dass es auch bald wieder neues Material zu hören gibt, scheint nicht unbegründet zu sein.

20.07.2022

Redakteur | Schwerpunkte: Classic Metal, Female Fronted Metal, Hard Rock

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