Agrypnie
Aetas Cineris Tour 2013

Special

Agrypnie

AGRYPNIE gehen dieser Tage auf Tour, um ihr neues Album “Aetas Cineris“ zu promoten. Auch wenn dieses erst am 15. März offiziell das Licht der Welt erblickt, kann man das neue Langeisen bereits vorab auf Tour ergattern. Mit im Schlepptau haben AGRYPNIE außerdem DER WEG EINER FREIHEIT und HERETOIR, was Freunde des Post Black Metal sicherlich das Wasser im Mund zusammen laufen lässt.

Metal.de begibt sich gemeinsam mit den drei Bands auf einen Trip quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und lässt jeden Tag die Musiker selbst zu Wort kommen, um euch einen regelmäßigen Einblick in die Shows und Backstage-Momente zu geben.

Freitag, 01.03.2013 – Vortex Club Siegen:
Was seit Wochen und Monaten als „Aetas Cineris – Tour 2013“ geplant wurde, steht als (mit leicht verspäteter Ankunft) doppelstöckiger Nightliner gestern morgen vor meiner Haustüre. Auch nicht schlecht. Die Gesichter der Nachbarn sprechen Bände. Ich lasse mir allerdings nicht das Geringste anmerken und tue so unbeeindruckt, als würde ich jeden Morgen so abgeholt werden. Innerlich freue ich mich natürlich wie ein kleines Kind über unsere erste Headlinertour der Bandgeschichte. Hammer!!

Nachdem der Bus mit gefühlten 100.000 Merchkisten und unserem Equipment beladen wurde, geht es Richtung Würzburg. Dort warten HERETOIR, DER WEG EINER FREIHEIT, René, sowie ein Teil der Crew, um eingesammelt zu werden.

Bevor der Rest zusteigt, nutze ich die Gunst der Stunde, um mir eine gescheite Koje rauszusuchen. Ich habe ein goldenes Händchen dafür, immer genau die eine Koje zu wählen, die klappert, deren Licht nicht funktioniert oder sonstige „Mängel“ aufweist. Und oh Wunder, nach zehnsekündigem Probeliegen hab ich sie wieder mal erwischt (Klappern ov eternal Schlaflosigkeit). Ich wechsel also auf die gegenüberliegende Seite… Perfekt!

In Würzburg warten frierende Gesichter und noch mehr Merch- und Equipmentkisten auf uns. Zwischenzeitlich bin ich mir nicht sicher, ob der Trailer des Nightliners auch wirklich groß genug ist. Aber Tetris machts möglich.

Von der Weiterfahrt nach Siegen bekomme ich fast nichts mit. Einige Tage vor Tourstart hat es mich (und auch René) grippentechnisch komplett dahingerafft und ich bin leider immer noch weit davon entfernt, wieder gesund zu sein. Das herrschende Gehuste im Bus zeugt allerdings davon, dass ich nicht der einzige Seuchenherd auf dieser Tour sein werde. Der Stimmung im Bus tut dies keinen Abbruch und Flange sorgt mit einer saloppen Idee für das erste Tourhighlight, bevor wir Siegen erreicht haben. Hierzu später mehr, sollten wir die Idee wirklich in die Tat unsetzen.

Vor Ort in Siegen hat sich an meinem Zustand leider nichts verändert und so erlebe ich alles mehr oder weniger in Trance, als mit wirklich wachem Geiste. Dann doch lieber einen ordentlichen Alkoholrausch als so einen Fuck!! So dauert es also irgendwie nicht lange und wir bereiten uns für unseren Auftritt vor. Der Laden ist gut gefüllt und alles sieht nach einem guten Tourauftakt aus. DER WEG EINER FREIHEIT und HERETOIR liefern coole Shows ab und als wir die Bühne betreten, traue ich mich fast nicht, dass Wort „Headliner“ bei einer meiner Ansagen zu verwenden.

Ich freue mich auf neun weitere Shows und Tage mit dieser Crew und diesen Bands!
(Torsten, AGRYPNIE)

Samstag, 02.03.2013 – Helvete Oberhausen:
Nach meiner ersten Nacht in einem Nightliner (YEAH) erheben sich meine Augenlider nach einer super geilen Show in Siegen und einer feucht-fröhlichen Nacht mit Blick auf einen von Schnee bedeckten Hügel. Okay, Sascha muss sich erstmal finden, checkt gar nix und geht Barfuss raus. Kalt. Bei Kaffee und Stammtischparolen mit Tourmanager und Busfahrer kamen wir dann gegen 10 Uhr in Oberhausen an.

Weil wir uns seit Wochen vorgenommen haben, auf der Tour jeden Tag ins Hallenbad zu gehen, begaben Giuliano, Tobi und ich mich nach einer Runde „Warcraft III“ ins nahe gelegene Oberhausener Hallenbad. Nach unzähligen High Fives, wiederkehrenden Erinnerungen aus der Nacht und Tauchwettbewerben gabs noch nen Yufka für mich und im türkischen Lebensmittelladen eine Packung Sonnenblumenkerne, sodass ich auch meine russischen Roots vollständig repräsentieren kann. Warum zur Hölle rafft auch im Pott keiner, dass man nen Yufka einfach auf beiden Seiten zu macht?! Punktabzug, aber das Fleisch war okay.

Der Helvete-Club hat mich total umgehauen, zwar mussten wir das ganze Equipment einen Stock tiefer schleppen, aber ich war dennoch begeistert. Ziemlich Metal! Backstage gabs Astra, Bananen und Trauben. Ich hatte vor der Show wieder ein unglaubliches Übermaß an Energie, was sich dann in ein Liegestütze-Battle mit Giuliano entwickelt hat- ich habe verloren.

Zur Show selbst: Was war da denn los?! Saugeil! Tatsächlich hat eine Symbiose aus Black Metal und Party stattgefunden. Der Hammer! Nach der Show gleich geduscht und ab ins Getümmel. Die Party lief unter dem Motto „Hangover-Party“. Ich bin mittlerweile eigentlich eher gelangweilt von Metal-Partys, aber die DJ-Setlist war klasse. Gut angezwitschert lausche ich bei vielen guten Gesprächen AT THE GATES und CANNIBAL CORPSE. Ich dachte besser wird’s nicht mehr, aber völlig den Ast abgeschossen hat dann Dave (Eklatanz) von HERETOIR, als er sich IMMORTAL gewünscht hat. Ich dreh mich um und sehe einfach eine wirbelnde Palme auf der Tanzfläche. Die Aktion hat dann den Großteil der Crew auf die Tanzfläche geholt. Respekt übrigens an die anderen HERETOIRs, die ständig seine unglaublich langen Dreads in die Fresse kriegen. Ich hätte sie ihm wahrscheinlich schon längst abgeschnitten. Aber… bester Typ!!!

Gegen 5 Uhr morgens war ich dann einer der Letzten, die sich ins Bett gelegt haben. Der Bus fährt, ich wache auf. Meine Lieblingsstadt Hamburg!
(Sascha, DER WEG EINER FREIHEIT)

Sonntag, 03.03.2013 – Bambi Galore Hamburg:
Wir erinnern uns: Goldenes Händchen bei der Auswahl meiner Kojen… Ich habe das Umluftgebläse des Nightliners direkt in meiner Koje. Was sich während der Fahrt homogen unter die Motoren- und Fahrgeräusche des Buses mischt, klingt bei Stillstand wie eine Flugzeugturbine direkt neben meinem Ohr. Karma’s a bit**!!!

Nach einem grandios ausverkauten Abend in Oberhausen, geht es weiter nach Hamburg. Auf diesen Gig freue ich mich ganz besonders, da ich weder mit AGRYPNIE, noch mit NOCTE OBDUCTA jemals in Hamburg gespielt habe.

Vor Ort heißt es erst einmal warten, bis der Besitzer zu gegebener Zeit eintrudelt. Mein Gesundheitszustand zeigt leider noch keine Veränderung, deshalb packe ich mich warm ein und tanke eine ordentliche Ladung frische Luft und Sonne, während wir warten. Großes Kino!

Irgendwann läuft dann alles in gewohnten Bahnen ab: Ausladen, kleine Stärkung, Soundcheck, warten, Abendessen, warten… Das Catering ist verdammt gut und die Veranstalter sind coole hamburger Säue. Rockt!!

Wir betreten die Bühne und die Stimmung ist wirklich verdammt gut und wie sich später herausstellt, ist auch dieses Mal die Venue ausverkauft und ein paar Fans mussten leider an der geschlossenen Abendkasse wieder heimgeschickt werden.

Bereits beim Aufbau beschleicht mich das Gefühl, in einer Sauna und nicht in einem Konzertsaal gelandet zu sein. Die Scheinwerfer brennen mir förmlich die Haut von den Knochen und die nicht vorhandene Luft macht die Geschichte nicht besser.

Während unserer Show haben ich den Bewegungspielraum einer Briefmarke. Kein Schritt in die falsche Richtung, sonst stehe ich auf Equipment oder noch besser, ich bekomme den Basshals ab. Das Publikum und die Stimmung machen die engen Bühnenverhältnisse und die tropischen Temperaturen aber wieder mehr als wett. Trotz gerissener Saite am Ende (weshalb wir eine Zugabe weglassen mussten), ein grandioser Abend!!
(Torsten, AGRYPNIE)

Montag, 04.03.2013 – Magnet Berlin:
Tag 4. Zeit, dass sich das Tourküken zu Wort meldet. Wie so oft bin ich mal wieder der Einzige, der nach 1990 geboren wurde. Nach einem für eine Tour ungewöhnlich langen Schlaf wurde ich durch einen unsanften Gutenmorgenkuss von der Fensterscheibe meiner Koje geweckt. Wie jeden Morgen musste ich erst wieder realisieren, dass ich mich in einem Nightliner befand und während ich schlief, quer durchs Land kutschiert wurde. Ich trau mich kaum zu behaupten, mich langsam daran gewöhnt zu haben. Nachdem ich einige Zeit vor mich hin döste, mit der Belüftungsanlage meiner Koje spielte und vorbeifahrende PKW beobachtete, schob sich plötzlich etwas durch meine zugezogenen Kojenvorhänge. Die Silhouette dieses quadratischen Kanisterkopfs würde ich aus tausenden heraus wieder erkennen. Es handelte sich um meinen Bloodbrother Sascha, der wohl schon einige Zeit länger wach und mittels Tourbuskaffeemaschine auch um einiges fitter ist als ich. Ich konnte ihn mit einem unausgeschlafenen „Vpss dichh“ abwimmeln. Das beruhigende schunkeln des Busses zwang mich erneut in einen leichten Halbschlaf und als ich meine Augen wieder öffnete, erblickte ich die grauen, mit Graffiti verzierten Häuserreihen Berlins. Noch völlig schlaftrunken betrat ich die Pflastersteine der Hauptstadt, wollte erstmal klarkommen und machte mir Gedanken über mein Frühstück, als die anderen bereits mit dem Load-in begannen. Noch völlig neben der Spur stapelte ich also Merchkisten auf Sackkarren und schleppte diese und anderes Equipment in den Club. Mit 17 Mann, die alle mit anpackten, ist der Trailer allerdings schnell entladen und der eigentlich stressigste Part am Touren war in 15 Minuten erledigt. Ich verirrte mich erstmal in dem labyrinthartigen Hintereingangsbreich der Location, riesige Spiegelwände trieben meine Verwirrung dann auf die Spitze. Als ich dann den Konzertraum betrat, war ich allerdings positiv überrascht. Die Bühne war recht groß, ich hatte also nicht zu befürchten, dass sich meine Haare aus Platzgründen in irgendwelchen Gitarrenmechaniken verheddern könnten.

Über ein Treppenhaus gelangte man in den Backstagebereich, der mit allem ausgestattet war, was das Musikerherz begehrt. Obst, belegte Brötchen, Whiskey. Perfekt! Alle Amps und die Backline wurden aufgebaut und AGRYPNIE begannen mit ihrem Soundcheck. Ich hatte nichts zu tun und somit Zeit, mich anderen Projekten zu widmen. Das neue FUCK YOU AND DIE Album will auch noch aufgenommen werden und ich nutzte die Zeit, um noch einige Techriffs im Backstage-Bereich zu üben.

Nach einiger Zeit des Wartens, was einen Großteil des Tourlebens ausmacht, gab es dann Pizza. Yeah! Pizza wie sie sein muss groß, ultrafettig und ölig, mega viel Käse und vor allem bunt muss sie sein. Yeah! Die Location füllt sich und HERETOIR begannen mit ihrer Show. Der Tourmischer Julian Kuhn leistete wie immer einen guten job. Große Klappe und einiges dahinter. Jan Meier sorgte mit seinen Skills für ein ebenbürtiges  Lichtinferno. Nach 2 Warmup-Whiskey-Cola mit Sasch kammen wir dann an die Reihe. Unser Gig ist der Hammer! Alles ist geil. Sound, Licht, Publikum alles passt. Nach 60 Minuten Live-Action verkroch ich mich wieder mit den anderen in den Backstagebereich und wir widmeten uns ausgiebig dem Catering.

AGRYPNIE hatten sich bereits in Schale geworfen und waren bereit, die Bühne zu entern. Der Headliner lieferte eine gewohnt krasse Performance ab und gaben dem Publikum den Rest.

Wir waren sehr froh, unsere Freunde von ARROGANZ getroffen zu haben. Nach dem Gig vertieften wir uns mit ihnen im Club bei einigen Rum Cola und Bieren in tiefsinnige Musikgespräche und philosophierten über den Metal an sich. Nachdem wir den Trailer wieder beladen haben, diskutieren wir, wer diesen Bericht, den ihr gerade lest, schreiben soll. Wir entschieden uns für die gängige Methode. Ein Freestyle Battle. Daves Beatbox untermalte meinen glorreichen Sieg über AGRYPNIEs Basser Matthias. Nachdem das geklärt war, begaben sich einige von uns noch in eine etwas entfernte Kneipe. Unterwegs blieben wir allerdings an einem Fotoautomaten hängen und ließen uns diese Gelegenheit nicht entgehen. So pressten sich acht betrunkene Männer in einen winzigen Fotoautomaten. In der Kneipe, dem Metaleck, angekommen lauschten wir BLACKSABBATH, AC/DC und Co und stießen auf den guten Gig und die kommenden Tourdates an. Zwei oder drei Stunden und unzählige betrunkene Liebeserklärungen später krochen wir wieder in unsere Kojen und meine mitternachtsblauen Vorhänge schlossen sich zum vierten Mal, seitdem wir Würzburg verlassen haben.
(Giuliano, DER WEG EINER FREIHEIT)

Dienstag, 05.03.2013 – Kulturcafe Mainz:
Der Tourbus hält. Erster Blick aus dem Fenster: Studenten… Überall Studenten. Wir parkten tatsächlich mitten auf dem Uni Campus in Mainz. Die Sonne war wieder auf unserer Seite und Nikita nutzte die Gunst der Stunde, um es sich an einem sanften Hügel am Fuße eines großen Baumes gemütlich zu machen. Die Situation könnte nicht idyllischer sein, doch sie lud natürlich auch zu Schabernack ein und endet prompt in einer Art Hippie-Gruppenkuscheln.

Der Rest der Jungs von DER WEG EINER FREIHEIT machten, begleitet von David, einen Abstecher ins nahe gelegene Schwimmbad, um die Schweißkruste des letzten Tages loszuwerden. Flo, Martin, Rene und ich streunten derweil über den Campus und inspizierten Seminarräume, begutachteten Hörsäle und checkten das Vorlesungsverzeichnis. Wie immer verflog die Zeit viel zu schnell und wir begannen mit dem Aufbau. Schnell bemerkten wir auch bei der Location, dass sie zum Unikomplex gehört. Wir schleppten unser Equipment durch die Küche der Mensa, drängten uns vorbei an Tischen, Stühlen und verdutzten Gesichtern, um aufzubauen.

Das Gute daran: Sau gutes Catering. Vor allem das vegane Futter lässt heute einmal mehr nichts zu wünschen übrig. Das Schlechte: Jan, unser Lichttechniker, gab Geräusche von sich, welche Nikitas Geschrei beim Song Lichtmensch passenderweise sehr ähneln. Der Grund: Die Lichttechnik ließ doch schwer zu wünschen übrig und so ist mit Lichtmenschen in Mainz nicht zu spaßen.
Dafür hat der Rest der Truppe im Obergeschoss Spaß: Mihaly Peredi hatte sich dort eingerichtet und verteilte fleißig schicke Tourtattoos. Einige Gesichter erblichen bei der Aktion, doch nach Vollendung sind alle vom Ergebnis begeistert.

Die Shows an sich sind wie immer gut besucht und die Stimmung ist top… Bis kurz vor Ende des Abends jedenfalls. Einige Unannehmlichkeiten mit dem örtlichen Tontechniker drohten zu eskalieren. Der, durch einige Cola zuviel, aufgebrachte Martin ließ sich vom Tontechniker des Hauses anfangs nicht aus der Fassung bringen, reagierte dann doch ein wenig verärgert und es wurde mit Worten um sich geworfen, die sich für Mainzer Tontechniker nicht gehören. Martin konterte und meinte später im Tourbus: „Die Kohlensäure in der Apfelschorle ist nicht gut für mich.“
(Mathias, AGRYPNIE & HERETOIR)

Mittwoch, 06.03.2013 – Moritzbastei Leipzig:
Gut gelaunt starten wir in Mainz, um kurz vor Zwölf an der Moritzbastei in Leipzig einzutreffen. Die Location ist den meisten bekannt, in der Sonne kommen wir uns vor wie irgendwelche Touristen oder Studenten der angrenzenden Universität.

Das alte Gemäuer mit Resten der Stadtfestung aus 1500 ruft herrschaftliche Gefühle in uns hervor, eine schnuckelige Wendeltreppe tut Ihr übriges. Wir sind aber heilfroh, dass wir eine andere Möglichkeit zum Bestücken der Bühne haben. Es folgt nämlich das übliche Schleppen, das mindestens zwei Mal am Tag das Leben eines tourenden Musikers bestimmt. Aber mittlerweile in Übung ist die Aktion superschnell über die Bühne gebracht.

Das nächste Highlight ist das kalte Buffet im Backstage-Bereich, schick anzuschauen und alles da, was wir uns gewünscht haben. Überhaupt genießen wir an diesem Tag die Vorzüge des kombinierten Gastro- und Club-Betriebes. Mit Essens-Chips gibt es heute das warme Essen à la Carte, die vegane Abteilung unseres Black-Metal-Überfall-Kommandos wird mit eigens gekochten Speisen direkt aus der Küche versorgt. Vorbildlich!

Heute darf sich auch unser Lichtmensch Jan richtig austoben mit eigenem Arbeitsplatz hoch über den Köpfen der gemeinen Meute und einigen Moving Heads an den Traversen.
Aus gutem Essen folgt eine gute Show. HERETOIR können wie jeden Tag einige neue Fans für sich gewinnen, das merken Flo und ich auch anhand des Sturms auf das kleine Merchandise Eck, indem wir wieder unzählige Motive gestapelt haben. Zwei Mal muss ich gar Nachschub aus unserem Trailer holen. DER WEG EINER FREIHEIT kontern mit pfeilschnellen, präzisen Riff-Attacken, während AGRYPNIE den würdigen Headliner abgeben und mächtig abgefeiert werden.

Heute muss flott abgebaut werden, da noch eine Metal-Aftershow-Party folgt, die wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Spät aber pünktlich mit einigen Biers und einigen Brummschädel-verdächtigen Getränken im Helm geht es dann weiter nach Wien…
(Robby, Supreme Chaos Records)

Donnerstag, 07.03.2013 – Viper Room Wien:
Ich erwache in meiner nach 5 Tourtagen ziemlich unordentlichen Koje und werfe meinen Blick hoffnungsvoll nach Links – doch viel außer Wandverkleidung gibt’s da nicht zu sehen, denn bei der Bettenverteilung war ich nicht der Schnellste und liege leider unten. Nachdem ich mich schwerfällig und noch im Halbschlaf erhebe, versuche ich mit den anderen im Bus zu sprechen, doch mehr als ein tiefes, unverständliches und heiseres Grummeln bekomme ich dabei nicht zustande. Jetzt muss ich an Nikita denken (wie hälst du deine Stimme nur so fit?), der mir im Lauf des genialen Vorabends in Leipzig den Rat gegeben hat keinen Ton mehr zu sprechen – hätte ich nur auf ihn gehört! Auf jeden Fall ist er von nun an auch mein Lutschpastillen-Versorger erster Wahl.
Ich finde mich damit ab für den Großteil des Tags per Zeichensprache mit den anderen zu kommunizieren und setze meinen Fuß aus dem Bus.

Hallo Wien! Die Sonne scheint und sofort sind meine Halsschmerzen des Todes für einen Augenblick vergessen. Ein Teil der anderen labt sich auch bereits mit Sonnenbrillen bestückt am Sonnenschein oder genehmigt sich bei der Dönerbude direkt neben der Location (bzw. dem Biomarkt um die Ecke) ein Frühstück. Dieser Frieden währt aber nicht lange, da so ziemlich jedes vorbeifahrende Auto hupt als ob ein großer Hochzeits-Autocorso unterwegs wäre. Bei einem Blick auf den Tourbus merke ich auch warum – der Bus steht samt Trailer ziemlich unschön zur Hälfte in der Straße und die Wiener machen ihrem Frust sofort Luft. Grund für die ungewöhnliche Parkstellung ist ein kleiner Wagen vor uns, der augenscheinlich im Halteverbot steht und den Bus am Parken vor der Location hindert. Nach einigem Hin und Her, amüsanten Diskussionen mit Verkehrspolizisten und ein paar (gefühlten) Stunden des Wartens taucht die Besitzerin des Fahrzeugs auf und macht sich kleinlaut mit der Aussage „Ich war nur schnell Blumen kaufen“ vom Acker – und das ganz ohne Strafzettel.

Nach dieser unerwarteten Verzögerung machen wir uns daran das Equipment zügig durch die gefühlten zehn Stockwerke hinunter in den „Viper Room“ zu bringen. Nach dem Soundcheck beschäftige ich mich damit, die AGRYPNIE-Schminküberbleibsel (hartnäckiges Zeug!) vom Vortag beim Duschen loszuwerden und brauche wie so oft eine gute halbe Stunde um meine Kontaktlinsen einzusetzen. Ich genehmige mir noch ein wenig frisches Gemüse und ein gutes Wiener Schnitzel vom liebevoll zusammengestellten Catering, bevor ich mich versehe und es nach zwei Vorbands (Gruß an WARCULT und KARG!) schon Stage-Time für HERETOIR ist. Meine Angst heute auf der Bühne keinen Ton herauszubekommen verfliegt mit dem ersten Jubel des großartigen Wiener Publikums und ich schaffe es irgendwie den Schmerz beim Kreischen auszublenden. Die Reaktionen der Anwesenden auf HERETOIR sind für mich wohl die intensivsten der bisherigen Tour und ich fühle mich unglaublich durch die Energie des Publikums gepusht. Vielen vielen Dank Wien!

Nach einigen Gesprächen mit Freunden und Bekannten, die man nur selten im Jahr zu Gesicht bekommt, einigen optischen Veränderungen (-> Schminken) und Warmspielen, geht es auch schon mit AGRYPNIE auf die Bühne. Ich genieße jede Sekunde und die großartige Stimmung des Publikums und freue mich vorallem über die Tatsache, dass Eviga (DORNENREICH) uns bei „Schlaf“ großartig mit Guestvocals unterstützt. Fazit: ein geiler Abend, mit einem noch geileren Publikum und einem sehr sehr zufriedenstellenden Gefühl, das zurückbleibt.
Wien, I hope we meet again soon! And Stuttgart, we await you with open arms!
(David, AGRYPNIE & HERETOIR)

Freitag, 08.03.2013 – Club Zentral Stuttgart:
Es ist eng, finster, unangenehm laut und ruckelt permanent. Ich liege im Nightliner der bereits Kurs auf Ingolstandt genommen hat. Selbst nach einer unglaublich coolen achten Show habe ich noch nicht realisiert, dass ich gerade auf Tour bin. Seit Beginn unserer Reise freute ich mich speziell auf diesen Gig in Stuttgart. Ich erwarte einen Haufen bekannte Gesichter, eine sehr sehr coole Venue und durch den Freitag bedingt sehr viel betrunkene Menschen, was dem Metal natürlich nur zu Gute kommt.

Die Location sowie der Backstagebereich, der Hammer! Das Essen ist perfekt, es gibt genügend Getränke für alle. Draußen gibt es einen Basketballplatz, an dem sich ein Paar von uns an diesem Sport versuchen. Wir haben die Punkte nicht gezählt, aber man munkelt dass meine Mannschaft (Dave, Giuli und ich) mit riesen Abstand gewonnen haben, haha.

Vor dem AGRYPNIE-Soundcheck beschließen die HERETOIRs und ich, dass ich bei dem gleichnamigen Song einen Gastpart an der Gitarre für sie übernehmen darf/will/kann/soll. Saugeil, wenn man bedenkt, dass ich seit über fünf Jahren nichtmehr mit der E-Gitarre auf der Bühne stand. Unsere kleine Probe beim Soundcheck läuft reeeelativ gut. Ich hab den ganzen Tag den Song geübt, bis es dann soweit ist. Ich habe einen riesen Spass auf der Bühne. Nochmals danke an Dave & Co, dass ich den Song mitspielen durfte.

Unser eigener Gig verläuft anfangs sehr gut. Im Publikum kann ich sogar meine Eltern und meinen Bruder ausfindig machen. Wie ich später mitbekomme, wurde mein anderer älterer Bruder vor der Türe heim geschickt, weil der Laden bis zum Anschlag voll ist. Die ersten drei Songs laufen heute routiniert runter, bis dann bei „Nachtsam“ die Bässe und später dann das komplette Licht ausfallen. ich dachte zuerst dass es nur eine coole Idee von unserem Lichtmischer sei… haha! Nach einer etwas zähen Pause gehts dann mit „Der Stille Fluss“ weiter, bei dem Torsten von AGRYPNIE einen kleinen Gesangspart übernimmt. War geil! Von der AGRYPNIE-Show bekomme ich allerdings nichts mit, weil ich feuchtfröhlich von meinen Bandkollegen von FUCK YOU AND DIE und Konsorten empfangen werde.

Nach der Show gehts dann mit einer recht großen Gruppe in die Stadt. Irgendwann um drei Uhr nachts bin ich dann fertig mit der Welt. Jetzt liege ich wieder in dem engem, finsteren, lautem und ruckelnden Nightliner. DER HAMMER!!!
(Tobi, DER WEG EINER FREIHEIT)

Samstag, 09.03.2013 – Ohrakel Ingolstadt:
Da mich der späte Buscall in Stuttgart erst um 7:30 Uhr morgens in die Koje brachte, wache ich mittags um drei wieder, wie immer bei sonnigen Tagen, in einer Sauna auf. Die dunkle Scheibe, die meine Koje umringt, hat wieder ordentlich Photosynthese betrieben. Die Dame vom Catering war schon vor Venue-Eröffnung da und wir sahen uns bei Obst aus dem Kofferraum die größte Location der Tour, das Ohrakel, von außen an. Ich wusste, dass wir heute in einer 700er Location spielen, hatte aber das Gefühl für die Größe nicht mehr. Beim Get-In traf mich der Schlag. (Absolut in positivem Sinne!) Viel Platz für Bewegung auf der Bühne, das schont den Nacken.

Nach dem Aufbau der Backline, hatte ich mit meinen Jungs das Glück, das Catering im Hotel zu bekommen. Ein Riesen Tisch zu viert und Schweinsbraten mit Knödel. Vom Essen gestärkt gab’s, während die anderen geduscht haben noch einen Tattoo-Nerd-Talk mit Sandra vom Catering und dann ging’s ab zurück ins Ohrakel.
Hier rockt unser Merch-Mann Flo mit seiner Band DEAD ALONE gerade das Ohrakel als Opener. Ich hab’s total gefeiert. Flo sagt den ganzen Tag eher wenig, ich treffe ihn fast nur beim rauchen und auf ein mal singt er sau geil Death Metal! Geiles Ding!

Während HERETOIR spielen und wir uns auf die Show vorbereiten, hat irgendwer eine Rolle Frischhaltefolie entdeckt. Natürlich erst mal von hinten Leuten das Gesicht verbinden und dann von vorne fotografieren. Dann kam der Moment, als Torsten von AGRYPNIE mir die Folie um den Körper spannt. Ich sagte „Hey warte! Verbind‘ meinen kompletten Oberkörper und ich spiel die ganze Show so!“ Ihr werdet euch fragen wieso. Ich weiß es bis jetzt noch nicht. Aber es war witzig.

Nach vier Songs hatte ich das Gefühl, besoffen zu lange in einer finnischen Sauna gewesen zu sein. Während des fünften Songs kurz einen Blick nach links zum Bühnenaufgang und ich sehe die Gehässigkeit und Schadenfreude in den Gesichtern der anderen. Alle inklusive mir und Tobi lachen sich tot, denn jeder weiß was gemeint ist. Nach jedem Song überlegte ich, schnell nach Hinten zu laufen und mir das ding vom Körper zu reißen. Zum glück hab ich das nicht getan, weil ich am ende vom Gig feststellte, dass Torsten ungefähr 374 mal um mich herumgelaufen ist. Die Show selbst hat trotzdem sehr sehr viel Spaß gemacht und war für mich mit allem drumherum einer der coolsten Abende der Tour. AGRYPNIE haben wieder die Bude auseinandergenommen. Wieder sehr energetisch! Daumen Hoch!

Nach dem Get-Out aus der Location, mussten wir leider schon sehr schnell das Ohrakel verlassen. Coolerweise sind noch einige Leute aus dem Publikum da geblieben und wir haben vor dem Nightliner und auf dem Parkplatz weitergefeiert. Was auch toll anzusehen war: Ich laufe an irgendeinem Auto vorbei, schaue, aus welchem Grund auch immer hinein und sehe Dave von HERETOIR mit Fans, wie er ihnen über die Autoanlage neue Songs via MP3-Player zeigt. Coole Sache!

Bei mir gehen schon (im Gegensatz zu den anderen Tagen) früh, gegen 4:00 Uhr, die Lichter aus und ich schlafe mich in die Schweiz. Mein Erster Gig in der Schweiz. Ich bin gespannt!
(Sascha, DER WEG EINER FREIHEIT)

Sonntag, 10.03.2013 – Werk 21 Zürich:
Ich werde mit einem äußerst unangenehmen Gefühl wach… Kopfschmerzen. Und zwar des Todes! Also so richtig… Ingolstadt war ein absolut grandioser Abend und ich habe wohl „versehentlich“ den Alkoholkonsum aus den Augen verloren. Mit zittrigen Knien wanke ich aus dem Bus und Max (HERETOIR) begrüsst mich grinsend mit einem „Guten Morgen Dornröschen“. Dabei werde ich dann noch um ein Haar von einem Fahrradfahrer umgebracht, da direkt vor der Bustüre ein Radweg entlang führt. Fucking hell…

Während ich die Kopfschmerzen mit dem ersten Konterbier in den Griff zu kriegen versuche, hat es Martin übel dahingerafft. Mit Schüttelfrost, Schwindel und Fieber liegt der arme Kerl bis kurz vor unserem Auftritt in seiner Koje. Das Konzert zieht er trotzdem durch. Da hat jemand wirklich Eier in der Hose, meinen Respekt!

Bevor wir die Bühne zum letzten Mal auf dieser Tour entern, schaue ich mir die Shows von HERETOIR und DER WEG EINER FREIHEIT an. Wie an den anderen Abenden auch, rocken beide Bands was das Zeug hält und werden entsprechend gefeiert!

Dann sind wir dran und geben nochmal alles. Bei der Hälfte des Sets klemme ich mir beim Headbangen einen Nerv im Hals ein, eine relativ schmerzhafte Premiere. Gegen Ende der Show lassen wir uns zu einer zusätzlichen ungeplanten Zugabe hinreissen und spielen „Augenblick“, welches lautstark von einem Mädel in der ersten Reihe gewünscht wird. Nach dem Konzert gibt es das obligatorische Gruppenfoto und ich kann es nicht fassen, dass bereits zehn grossartige Tage einfach so verflogen sein sollen. Fuck!!!!!!!

Auf der Heimreise nutzen wir die letzten Stunden, um nochmal gemeinsam auf die Tour anzustossen. Wer schläft verliert. Und wer außerhalb seiner Koje einschläft sowieso… Mit Gaffa lassen sich tolle Dinge anstellen. Aber das ist eine andere Geschichte. Großartig wars!!
(Torsten, AGRYPNIE)

06.03.2013
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