ZZ Top - Goin' 50

Review

Nimmt die Anzahl der Jubiläen zu, werden sie umso üppiger begangen. Eine Weisheit, die auf jeden Fall auf die texanischen Bartrocker ZZ TOP zutrifft: Feierten die drei Herren 1999 ihr Dreißigjähriges noch mit dem einfachen Studioalbum „XXX“, besprach Kollege Endres vor fünf Jahren den Compilation-Doppeldecker „The Very Baddest Of ZZ Top“ mit vierzig Songs. Wenn jetzt also das fünfzigjährige Jubiläum begangen wird, dann doch bitte mit einer Dreifach-CD und fünfzig Titeln – et voilà: „Goin‘ 50“ ist keine halbe Sache geworden und erfüllt all diese Wünsche.

„Goin‘ 50“ ist weitgehend chronologisch sortiert und enthält auf der ersten CD Tracks aus den Anfangstagen bis 1981. CD 2 deckt die kommerziell erfolgreiche Zeit zwischen 1983 und 1990 mit den Alben „Eliminator“, „Afterburner“ und „Recycler“ ab. Die dritte Scheibe schließlich widmet sich den fast drei Jahrzehnten seitdem. Wenn Kollege Endres zu „The Very Baddest Of ZZ Top“ bemerkt hat, dass jene keine aktuellen Songs enthält, geht „Goin‘ 50“ diesbezüglich also andere Wege.

„Goin‘ 50“ feiert 50 Jahre ZZ TOP

Dabei fällt auf, dass ZZ TOP ihre kreativste Phase sicherlich in der Anfangszeit hatten. Jedenfalls enthält der erste Silberling das interessanteste Songmaterial, das auf Hits nicht verzichten muss („La Grange“, „Tush“). Nicht zu überhören ist auch, dass Billy Gibbons (Gesang, Gitarre), Dusty Hill (Bass, Gesang) und Frank Beard (Schlagzeug) ziemlich versierte Musiker mit dem richtigen Feeling sind. Und wenn man sich die enthaltenen zwei Tracks von der Debütsingle von 1969 zu Gemüte führt, muss man konstatieren, dass ihnen auch der Sechzigerjahre-Touch nicht schlecht zu Gesicht gestanden hat. An dieser Stelle darf der mit einiger Genugtuung angebrachte Zusatz nicht fehlen, dass die enthaltenen Tracks allesamt im ursprünglichen Mix zu hören sind …

… denn 1987 erschienen die ersten sechs Alben als CD-Erstausgabe (die lange Zeit die einzig erhältliche Version war) in einem Remix, der die Songs im Stil der Achtziger-ZZ TOP mit Drumcomputer und digitalen Effekten verschandelte. Womit wir bei der zweiten CD angelangt sind. Die enthält die größten Hits des Rock-Trios, die vermutlich jeder kennt und vielleicht sogar liebt. Jedenfalls sind „Sharp Dressed Man“, „Gimme All Your Lovin'“ oder „Sleeping Bag“ unkaputtbare Stücke, die auf keiner ernsthaften Eighties-Party fehlen dürfen. Dass der Band aber ein durchgehender Tanzrhythmus und somit absolute Uniformität der einzelnen Songs ‚anproduziert‘ wurde, war bereits damals ein Thema, das emsig diskutiert wurde.

Die CDs enthalten nicht nur die größten Hits des Rock-Trios

Die dritte CD zeigt auch sehr schön die Zerrissenheit der Band seitdem: Die absolut schrottige Coverversion von „Viva Las Vegas“ beispielsweise offenbart, in welche kreative Sackgasse sich die Band manövriert hatte bzw. manövrieren ließ. Dass sich die Band seitdem nur ansatzweise davon befreien konnte, davon zeugt denn nicht zuletzt der abgesteckte Zeitrahmen. Wenn die Quintessenz aus dreißig Jahren auf eine einzelne CD passt, ist halt nicht ganz so viel Aufregendes passiert. Da fällt es auch gar nicht negativ ins Gewicht, dass die Compilation auf bislang unveröffentlichte oder neukomponierte Songs komplett verzichtet.

Dennoch ist „Goin‘ 50“ insgesamt eine schöne Sache: Das Cover ist zwar recycelt (die Zeichnung erschien bereits auf dem 1994er-Album „Antenna“) und auch Linernotes fehlen, aber wer sich einen umfassenden Überblick auf das Wirken der Texaner verschaffen möchte, findet hier die Vollbedienung. Einzig … vielleicht hätte dann auf die mittlere CD noch ein alter Song im 1987-Einheitsmix gut gepasst. Aber vermutlich wäre dieser Wunsch auch etwas zu ketzerisch, oder?!

18.09.2019

- Dreaming in Red -

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1 Kommentar zu ZZ Top - Goin' 50

  1. nili68 sagt:

    Nicht mein Ding, aber 50 jähriges Bandbestehen in Originalbesetzung (?) verdient schon Respekt!