Year Of No Light - Consolamentum

Review

Also als „geschwind“ oder „wuselig“ konnte man YEAR OF NO LIGHT nun wahrlich noch nie bezeichnen – weder musikalisch noch veröffentlichungstechnisch gehen die Franzosen mit übertriebener Hektik zu Werke. Dass es nun aber geschlagene acht (8!) Jahre von der letzten Voll-Veröffentlichung – dem gelungenen „Tocsin“ – bis zum aktuellen Release „Consolamentum“ gedauert hat, ist schon harter Tobak.

YEAR OF NO LIGHT knüpfen nahtlos an Bewährtes an

Aber nunja, wer will schon nachtragend sein. Jetzt ist sie da, die fünfte Scheibe des begabten Instrumental-Sextetts. Übermäßige Theatralik hinsichtlich der Veröffentlichungspolitik ist ob der Qualität von „Consolamentum“ ohnehin unangebracht. Das Schöne jedenfalls ist: Obwohl beinahe ein Jahrzehnt ins Land gegangen ist, erlaubt „Consolamentum“ ohne Anlaufschwierigkeiten den Wiedereintritt in das Universum von YEAR OF NO LIGHT.

Im gewohnten Stil werden in fünf Tracks finstere Sound-Monolithen aufgetürmt und schmodderig-dunkle Sümpfe durchwatet – und bilden damit ein Werk, das zunächst durch seine schiere Wucht beeindruckt. Denn eines haben YEAR OF NO LIGHT nach wie vor drauf: Eine geradezu cineastische und überaus er- und bedrückende Stimmung zu erzeugen, derer man sich in den ersten Hördurchgängen beinahe physisch erwehren muss.

Das stets treibende, aber doch überaus variable, Schlagzeuspiel drückt den überlangen Songs dabei seinen riesigen Stempel auf und trägt seinen gehörigen Teil zu diesem beeindruckenden Effekt bei. Die Gitarren legen sich über diese Soundwand und zaubern die Tiefe in dieses Sound-Konstrukt. Das dronend-doomige Element, das ein düsteres und stets im Hintergrund schleichendes Unbehagen verursacht, ist ja ohnehin eines der markanten und wiederholten Stilmittel der Band – Vertonungen von Horrorfilm-Stummfilm-Klassikern gelingen damit geradezu erfrischend leicht.

„Consolamentum“ enttäuscht zu keinem Zeitpunkt

Nach dem gefällig-gemächlichen Auftakt-Titel „Objuration“ geht „Consolamentum“ in die Vollen, denn „Alétheia“, der mit knapp acht Minuten kürzeste Track des Albums, ist auch gleichzeitig der aufregendste. Das ekstatische, tribalhafte Drumming, die mehrschichtigen Gitarren mit Synthesizer-Begleitung, der gelungene Spannungsaufbau: Hier zeigen YEAR OF NO LIGHT, was so richtig in ihrer Kreativwelt geht, inklusive wunderbare aufgebautem Break.

Dass man nach diesem heftigen Ausbruch erstmal eine Nummer zurückschalten muss, ist klar. Die gut gewählte Songfolge lässt entsprechend Gelegenheit dazu. Folgetitel „Interdit Aux Vivants, Aux Morts Et Aux Chiens“ ist eher stringent aufgebaut, auch „Réalgar“ schleicht sich zwar kraftvoll, aber doch eher unaufgeregt ein. Apropos unaufgeregt oder besser: Das Gegenteil davon – wir sind bereits bei Abschlusstitel „Came“. Die stark betonten Synthesizer und ein horrorhaftes Setting lassen „Consolamentum“ schließlich nach fast einer Stunde Spielzeit ziemlich aufregend ausklingen. Das sind dann zwar durchaus ungewohnte Klänge zum Abschluss, die in einer dichten, undifferenzierten Klangkaskade und einer angenehm finster und lichtlosen Kompostion enden – damit aber einen gelungenen und markanten Schlusspunkt setzen.

Prägnante Höhepunkte und die absoluten Gänsehautmomente – und zwar jener Kategorie, wie ihn noch das legendäre 2010er-Werk „Ausserwelt“ hervorzaubern konnte – sind allerdings weniger oft gesetzt. Dafür ist die durchgehend beklemmende und intensive Stimmung durch den warmen – und nach Aussage der Band auch durchgehend live und weitgehend analog aufgenommenen – Sound eine Klasse für sich.

Deshalb gilt: Willkommen zurück, YEAR OF NO LIGHT! Mögen „Consolamentum“ noch viele weitere Veröffentlichungen folgen. Also bitte nur kurz sammeln, kräftig schütteln und weiter geht’s zu neuen Großtaten –  „Consolamentum“ liefert schonmal einen bemerkenswerten Neustart auf der neuen Labelheimat. Dann allerdings zukünftig ohne derart üppige Wartezeiten, bitte.

PS. Wer sich das Gesamtwerk der Band schon immer mal als Holzkiste in die Wohnzimmer-Vitrine stellen wollte, der greift zur schicken und passend schwarz-monolithischen Sammelbox.

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09.07.2021

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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3 Kommentare zu Year Of No Light - Consolamentum

  1. BoeserZaubererWurst sagt:

    Unglaublich dichtes, bedrohlich bedrückendes Album. Unglaublich intensiv und fesselnd.

    Das Fehlen von Gesang/ Gekreische/Growling ist ein angenehmer Aspekt, da für meinen Geschmack Gesang im Metalbereich extrem überbewertet ist.

    Aktuell ist das Album überbringes bei bandcamp „name your price“ mäßig zu haben.

    9/10
  2. BoeserZaubererWurst sagt:

    *übrigens*

  3. doktor von pain sagt:

    Jepp, schönes Ding – obwohl Instrumental-Alben ansonsten eher nicht so mein Fall sind.

    8/10