10 Film-Scores
für Rock- und Metal-Fans

Special

metal.de widmet sich dem Film: Nachdem Kollege Dominik Rothe bereits wunderbar in die Welt des Films übergeleitet hat und zehn interessante Werke für Rock- und Metal-Fans vorstellt, ist nun die Gelegenheit günstig, sich auch mal eingehender mit dem Thema „Filmmusik“ oder auch „Film-Scores“ zu befassen.

Filmmusik soll die Stimmungs- und Gefühlsebene in einem Film beeinflussen und dessen Handlungsführung unterstützen, sagt eine große Enzyklopädie im Internet. Wir behandeln daher hier die Musik, der dies besonders gut gelingt – und die durch Ästhetik und Art (auch des Films) sowohl der Metalhörerschaft ordentlich Vergnügen bereiten sollte, als auch Musizierenden und Bands regelmäßig als Inspiration dient. Nehmen wir einfach mal ein knackiges Beispiel vom Filmmusik-Meister John Carpenter aus seinem Klassiker „The Fog“ (1980):

Dieses ikonische Motiv haben THE VISION BLEAK gekonnt in den Track „Elizabeth Dane“ eingearbeitet:

Natürlich sind Anlehnungen nicht immer so direkt, Referenzen versteckter oder auch nur indirekt eingeflossen. Aber einflussreiche und relevante Film Scores gibt es zuhauf – hier gibt es nun zehn davon, deren Anschaffung für die eigene Plattensammlung sich unbedingt lohnt, auch wenn es nicht immer Rock oder Metal ist. Das Thema „Soundtrack-Compilations“ lassen wir erstmal Außen vor, da diese Zusammenstellungen häufig eher als Begleitwerk, denn als durchgehend elementarer Bestandteil des Films fungieren (auch wenn es da natürlich richtig gute Beispiele gibt).

Aber nun viel Spaß mit unseren zehn ausgewählten Kandidaten.

Basil Poledouris – Conan, der Barbar (1982)

Basil Poledouris – „Conan, der Barbar“

„Conan, what is best in life?“ – „Listening to my own film score. Loud. And hear the lamentations of the neighbours“. Würde der hünenhafte Barbar vielleicht sagen, wenn er nicht so damit beschäftigt wäre, seine Feinde zu zerschmettern und sie vor sich herzutreiben. Denn eines ist das Filmmotiv des US-amerikanischen Filmkomponisten Basil Poledouris: Episch bis auf’s Blut. Dass Herr Poledouris, der nie so recht in die erste Reihe der Filmkomponisten vorgerückt ist, auch Filme wie RoboCop und Starship Troopers vertont hat, passt da hervorragend in das Gesamtbild.

Exotisch, prägnant, stimmungsvoll. Die ideale Ton-Kulisse für alle Rollenspiel-Settings, lange Autofahrten und Fitness-Work-Outs, das so nebenbei.

DAFT PUNK – Tron Legacy (2010)

DAFT PUNK – „Tron Legacy“

Vielleicht einer der besten Soundtracks der letzen Jahre: DAFT PUNK zu Disneys Tron Legacy. Dieser Score ist zwar überhaupt kein Rock-Album, aber catchy und creepy wie die hinterste, mit Neonlicht ausgeleuchtete Kellerecke. Und nebenbei sicherlich mit dafür verantwortlich, dass Synthwave Anfang der 2010er-Jahre seinen allgemeinen Siegeszug antreten konnte.

Tron Legacy als Nachfolge-Film zu dem legendären Tron (1982) ist ein modernes Neon-Märchen, das gekonnt die Brücke zu der damals revolutionären Optik des Films schlägt. Ebenso gelingt es DAFT PUNK würdig das musikalische Erbe von Wendy Carlos‘ (die auch den famosen Score zu A Clockwork Orange erschaffen hat) anzutreten.

QUEEN – Flash Gordon (1980)

QUEEN – „Flash Gordon“

„Flash -aaahaaaa“! Prägnant, monumental, knallig – und bleibt im Ohr. So wie man QUEEN ja durchaus kennt. Der Film Score zu dem 1980er-Werk von Mike Hodges mit dem Produzenten Dino De Laurentiis (auch: Conan der Barbar, Dune – Der Wüstenplanet, Armee der Finsternis) haut richtig rein, die Verpflichtung der britischen Rockband ist ein gelungener Schachzug.

Der Film an sich mag sicher Geschmackssache sein. Aber was QUEEN hier zur Untermalung dieses bunten, bizarren und völlig überdrehten Weltraum-Epos abliefern, das ist schon aller Ehren wert. Und wie gut die Band sich auf das untermalen von Filmen versteht sollte QUEEN ja nochmals mit der Untermalung von Highlander – Es kann nur einen geben unter Beweis stellen. Denn alle: „Who Wants To Live Foreeeever?“

VANGELIS – Blade Runner (1982)

VANGELIS – „Blade Runner“

Sicherlich einer der Filmmusik-Klassiker überhaupt: Die musikalische Untermalung von Blade Runner ist avangardistisch und stimmungsvoll. VANGELIS Sound passt perfekt zu den düsteren und dystopischen Filmszenen in Ridley Scott’s Meisterwerk von 1982. Dabei nimmt der Film-Score auch immer wieder gesprochene Szenen aus dem Film auf, was die Verknüpfung von Bild und Ton gewährleistet.

Der Nachfolge-Soundtrack zu Blade Runner 2049 von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch ist im Übrigen auch ziemlich gut gelungen.

Jerry Goldsmith – Alien (1979)

Jerry Goldsmith – „Alien“

Klaustrophobisch und dramatisch, geheimnisvoll und verloren in den Weiten des Weltraums. Kaum eine musikalische Untermalung ist so stimmig gelungen, wie der Score zu Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt. Eine Inspiration für alle Space-Ambient, Drone und Horror-Metal-Vertreter. Dass der Film Maßstäbe in Spannung, Charakter-Design (Ellen Ripley als Ikone und Vorbild starker Heldinnen) und Ausstattung (nicht zuletzt durch das Design von H.R.Giger) setzt, steht ohnehin außer Frage.

Der Film Score von Jerry Goldsmith, der auch The Omen, die Rambo-Filme der 1980er , Der 13te Krieger und nicht zuletzt Die totale Erinnerung – Total Recall gekonnt und stimmungvoll vertont hat, ist selbst für diesen Meister seines Fachs herausragend geworden.

GOBLIN – Dawn Of The Dead (1978)

GOBLIN – „Zombi – Dawn Of The Dead“

Der Zombie-Film überhaupt: Dawn Of The Dead von George A. Romero ist Über-Vater dieses Film-Kategorie und ein großartiger Horror-Schocker. Nicht zuletzt der Soundtrack der italienischen Progressive Rocker GOBLIN zeichnet für die Dramatik dieses Films verantwortlich. Der panische Kampf um’s Überleben, die tragischen Wendungen und letztlich das ernüchternde Ende werden vom GOBLIN erfekt unterstrichen.

Nicht zuletzt durch den legendären Auftritt auf dem Roadburn 2015 – auf Einladung von Mikael Åkerfeldt – ist die Formation auch wieder auf dem Radar der Metalszene aufgetaucht. Denn wer auch die Musik zu Filmen wie Suspiria und Profondo Rosso in der Vita stehen hat, der gehört beachtet.

TOTO – Dune (1984)

TOTO – „Dune“

Das Dune (1984) von David Lynch ein monumentaler Schinken ist, darin kann man sich einig sein. Es ist ein faszinierendes Werk, das viel Ambition zeigt und versucht eine riesige Geschichte irgendwie in ein Filmfomrat zu bekommen. Mit tollen Darstellern (neben Kyle MacLachlan ja auch Jürgen Prochnow, Sting und Patrick Stewart) und einer surrealen Ausstattung hat das Werk eine ganz eigene, düstere Faszination. Manche Menschen sagen aber auch, es sei verworren und sterbenslangweilig. Nun: Die Filmmusik wurde jedenfalls von TOTO beigesteuert, mit einem Track von Brian Eno. TOTO’s einziges Werk in diesem Segment ist absolut hörenswert und stimmig zur cineastischen Begleitung.

Nicht unerwähnt bleiben darf aber, was „Dune“ ursprünglich für einen Weg nehmen sollte: Das Filmprojekt von Alejandro Jodorowsky. Seine 1975 begonnene Arbeit an Dune sollte neben Rollen für Orson Welles und Salvatore Dalí auch die Filmmusik von PINK FLOYD und MAGMA umfassen, das Artwork und die Ausstattung von H.R.Giger. Die dokumentarische Aufbereitung dieses „Was-hätte-sein-können“ von Frank Pavich („Jodorowsky’s Dune“) ist absolut sehenswert.

John Carpenter – Halloween (1978)

John Carpenter – „Halloween“

Jetzt aber richtig: John Carpenter zählt zu den ganz großen Vertretern der Zunft, neben den Arbeiten zum Eingangs erwähnten The Fog ist Halloween – Die Nacht des Grauens das vielleicht bekannteste und ikonischste Werk des US-Amerikaners. Es darf daher hier auch nicht fehlen – auch wenn die Auswahl des repräsentativen Werks zwischen all den hochkarätigen Arbeiten, die ja auch The Thing und Die Klapperschlange umfassen, nicht so einfach ist. Aber Halloween sticht dann doch heraus.

Ohne die zwischen bedrückend und schrill wechselnde Sound-Untermalung wäre der Film sicherlich deutlich weniger aufregend. Aber die stimmig eingesetzten, minimalistischen Synthie-Sounds heben den Film von 1978 auf ein eigenes Niveau des Gruselns -mit einfachen, aber effektiven Mitteln. Wegweisend.

Prince – Batman (1989)

PRINCE – „Batman“

PRINCE? Ehrlich? Aber natürlich! Nicht nur, weil PRINCE bei dem Batman-Soundtrack und dem gleichnamigen Album auf eloquente Art das düstere Werk von Regisseur Tim Burton untermalt, er schafft ein tolles Werk, das verschiedenste Musikstile miteinader kombiniert – von Funk über Pop bis R&B. Denn wie hier die Essenz der 1980er-Jahre aufgefangen und in ein Konzept gebracht wird, dass eine dunkle Grundstimmung mit einem poppigen Charme mit comichafter Überzeichnung verbindet, ist grandios. Der weitere Score stammt von Danny Elfmann und ist ebenfalls überaus hörenswert ist.

Man hätte natürlich auch das tolle Album zu Purple Rain (1984), das insgesamt etwas rockiger ausfällt, in diese Liste aufnehmen können.

Trent Reznor/ Atticus Ross – The Girl With The Dragon Tattoo (2011)

Reznor / Ross – „The Girl With The Dragon Tattoo“

Noch was Modernes zum Abschluss? Alles klar. Wenn NINE INCH NAILS-Mastermind Trent Reznor sich einem Projekt widmet, dann ist das ja meist recht verheißungsvoll. Und wenn daraus ein derart wuchtiges und verstörendes Ergebnis entsteht, ist das umso schöner.

Dass Reznor / Ross ein gutes Team sind, dass beweisen auch die Arbeiten an dem preisgekrönten Score zu The Social Network und Gone Girl. Allesamt überaus hörenswert.

Zehn mal richtig gute Filmmusik, zehn Film-Scores, die dem Eingangs genannten Anspruch, die Stimmungs- und Gefühlsebene eines Films zu untersteichen, ganz sicher nachkommt. Und darüber hinaus auch für sich selbst stehend ganz toll funktioniert – ohne Film im Hintergrund.

Wer fehlt? Natürlich große Soundtrack-Komponisten, wie Ennio Moricone, Danny Elfman und John Williams. Hier kann man noch viel tiefer in dieses völlig eigenständige Grene abtauchen und versuchen, sich dieses weite Feld weiter zu erschließen. Viel Spaß dabei, sollte nun der Appetit geweckt sein.

Ein wunderbarer Anlaufpunkt: Das Label Death Waltz Recording Co., das in schöner Regelmäßigkeit großartige und toll aufgemachte Soundtracks auf Vinyl veröffentlicht. Aber Vorsicht: Hier wird die Geldbörse schnell klein. Ebenso geeignet: Der Branchen-Primus Lakeshore Records.

Bleiben wir aber hier zunächst bei zehn Werken. Und einem kleinen Rausschmeißer.

YEAR OF NO LIGHT – Vampyr (1930/ 2009)

YEAR OF NO LIGHT – „Vampyr“

YEAR OF NO LIGHT haben den Versuch gewagt, eine eigene Film-Vertonung vorzunehmen – und zwar des Schwarzweiß-Klassikers Vampyr – Der Traum des Allan Grey. Mit den brachialen Mitteln des Post-Metal, zeitgemäß und wuchtig. Stummfilm-Orchester im 21. Jahrhundert.

08.04.2020

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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