20 Jahre metal.de
Scheiße bewertet ?!

Special

Wir feiern 20 Jahre metal.de und haben in den letzten Wochen und Monaten unsere digitalen Mottenkisten durchwühlt. Dabei sind wir auf einige Schätze gestoßen – und manchmal dachten wir uns einfach nur:

„Autsch!“

Meinungen sind von vorneherein dazu geschaffen, um Diskussionen anzuregen. Sonst bräuchte es die Meinung an sich nicht. Nicht selten driften die Meinungen von Redakteur und Leser auseinander, mal mehr und mal weniger. Doch manchmal tun sich wahre Gräben auf, und bei einigen Reviews müssen wir uns im Nachhinein auch fast entschuldigen, dass wir damals die wahre Größe der Musik nicht erkannt haben.

Entscheidet selbst, ob wir scheiße bewertet oder Scheiße bewertet haben.

1. Ulver – Nattens Madrigal

Redakteur Akron ließ kaum ein gutes Haar an ULVERs Werk, attestierte mangelnde Abwechslung und fehlenden Wiederkennungswert, noch dazu bereitet ihm der Sound wahre Kopfschmerzen. Letztendlich konnte er „Nattens Madrigal“ doch etwas Gutes abgewinnen und war froh, „daß man glücklicherweise auf solche Bands nicht angewiesen ist“.

Die Leser sahen das wiederum vollkommen anders, vergaben fleißig ihren Wertungen und stimmten somit mit durchschnittlich 8 Punkten ab, also satte 6 Punkte mehr, als Akron vergeben hatte.

Hier geht es zur Review von ULVER „Nattens Madrigal“ bei metal.de

2. Moonspell – Sin/Pecado


Herrlich, an solch einer Wertung merkt man, dass wir unabhängig sind, denn bei uns kriegen selbst große Bands wie MOONSPELL einfach mal eine 3 rein gedrückt. Die Erniedrigung der im Gothic Rock durchaus wegweisenden Portugiesen gab es von Redakteur Oliver noch nicht mal, da ihm das Album als solches nicht gefiel – nein, es lag eher daran, dass ihm der Aufguss alter Muster bitter aufstieß: „Schade eigentlich, aber mir ist bisher noch nie eine CD untergekommen, der eine dermaßen niedrige Existenzberichtigung zugewiesen werden kann.“. Ja gut, auch das sahen die Leser anders und werteten die Platte auf 7 Punkte auf.

Hier geht es zur Review von MOONSPELL „Sin/Pecado“ bei metal.de

3. Amorphis – Tuonela

AMORPHIS kommen bei uns generell immer gut weg, und eigentlich gibt es kaum einen in der metal.de-Redaktion, der mit den Finnen so gar nichts anfangen kann. Redakteur Necrotos schien 1999 nicht so richtig Böcke gehabt zu haben, denn relativ kurz wurden AMORPHIS für „Tuonela“ abgewatscht. Sätze wie „Wie schon diverse andere Kollegen, die glaubten mit softeren Song´s mehr Kohle einzufahren“ sind im Nachhinein natürlich nur lächerlich, aber wer kann schon in die Zukunft schauen? Seltsamerweise kam hier kein Widerspruch. Kollege Peter Mildner fand Jahre später im Rahmen des AMORPHIS-Diskografiechecks allerdings positive Worte für das Werk: „“Tuonela“ hat in Songwriting, Ideengehalt, Melodie und Instrumentierung alles, was spätere Diskografie-Highlights und AMORPHIS heute noch auszeichnet.“ Und schloss sogar mit der unbedingten Sammelempfehlung ab.

Hier geht es zur Review von AMORPHIS „Tuonela“ bei metal.de

4. The Dreamside – Mirror Moon

Wer kennt sie nicht, die überragenden THE DREAMSIDE? Niemand kennt die, ist doch so. Kollege Pendragon gab 2001 zu, dass das Album erstmal sechs Monate bei ihm daheim rumlag – so etwas können wir uns heutzutage nicht mehr erlauben – und wurde dann noch nicht mal für seine Überwindung belohnt: „Man nehme das Host Album von Paradise Lost, kopiere es 10 mal schlechter und lasse eine passable Sängerin dazu jodeln.“ Ja gut, immerhin anschaulich formuliert. Die Leser hielten größtenteils dagegen und einer hatte sogar den besten Ratschlag parat „Gebt die platte doch einfach mal jemandem der sich etwas mehr damit auskennt…“. Hach ja, wenn man dann vorher noch den einen hätte, der schon vorher weiß, was auf der Platte drauf ist.

Hier geht es zur Review von THE DREAMSIDE „Mirror Moon“ bei metal.de

5. Saltatio Mortis – Erwachen

Mittelalter-Rock ist ein schwieriges Genre: Die Grenzen zwischen ‚unterhaltsam‘, ‚authentisch‘ und ’schwachsinnig‘ sind quasi fließend, und echte Szenekenner zu finden, ist schwer. Aber mit Thomas der Henker waren wir uns sicher, er reißt das Ding. Doch selbst der warnte eindringlich, „vor den gar fürchterlichen Saltatio Mortis, deren neue Lieder selbst die Alten und Tauben sich in Wehgeschrei abwenden lassen und selbst den kühnsten Tapferen vor Qual um Gnade flehen lassen!“. Von den Lesern gab es teilweise Zustimmung, aber auch harte Kritik und Verteidigung, es sei doch „beeindruckend mit welcher Präzision diese Band mit 3 Dudelsäcken gleichzeitig spielt und die Musiker dazu auch noch tanzen.“ Im weiteren Verlauf der metal.de-Historie sackten SALTATIO MORTIS allerdings sogar einmal die Höchstwertung und durchweg gute bis passable Punktbewertungen. Zwischen uns und der Band ist also alles wieder gut.

Hier geht es zur Review von SALTATIO MORTIS „Erwachen“ bei metal.de

6. Korn – See You On The Other Side


Schon witzig, dass Nu Metal unserer Review entsprechend schon mindestens 2005 tot war. Irgendwie ist Nu Metal schon ganz lange tot, sicher, dass er nicht doch atmet. Mit der Fahne ganz voran sind und waren immer KORN, und deren Alben stießen immer auf Zuspruch und harte Kritik gleichermaßen. Redakteur David überschlug sich beinahe, wir konnten ihn kaum beruhigen, er wurde danach auch mit Herzinfarkt eingeliefert: „Wo sind all diese Trademarks geblieben? Diese Platte ist riesige Scheiße! Eine überdimensional große Enttäuschung! Elendig langweilig! Unnötiger Müll! Der letzte Sargnagel für ein ohnehin schon länger im Koma liegendes Genre! R.I.P., KORN! R.I.P., New Metal! Und diesmal endgültig!“ Gute Besserung, das wird schon wieder. KORN haben übrigens gerade ein Headlinertour für 2017 mit HELLYEAH und HEAVEN SHALL BURN als Support angesagt…

Hier geht es zur Review von KORN „Seey You On The Other Side“ bei metal.de

7. Finsterforst – Wiege der Finsternis

FINSTERFORST, das weiß mittlerweile jeder halbwegs erfahren Rezensent, haben eine treue und streitfreudige Fanbase. Unser „Hassreporter“ Philip wusste das 2007 noch nicht, schleuderte unüberlegt eine Kritik nach der anderen raus und entließ Band und Platte mit 1 von 10 vom Prüfstand. „Scheiß die Wand an! NEIN! Nennt mich engstirnig, aber das ist kein Metal, das ist ein vertonter Hörsturz! Dieses Akkordeon…….diese Flöte……aaaaaaargghhhhhh.“

Hier geht es zur Review von FINSTERFORST „Wiege der Finsternis“ bei metal.de

8. Manowar – Gods Of War

Redaktionsintern gehören Bands wie MANOWAR zum normalen Bestrafungsrepertoire – du kannst es nicht richtig machen, du kriegt auf jeden Fall auf die Mütze. Dabei startet Rezensent X (lebt heute im Zeugenschutzprogramm) äußerst positiv in die Review: „Wunderschönen guten Tag. Ich bin der Heinz-Rüdiger, sitze gerade im Wohnzimmer meine Omi und kritzle dieses Review auf Butterbrotpapier. Ich soll etwas über die neue MANOWAR-Scheibe schreiben, und diese ist, wie ich finde, wirklich toll geworden.“ Und er hatte sogar vor, die Band live zu erleben „Ich und meine Omi werden auf jeden Fall auf das nächste Konzert gehen, mein Nachbar, der Willi, kommt nämlich auch dahin. Mit SEINER Oma.“ Am Ende wurden es aber doch nur 1 von 10 Punkten.

Hier geht es zur Review von MANOWAR „Gods Of War“ bei metal.de


9. RAMMSTEIN – Reise, Reise

Die Review zu RAMMSTEINs „Reise, Reise“ endete mit einer Wertung von nur einem Punkt. Also nicht 1 und dann die 0 dahinter vergessen, wobei das auch übertrieben gewesen wäre, sondern einfach so 1 und fertig. Mal abgesehen davon, dass Jens fand, dass hier eventuell das schlechteste Album des Jahres vorliegen könnte, so prophezeite unser metal.de-Hobby-Nostradamus eines doch ganz sicher: „RAMMSTEIN haben auf “Reise, Reise” musikalisch weitere Experimente gewagt, reisen mit diesem Album allerdings geradewegs in Richtung Vergessenheit und werden immer unbedeutender.“ Und genau deshalb fragen wir uns 2016 völlig zurecht: „RAMMSTEIN? Wer bitte ist das?“

Hier geht es zur Review von RAMMSTEIN „Reise, Reise“ bei metal.de

10. STRYPER – No More Hell To Pay

Wenn der Cheffe einen auf dicke Lippe macht, dann spielen wir ihm manchmal ganz unauffällig eine schwere Platte zu. In diesem Fall war das die Platte der „bienchengestreiften amerikanischen Heavyrocker STRYPER“. Eckart hat die 3 Punkte durchaus nachvollziehbar begründet:

„1. Die Musiker wissen, in welche Richtung sie ihre Instrumente halten müssen.
2. Sie haben noch keine Stadionhymne für Borussia Dortmund geschrieben.
3. Drummer Robert Sweet kommt mit seiner ozonlochfördernden Frisur garantiert nicht in den Himmel…“

und trotzdem stieß er nur auf Gegenwind. Seltsam…

Hier geht es zur Review von STRYPER „No More Hell“ bei metal.de

11. Unherz – Die Wahrheit Liegt Dazwischen

Jetzt haben UNHERZ so gut vorlegt, ein knackiger Po auf dem Cover und ein Titel, mit dem jetzt echt jeder was anfangen können muss. Rezensent Florian attestierte „Was für eine Geschmacksverirrung es bedeutet, ONKELZ-Sound mit dem Anspruch von Dieter Bohlen, der Weltsicht eines besoffenen Wolfgang Petry und der Komplexität von PUR zu vermischen.“ und ließ dann am besten die Band selbst für sich sprechen.

Hier geht es zur Review von UNHERZ „Die Wahrheit Liegt Dazwischen“ bei metal.de

12. Obscurity – Várar

Redakteur Johannes Schmuck war so gar nicht begeistert von „Várar“, und irgendwie lag das wohl daran, dass ihm AMON AMARTH sehr präsent waren und die sich anscheinend gerade einen Stammplatz in seiner Anlage gesichert hatten. Über die schrieb er nämlich fast mehr, als über die eigentliche Band. Die Leser waren ganz anderer Meinung und pushten OBSCURITY von 3 auf 9 Punkte. Womit wir wieder beim Thema Meinung wären. Irgendwie auch spaßig, dass die Botschaft vom Cover hier Programm wurde.

Hier geht es zur Review von OBSCURITY „Várar“ bei metal.de

13. Coming Fall – Kill The Lights

Das Verhältnis zwischen Leser und Rezensent ist die eine Sache. Richtig interessant wird es aber dann, wenn die Band selbst sich einschaltet und unverstanden fühlt. COMING FALL selbst fanden Aussagen wie „dass neben den seltsamen Texten die Musik sehr ausgenudelt klingt, ideen- und seelenlos, nach Schemen vorgefertigt, die bereits seit Jahren überholt sind.“ wohl nicht so knorke und schalteten sich 2008 selbst ein. „In anbetracht der Tatsache, daß dir Pappnase unsere Scheibe ja ganz und garnicht zu gefallen scheint (warum auch immer), hätten wir gerne mal deine Adresse gewusst, da wir das Teil gerne persönlich bei dir abholen würden! In diesem Sinne… Mirsch von Coming Fall“

Nun weiß niemand, wie gefährlich Mirsch und Co. wirklich sind, aber Platten vom Corpsegrinder kriegen ab jetzt immer anständige Wertungen.

Hier geht es zur Review von COMING FALL „Kill The Lights“ bei metal.de

14. Grand Magus – Iron Will


GRAND MAGUS – wie soll man diese Band beschreiben? Rezensent Conni, immerhin „nach Diktat untergetaucht“, versuchte es mit „langweilig, bekümmert, uninspiriert“ und „himmelschreiend selbstgefällig“. Die Leser hielten dagegen: „Mächtige Melodien, gefühlvolle Soli, die eindringliche Stimme und Bonhamsche Trommeleien hier; Doom-Einflüsse, 70s Hard Rock, nwobhm (gegen solche Trueness stinkt so leicht keine moderne True Metal – Band an) da. Ganz am Ende der Spielzeit finden sich sogar ein paar Black Metal – Riffs. Ohne Scheiß.“ Und mit all ihren anderen Platten heimsten GRAND MAGUS ja auch immer 8 oder 9 Punkte ein. Sorry nach Schweden, kommt mal vor, so etwas.

Hier geht es zur Review von GRAND MAGUS „Iron Will“ bei metal.de

15. Samsas Traum – Wenn Schwarzer Regen

Ok, schon alleine ein Bandname wie SAMSAS TRAUM spaltet die Lager. Rezensent Stendahl hat nicht wirklich das Schulnoten-System mit unserem Bewertungssytem verwechselt, sondern wollte tatsächlich nur 1 Punkt verteilen „für ein pseudoambitioniertes Projekt schlechtesten Geschmackes eines selbstverliebten Sonderlings.“ Die Art kam bei einem Teil der Leser allerdings gut an, und wir wissen aber noch immer nicht, was passiert „Wenn Schwarzer Regen“… ja, was ist denn dann?

Hier geht es zur Review von SAMSAS TRAUM „Wenn Schwarzer Regen“ bei metal.de

10.10.2016
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